krüfte in die Augen fallen, und folglich in allen Krank- heiten desto weniger von der Natur zu hoffen seyn, mit je einer höhern Stufe des Verderbnisses sie zu- sammen treffen.
In der ersten Stufe nimmt die Eßlust ab; kurz nach dem Essen fühlt man eine Schwere und ein Drücken im Magen, Blähungen, öfteres, saures, abgeschmacktes, salziges, stinkendes Aufstoßen. Bald folgen Eckel und Erbrechen; die Kräfte schwinden, der Puls ist klein und matt, kriechend; der Kopf thut wehe; der Kranke ist immer schläfrig, abge- schlagen, müde, die Wärme vermindert sich, nur die faulichte und scharbockichte Schärfe ausgenommen. Die Absönderungen und Ausleerungen gehen übel von statten; ist die Brust oder der Unterleib verstopft, so ist das Athmen beängstigt, der Kranke hustet, fühlet einen Druck und mehr oder weniger tiefe Schmer- zen; bisher merkt der Kranke noch sehr wenig oder nichts von diesen Zufällen. Aber in der zweyten Stu- fe wird die Unordnung schon deutlicher; der Kranke ist schwach, eine schmachtende Hinfälligkeit zeiget seine Abnahme an; das Athemholen wird immer beschwer- licher, kürzer, geschwinder, mühsamer bey der ge- ringsten Bewegung, besonders beym Steigen. Die Stimme wird unterbrochen, die Sprache matt, der Geist unruhig, traurig, verdrüßig, stumpf, die Lau- ne mürrisch, die Gesichtsfarbe blaß, verunstaltet, das Gesicht hager, der Aderschlag unregelmäßig, fast immer fieberhaft; die Eßlust mangelt; die ersten Weege sind in Unordnung; der Kranke schwitzet leicht,
was
Gall I. Band Y
kruͤfte in die Augen fallen, und folglich in allen Krank- heiten deſto weniger von der Natur zu hoffen ſeyn, mit je einer hoͤhern Stufe des Verderbniſſes ſie zu- ſammen treffen.
In der erſten Stufe nimmt die Eßluſt ab; kurz nach dem Eſſen fuͤhlt man eine Schwere und ein Druͤcken im Magen, Blaͤhungen, oͤfteres, ſaures, abgeſchmacktes, ſalziges, ſtinkendes Aufſtoßen. Bald folgen Eckel und Erbrechen; die Kraͤfte ſchwinden, der Puls iſt klein und matt, kriechend; der Kopf thut wehe; der Kranke iſt immer ſchlaͤfrig, abge- ſchlagen, muͤde, die Waͤrme vermindert ſich, nur die faulichte und ſcharbockichte Schaͤrfe ausgenommen. Die Abſoͤnderungen und Ausleerungen gehen uͤbel von ſtatten; iſt die Bruſt oder der Unterleib verſtopft, ſo iſt das Athmen beaͤngſtigt, der Kranke huſtet, fuͤhlet einen Druck und mehr oder weniger tiefe Schmer- zen; bisher merkt der Kranke noch ſehr wenig oder nichts von dieſen Zufaͤllen. Aber in der zweyten Stu- fe wird die Unordnung ſchon deutlicher; der Kranke iſt ſchwach, eine ſchmachtende Hinfaͤlligkeit zeiget ſeine Abnahme an; das Athemholen wird immer beſchwer- licher, kuͤrzer, geſchwinder, muͤhſamer bey der ge- ringſten Bewegung, beſonders beym Steigen. Die Stimme wird unterbrochen, die Sprache matt, der Geiſt unruhig, traurig, verdruͤßig, ſtumpf, die Lau- ne muͤrriſch, die Geſichtsfarbe blaß, verunſtaltet, das Geſicht hager, der Aderſchlag unregelmaͤßig, faſt immer fieberhaft; die Eßluſt mangelt; die erſten Weege ſind in Unordnung; der Kranke ſchwitzet leicht,
was
Gall I. Band Y
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0356"n="337"/>
kruͤfte in die Augen fallen, und folglich in allen Krank-<lb/>
heiten deſto weniger von der Natur zu hoffen ſeyn,<lb/>
mit je einer hoͤhern Stufe des Verderbniſſes ſie zu-<lb/>ſammen treffen.</p><lb/><p>In der erſten Stufe nimmt die Eßluſt ab;<lb/>
kurz nach dem Eſſen fuͤhlt man eine Schwere und ein<lb/>
Druͤcken im Magen, Blaͤhungen, oͤfteres, ſaures,<lb/>
abgeſchmacktes, ſalziges, ſtinkendes Aufſtoßen. Bald<lb/>
folgen Eckel und Erbrechen; die Kraͤfte ſchwinden,<lb/>
der Puls iſt klein und matt, kriechend; der Kopf<lb/>
thut wehe; der Kranke iſt immer ſchlaͤfrig, abge-<lb/>ſchlagen, muͤde, die Waͤrme vermindert ſich, nur<lb/>
die faulichte und ſcharbockichte Schaͤrfe ausgenommen.<lb/>
Die Abſoͤnderungen und Ausleerungen gehen uͤbel von<lb/>ſtatten; iſt die Bruſt oder der Unterleib verſtopft,<lb/>ſo iſt das Athmen beaͤngſtigt, der Kranke huſtet,<lb/>
fuͤhlet einen Druck und mehr oder weniger tiefe Schmer-<lb/>
zen; bisher merkt der Kranke noch ſehr wenig oder<lb/>
nichts von dieſen Zufaͤllen. Aber in der zweyten Stu-<lb/>
fe wird die Unordnung ſchon deutlicher; der Kranke<lb/>
iſt ſchwach, eine ſchmachtende Hinfaͤlligkeit zeiget ſeine<lb/>
Abnahme an; das Athemholen wird immer beſchwer-<lb/>
licher, kuͤrzer, geſchwinder, muͤhſamer bey der ge-<lb/>
ringſten Bewegung, beſonders beym Steigen. Die<lb/>
Stimme wird unterbrochen, die Sprache matt, der<lb/>
Geiſt unruhig, traurig, verdruͤßig, ſtumpf, die Lau-<lb/>
ne muͤrriſch, die Geſichtsfarbe blaß, verunſtaltet,<lb/>
das Geſicht hager, der Aderſchlag unregelmaͤßig,<lb/>
faſt immer fieberhaft; die Eßluſt mangelt; die erſten<lb/>
Weege ſind in Unordnung; der Kranke ſchwitzet leicht,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band Y</fw><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[337/0356]
kruͤfte in die Augen fallen, und folglich in allen Krank-
heiten deſto weniger von der Natur zu hoffen ſeyn,
mit je einer hoͤhern Stufe des Verderbniſſes ſie zu-
ſammen treffen.
In der erſten Stufe nimmt die Eßluſt ab;
kurz nach dem Eſſen fuͤhlt man eine Schwere und ein
Druͤcken im Magen, Blaͤhungen, oͤfteres, ſaures,
abgeſchmacktes, ſalziges, ſtinkendes Aufſtoßen. Bald
folgen Eckel und Erbrechen; die Kraͤfte ſchwinden,
der Puls iſt klein und matt, kriechend; der Kopf
thut wehe; der Kranke iſt immer ſchlaͤfrig, abge-
ſchlagen, muͤde, die Waͤrme vermindert ſich, nur
die faulichte und ſcharbockichte Schaͤrfe ausgenommen.
Die Abſoͤnderungen und Ausleerungen gehen uͤbel von
ſtatten; iſt die Bruſt oder der Unterleib verſtopft,
ſo iſt das Athmen beaͤngſtigt, der Kranke huſtet,
fuͤhlet einen Druck und mehr oder weniger tiefe Schmer-
zen; bisher merkt der Kranke noch ſehr wenig oder
nichts von dieſen Zufaͤllen. Aber in der zweyten Stu-
fe wird die Unordnung ſchon deutlicher; der Kranke
iſt ſchwach, eine ſchmachtende Hinfaͤlligkeit zeiget ſeine
Abnahme an; das Athemholen wird immer beſchwer-
licher, kuͤrzer, geſchwinder, muͤhſamer bey der ge-
ringſten Bewegung, beſonders beym Steigen. Die
Stimme wird unterbrochen, die Sprache matt, der
Geiſt unruhig, traurig, verdruͤßig, ſtumpf, die Lau-
ne muͤrriſch, die Geſichtsfarbe blaß, verunſtaltet,
das Geſicht hager, der Aderſchlag unregelmaͤßig,
faſt immer fieberhaft; die Eßluſt mangelt; die erſten
Weege ſind in Unordnung; der Kranke ſchwitzet leicht,
was
Gall I. Band Y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/356>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.