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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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eine gewisse Festigkeit der Struktur, nicht enthalten
sey in der Reizbarkeit der einfachen Substanzen des
Nervengeistes, der die Nerven der Muskelfiebern
durchdringt.

§. 286. Reizbarkeit, d. h. das Vermögen sich
auf einen empfangenen Reiz oder Eindruck in Thä-
tigkeit zu setzen, ist eine allgemeine Eigenschaft der
Substanzen der materiellen Welt; wie viel mehr der-
jenigen, aus welcher der Nervengeist besteht.

§. 287. Wenn in einigen Theilen des mensch-
lichen Körpers, z. B. in dem Herzen viel sichtbare
Zusammenziehlichkeit ist, ohne lebhaftes Gefühl, so
beweißt das nicht, daß der Reiz und die Kraft der
Zusammenziehung unterschieden sey, von dem Reiz
und der Kraft des Gefühls. Das schwächere Ge-
fühl des Herzens ist von Stahl sehr gut erklärt wor-
den, aus der Einförmigkeit und steten Fortwirkung
seiner Reize, und aus einer durch den Einfluß der
Gewohnheit entstandenen Abwendung der Aufmerk-
samkeit der Seele. Denn Gefühl ist auch bey dem
stärksten Reize nicht möglich, ohne eine gewisse Rich-
tung der Seele auf den Reiz, welcher das Gefühl
erregt.

§. 288. Alle fleischichte Theile besitzen die Hal-
lerische Reizbarkeit nach Verhältniß der Menge ihrer
Nerven, obgleich, da das Gefühl auch in solchen
Theilen, welche viel Nerven haben, allmählig stumpf
werden kann, nicht im gleichem Verhältniß mit dem
Grade des Gefühls.


§. 289.

eine gewiſſe Feſtigkeit der Struktur, nicht enthalten
ſey in der Reizbarkeit der einfachen Subſtanzen des
Nervengeiſtes, der die Nerven der Muskelfiebern
durchdringt.

§. 286. Reizbarkeit, d. h. das Vermoͤgen ſich
auf einen empfangenen Reiz oder Eindruck in Thaͤ-
tigkeit zu ſetzen, iſt eine allgemeine Eigenſchaft der
Subſtanzen der materiellen Welt; wie viel mehr der-
jenigen, aus welcher der Nervengeiſt beſteht.

§. 287. Wenn in einigen Theilen des menſch-
lichen Koͤrpers, z. B. in dem Herzen viel ſichtbare
Zuſammenziehlichkeit iſt, ohne lebhaftes Gefuͤhl, ſo
beweißt das nicht, daß der Reiz und die Kraft der
Zuſammenziehung unterſchieden ſey, von dem Reiz
und der Kraft des Gefuͤhls. Das ſchwaͤchere Ge-
fuͤhl des Herzens iſt von Stahl ſehr gut erklaͤrt wor-
den, aus der Einfoͤrmigkeit und ſteten Fortwirkung
ſeiner Reize, und aus einer durch den Einfluß der
Gewohnheit entſtandenen Abwendung der Aufmerk-
ſamkeit der Seele. Denn Gefuͤhl iſt auch bey dem
ſtaͤrkſten Reize nicht moͤglich, ohne eine gewiſſe Rich-
tung der Seele auf den Reiz, welcher das Gefuͤhl
erregt.

§. 288. Alle fleiſchichte Theile beſitzen die Hal-
leriſche Reizbarkeit nach Verhaͤltniß der Menge ihrer
Nerven, obgleich, da das Gefuͤhl auch in ſolchen
Theilen, welche viel Nerven haben, allmaͤhlig ſtumpf
werden kann, nicht im gleichem Verhaͤltniß mit dem
Grade des Gefuͤhls.


§. 289.
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[18/0037] eine gewiſſe Feſtigkeit der Struktur, nicht enthalten ſey in der Reizbarkeit der einfachen Subſtanzen des Nervengeiſtes, der die Nerven der Muskelfiebern durchdringt. §. 286. Reizbarkeit, d. h. das Vermoͤgen ſich auf einen empfangenen Reiz oder Eindruck in Thaͤ- tigkeit zu ſetzen, iſt eine allgemeine Eigenſchaft der Subſtanzen der materiellen Welt; wie viel mehr der- jenigen, aus welcher der Nervengeiſt beſteht. §. 287. Wenn in einigen Theilen des menſch- lichen Koͤrpers, z. B. in dem Herzen viel ſichtbare Zuſammenziehlichkeit iſt, ohne lebhaftes Gefuͤhl, ſo beweißt das nicht, daß der Reiz und die Kraft der Zuſammenziehung unterſchieden ſey, von dem Reiz und der Kraft des Gefuͤhls. Das ſchwaͤchere Ge- fuͤhl des Herzens iſt von Stahl ſehr gut erklaͤrt wor- den, aus der Einfoͤrmigkeit und ſteten Fortwirkung ſeiner Reize, und aus einer durch den Einfluß der Gewohnheit entſtandenen Abwendung der Aufmerk- ſamkeit der Seele. Denn Gefuͤhl iſt auch bey dem ſtaͤrkſten Reize nicht moͤglich, ohne eine gewiſſe Rich- tung der Seele auf den Reiz, welcher das Gefuͤhl erregt. §. 288. Alle fleiſchichte Theile beſitzen die Hal- leriſche Reizbarkeit nach Verhaͤltniß der Menge ihrer Nerven, obgleich, da das Gefuͤhl auch in ſolchen Theilen, welche viel Nerven haben, allmaͤhlig ſtumpf werden kann, nicht im gleichem Verhaͤltniß mit dem Grade des Gefuͤhls. §. 289.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/37>, abgerufen am 21.11.2024.