und den abwechselnden Schauer, eben den Eckel und Mangel an Eßlust u. d. gl.
Die übrigen Beweise, daß diese Krankheit nicht neu ist, werde ich im 3ten Kapitel vortragen. Aber, daß man sie jezt weit öfter in unsern Gegenden beob- achtet, als ehemals, und daß sie noch zu den Zeiten des Faustrechts bey uns eine unbekannte Erscheinung war, kann nicht geleugnet werden, obschon sie schon in den Tagen des Hippokrates bey den Griechen das Loos der Verfeinerung und der Weichlichkeit ge- wesen ist.
Da man also keinen andern Grund davon an- geben kann, als eine schwächliche Leibesbeschaffenheit- und einen beträchtlichen Mangel an Lebenskraft, so muß man es auch der nämlichen Ursache zuschreiben, daß die bösartigen und Nervenfieber so selten, weder während der Krankheit, noch während der Genesung gute und vollständige Entscheidungen machen, oder zum wenigsten nur äusserst schwer dazu gebracht wer- den können; und dann, wenn diese auch den vierzehn- ten Tag angefangen haben, bis auf den dreißigsten oder vierzigsten fortdauern, weil sie nicht anderst als theilweis geschehen.
§. 39.
Hätte man bey den Krankheiten der Kindbette- rinnen überlegt, daß ihre Körper durch die Schwan- gerschaft in eine üble cachochimische Beschaffenheit versetzt, durch die Zufälle der Schwangerschaft, die Besorgniß der bevorstehenden Gefahr, die Geburts-
arbeit
und den abwechſelnden Schauer, eben den Eckel und Mangel an Eßluſt u. d. gl.
Die uͤbrigen Beweiſe, daß dieſe Krankheit nicht neu iſt, werde ich im 3ten Kapitel vortragen. Aber, daß man ſie jezt weit oͤfter in unſern Gegenden beob- achtet, als ehemals, und daß ſie noch zu den Zeiten des Fauſtrechts bey uns eine unbekannte Erſcheinung war, kann nicht geleugnet werden, obſchon ſie ſchon in den Tagen des Hippokrates bey den Griechen das Loos der Verfeinerung und der Weichlichkeit ge- weſen iſt.
Da man alſo keinen andern Grund davon an- geben kann, als eine ſchwaͤchliche Leibesbeſchaffenheit- und einen betraͤchtlichen Mangel an Lebenskraft, ſo muß man es auch der naͤmlichen Urſache zuſchreiben, daß die boͤsartigen und Nervenfieber ſo ſelten, weder waͤhrend der Krankheit, noch waͤhrend der Geneſung gute und vollſtaͤndige Entſcheidungen machen, oder zum wenigſten nur aͤuſſerſt ſchwer dazu gebracht wer- den koͤnnen; und dann, wenn dieſe auch den vierzehn- ten Tag angefangen haben, bis auf den dreißigſten oder vierzigſten fortdauern, weil ſie nicht anderſt als theilweis geſchehen.
§. 39.
Haͤtte man bey den Krankheiten der Kindbette- rinnen uͤberlegt, daß ihre Koͤrper durch die Schwan- gerſchaft in eine uͤble cachochimiſche Beſchaffenheit verſetzt, durch die Zufaͤlle der Schwangerſchaft, die Beſorgniß der bevorſtehenden Gefahr, die Geburts-
arbeit
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und den abwechſelnden Schauer, eben den Eckel und
Mangel an Eßluſt u. d. gl.
Die uͤbrigen Beweiſe, daß dieſe Krankheit nicht
neu iſt, werde ich im 3ten Kapitel vortragen. Aber,
daß man ſie jezt weit oͤfter in unſern Gegenden beob-
achtet, als ehemals, und daß ſie noch zu den Zeiten
des Fauſtrechts bey uns eine unbekannte Erſcheinung
war, kann nicht geleugnet werden, obſchon ſie ſchon
in den Tagen des Hippokrates bey den Griechen
das Loos der Verfeinerung und der Weichlichkeit ge-
weſen iſt.
Da man alſo keinen andern Grund davon an-
geben kann, als eine ſchwaͤchliche Leibesbeſchaffenheit-
und einen betraͤchtlichen Mangel an Lebenskraft, ſo
muß man es auch der naͤmlichen Urſache zuſchreiben,
daß die boͤsartigen und Nervenfieber ſo ſelten, weder
waͤhrend der Krankheit, noch waͤhrend der Geneſung
gute und vollſtaͤndige Entſcheidungen machen, oder
zum wenigſten nur aͤuſſerſt ſchwer dazu gebracht wer-
den koͤnnen; und dann, wenn dieſe auch den vierzehn-
ten Tag angefangen haben, bis auf den dreißigſten
oder vierzigſten fortdauern, weil ſie nicht anderſt als
theilweis geſchehen.
§. 39.
Haͤtte man bey den Krankheiten der Kindbette-
rinnen uͤberlegt, daß ihre Koͤrper durch die Schwan-
gerſchaft in eine uͤble cachochimiſche Beſchaffenheit
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/376>, abgerufen am 24.11.2024.
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