Nebenumstände, z. B. durch eine grosse Anzahl Kran- ken im Spitale, oder durch eine ohnehin faulichte Epidemie begünstigt werden.
Aber, werden einige sagen, was sind denn jene schmerzhaften Stockungen, welche sich so wohl in den fieberhaften Krankheiten der Kindbetterinnen, als gleich nach der Entbindung bey den Blutflüssen derselben ereignen, und das Berühren nicht ertragen? Sind diese nicht entzündungsartig? und wie kann man da eine Heilart billigen, wodurch die Kräfte mehr auf- gerichtet, als niedergedrückt werden?
Erstlich sind Sechswöchnerinnen sehr wenig zu Entzündungen geneigt; denn sie haben jezt schlappe Fasern, und sind durch Blutflüsse dazu unfähig gemacht worden. Daher sah Stoll selten Entzündungen bey ihnen, und jedesmal auch bey den entzündlichsten Con- stitutionen nur in sehr geringem Grade. Und über- haupt überall, wo dieser Zustand der Schwäche statt hat, sind Entzündungen äusserst seltene Erscheinungen. So hat das Nervenfieber ebenfalls selten etwas ent- zündliches bey sich; und wo dieses auch hie und da geschieht, so soll man nur wenig, oder besser, gar kein Blut weglassen; denn diese Art Entzündungen sind mehr Stokungen vom trägen Umlaufe, oder aber krampfhafte Anschoppungen.
Zweytens ereignet sich der nämliche Fall am Ende wahrer und schlimmer Faulfieber, besonders wenn im Anfange Brechmittel vernachlässiger worden sind. Einige nehmen hier zwar mit Walter und Stoll verborgene Entzündungen an. Daß dieses in gewißen
täu-
Nebenumſtaͤnde, z. B. durch eine groſſe Anzahl Kran- ken im Spitale, oder durch eine ohnehin faulichte Epidemie beguͤnſtigt werden.
Aber, werden einige ſagen, was ſind denn jene ſchmerzhaften Stockungen, welche ſich ſo wohl in den fieberhaften Krankheiten der Kindbetterinnen, als gleich nach der Entbindung bey den Blutfluͤſſen derſelben ereignen, und das Beruͤhren nicht ertragen? Sind dieſe nicht entzuͤndungsartig? und wie kann man da eine Heilart billigen, wodurch die Kraͤfte mehr auf- gerichtet, als niedergedruͤckt werden?
Erſtlich ſind Sechswoͤchnerinnen ſehr wenig zu Entzuͤndungen geneigt; denn ſie haben jezt ſchlappe Faſern, und ſind durch Blutfluͤſſe dazu unfaͤhig gemacht worden. Daher ſah Stoll ſelten Entzuͤndungen bey ihnen, und jedesmal auch bey den entzuͤndlichſten Con- ſtitutionen nur in ſehr geringem Grade. Und uͤber- haupt uͤberall, wo dieſer Zuſtand der Schwaͤche ſtatt hat, ſind Entzuͤndungen aͤuſſerſt ſeltene Erſcheinungen. So hat das Nervenfieber ebenfalls ſelten etwas ent- zuͤndliches bey ſich; und wo dieſes auch hie und da geſchieht, ſo ſoll man nur wenig, oder beſſer, gar kein Blut weglaſſen; denn dieſe Art Entzuͤndungen ſind mehr Stokungen vom traͤgen Umlaufe, oder aber krampfhafte Anſchoppungen.
Zweytens ereignet ſich der naͤmliche Fall am Ende wahrer und ſchlimmer Faulfieber, beſonders wenn im Anfange Brechmittel vernachlaͤſſiger worden ſind. Einige nehmen hier zwar mit Walter und Stoll verborgene Entzuͤndungen an. Daß dieſes in gewißen
taͤu-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0380"n="361"/>
Nebenumſtaͤnde, z. B. durch eine groſſe Anzahl Kran-<lb/>
ken im Spitale, oder durch eine ohnehin faulichte<lb/>
Epidemie beguͤnſtigt werden.</p><lb/><p>Aber, werden einige ſagen, was ſind denn jene<lb/>ſchmerzhaften Stockungen, welche ſich ſo wohl in den<lb/>
fieberhaften Krankheiten der Kindbetterinnen, als gleich<lb/>
nach der Entbindung bey den Blutfluͤſſen derſelben<lb/>
ereignen, und das Beruͤhren nicht ertragen? Sind<lb/>
dieſe nicht entzuͤndungsartig? und wie kann man da<lb/>
eine Heilart billigen, wodurch die Kraͤfte mehr auf-<lb/>
gerichtet, als niedergedruͤckt werden?</p><lb/><p>Erſtlich ſind Sechswoͤchnerinnen ſehr wenig zu<lb/>
Entzuͤndungen geneigt; denn ſie haben jezt ſchlappe<lb/>
Faſern, und ſind durch Blutfluͤſſe dazu unfaͤhig gemacht<lb/>
worden. Daher ſah <hirendition="#fr">Stoll</hi>ſelten Entzuͤndungen bey<lb/>
ihnen, und jedesmal auch bey den entzuͤndlichſten Con-<lb/>ſtitutionen nur in ſehr geringem Grade. Und uͤber-<lb/>
haupt uͤberall, wo dieſer Zuſtand der Schwaͤche ſtatt<lb/>
hat, ſind Entzuͤndungen aͤuſſerſt ſeltene Erſcheinungen.<lb/>
So hat das Nervenfieber ebenfalls ſelten etwas ent-<lb/>
zuͤndliches bey ſich; und wo dieſes auch hie und da<lb/>
geſchieht, ſo ſoll man nur wenig, oder beſſer, gar<lb/>
kein Blut weglaſſen; denn dieſe Art Entzuͤndungen ſind<lb/>
mehr Stokungen vom traͤgen Umlaufe, oder aber<lb/>
krampfhafte Anſchoppungen.</p><lb/><p>Zweytens ereignet ſich der naͤmliche Fall am<lb/>
Ende wahrer und ſchlimmer Faulfieber, beſonders<lb/>
wenn im Anfange Brechmittel vernachlaͤſſiger worden<lb/>ſind. Einige nehmen hier zwar mit <hirendition="#fr">Walter</hi> und <hirendition="#fr">Stoll</hi><lb/>
verborgene Entzuͤndungen an. Daß dieſes in gewißen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">taͤu-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[361/0380]
Nebenumſtaͤnde, z. B. durch eine groſſe Anzahl Kran-
ken im Spitale, oder durch eine ohnehin faulichte
Epidemie beguͤnſtigt werden.
Aber, werden einige ſagen, was ſind denn jene
ſchmerzhaften Stockungen, welche ſich ſo wohl in den
fieberhaften Krankheiten der Kindbetterinnen, als gleich
nach der Entbindung bey den Blutfluͤſſen derſelben
ereignen, und das Beruͤhren nicht ertragen? Sind
dieſe nicht entzuͤndungsartig? und wie kann man da
eine Heilart billigen, wodurch die Kraͤfte mehr auf-
gerichtet, als niedergedruͤckt werden?
Erſtlich ſind Sechswoͤchnerinnen ſehr wenig zu
Entzuͤndungen geneigt; denn ſie haben jezt ſchlappe
Faſern, und ſind durch Blutfluͤſſe dazu unfaͤhig gemacht
worden. Daher ſah Stoll ſelten Entzuͤndungen bey
ihnen, und jedesmal auch bey den entzuͤndlichſten Con-
ſtitutionen nur in ſehr geringem Grade. Und uͤber-
haupt uͤberall, wo dieſer Zuſtand der Schwaͤche ſtatt
hat, ſind Entzuͤndungen aͤuſſerſt ſeltene Erſcheinungen.
So hat das Nervenfieber ebenfalls ſelten etwas ent-
zuͤndliches bey ſich; und wo dieſes auch hie und da
geſchieht, ſo ſoll man nur wenig, oder beſſer, gar
kein Blut weglaſſen; denn dieſe Art Entzuͤndungen ſind
mehr Stokungen vom traͤgen Umlaufe, oder aber
krampfhafte Anſchoppungen.
Zweytens ereignet ſich der naͤmliche Fall am
Ende wahrer und ſchlimmer Faulfieber, beſonders
wenn im Anfange Brechmittel vernachlaͤſſiger worden
ſind. Einige nehmen hier zwar mit Walter und Stoll
verborgene Entzuͤndungen an. Daß dieſes in gewißen
taͤu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/380>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.