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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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röhre nahm.*) Anhaltendes und heftiges Reiten
schwächt die Gefäße der Nieren, der Harnblase und
der damit in Verbindung stehenden Saamengefäße.
Daher entstehen aus dieser Ursache öfters Blutflüße
durch diese Theile, welche, obschon sie dem ganzen
Körper durch ihre Menge nachtheilig werden, doch
nach der Bemerkung des Aretäus nur dann tödtlich
werden sollen, wenn sie zu frühe und unbehutsamer
Weise gestillt werden, und diese Theile in Brand
setzen. Indessen hat Van Swieten einige Male aus
dieser Ursache ein so reichliches Blutharnen beobachtet,
daß das Leben wirklich dabey in Gefahr war.**) Eben
dieser Ursache schreibt es auch Hippokrates zu, daß
die wohlhäbigen Scythen, welche immerwährend zu
Pferde saßen, in den Zeugungstheilen so sehr ge-
schwächt wurden, daß sie als Unmänner weibliche
Kleider anzogen, mit den Weibern aßen, wie die
Weiber sprachen, und alle weiblichen Geschäfte ver-
richteten. -- Schwere Geburten hinterlaßen zuweilen
eine Unenthaltsamkeit des Harnes, weil die Scheide
und die Harnblase theils gewaltsam gedrückt, theils
übermäßig ausgedehnt, und gewissermassen gelähmt
werden. In den Krankheiten der Kindbetterinnen zie-
hen sich die Verwerfungen am liebsten nach den Wei-
chen, Lenden und Hüften, weil die Bänder, Mus-
keln und Nerven dieser Theile durch die Geburtsar-
beiten am meisten geschwächt werden. Das Unber-
halten des Harns begleitet ebenfalls manchmal eine

Ver-
*) 3te Krankengeschichte.
**) T. III. §. 994.

roͤhre nahm.*) Anhaltendes und heftiges Reiten
ſchwaͤcht die Gefaͤße der Nieren, der Harnblaſe und
der damit in Verbindung ſtehenden Saamengefaͤße.
Daher entſtehen aus dieſer Urſache oͤfters Blutfluͤße
durch dieſe Theile, welche, obſchon ſie dem ganzen
Koͤrper durch ihre Menge nachtheilig werden, doch
nach der Bemerkung des Aretäus nur dann toͤdtlich
werden ſollen, wenn ſie zu fruͤhe und unbehutſamer
Weiſe geſtillt werden, und dieſe Theile in Brand
ſetzen. Indeſſen hat Van Swieten einige Male aus
dieſer Urſache ein ſo reichliches Blutharnen beobachtet,
daß das Leben wirklich dabey in Gefahr war.**) Eben
dieſer Urſache ſchreibt es auch Hippokrates zu, daß
die wohlhaͤbigen Scythen, welche immerwaͤhrend zu
Pferde ſaßen, in den Zeugungstheilen ſo ſehr ge-
ſchwaͤcht wurden, daß ſie als Unmaͤnner weibliche
Kleider anzogen, mit den Weibern aßen, wie die
Weiber ſprachen, und alle weiblichen Geſchaͤfte ver-
richteten. — Schwere Geburten hinterlaßen zuweilen
eine Unenthaltſamkeit des Harnes, weil die Scheide
und die Harnblaſe theils gewaltſam gedruͤckt, theils
uͤbermaͤßig ausgedehnt, und gewiſſermaſſen gelaͤhmt
werden. In den Krankheiten der Kindbetterinnen zie-
hen ſich die Verwerfungen am liebſten nach den Wei-
chen, Lenden und Huͤften, weil die Baͤnder, Mus-
keln und Nerven dieſer Theile durch die Geburtsar-
beiten am meiſten geſchwaͤcht werden. Das Unber-
halten des Harns begleitet ebenfalls manchmal eine

Ver-
*) 3te Krankengeſchichte.
**) T. III. §. 994.
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[456/0475] roͤhre nahm. *) Anhaltendes und heftiges Reiten ſchwaͤcht die Gefaͤße der Nieren, der Harnblaſe und der damit in Verbindung ſtehenden Saamengefaͤße. Daher entſtehen aus dieſer Urſache oͤfters Blutfluͤße durch dieſe Theile, welche, obſchon ſie dem ganzen Koͤrper durch ihre Menge nachtheilig werden, doch nach der Bemerkung des Aretäus nur dann toͤdtlich werden ſollen, wenn ſie zu fruͤhe und unbehutſamer Weiſe geſtillt werden, und dieſe Theile in Brand ſetzen. Indeſſen hat Van Swieten einige Male aus dieſer Urſache ein ſo reichliches Blutharnen beobachtet, daß das Leben wirklich dabey in Gefahr war. **) Eben dieſer Urſache ſchreibt es auch Hippokrates zu, daß die wohlhaͤbigen Scythen, welche immerwaͤhrend zu Pferde ſaßen, in den Zeugungstheilen ſo ſehr ge- ſchwaͤcht wurden, daß ſie als Unmaͤnner weibliche Kleider anzogen, mit den Weibern aßen, wie die Weiber ſprachen, und alle weiblichen Geſchaͤfte ver- richteten. — Schwere Geburten hinterlaßen zuweilen eine Unenthaltſamkeit des Harnes, weil die Scheide und die Harnblaſe theils gewaltſam gedruͤckt, theils uͤbermaͤßig ausgedehnt, und gewiſſermaſſen gelaͤhmt werden. In den Krankheiten der Kindbetterinnen zie- hen ſich die Verwerfungen am liebſten nach den Wei- chen, Lenden und Huͤften, weil die Baͤnder, Mus- keln und Nerven dieſer Theile durch die Geburtsar- beiten am meiſten geſchwaͤcht werden. Das Unber- halten des Harns begleitet ebenfalls manchmal eine Ver- *) 3te Krankengeſchichte. **) T. III. §. 994.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/475>, abgerufen am 22.11.2024.