ßig heftig sind, so hinterlassen sie manchmal eine große Schwäche, die nahe an die Lähmung grenzet, und wozu sich die wahre Erschöpfung gesellet, welche Ver- bindung nothwendig den Umstand erschweret, und eine ebenfalls zusammengesetzte Heilart fodert. Ein Beyspiel davon haben wir in den Nervenkrankheiten, im Bauch- und Rückenkrampf, wo innerlich stärkende, beruhigende Mittel, und äusserlich Nervensalben und geistige Einrei- bungen nöthig sind. -- Sonst sind meistentheils Ruhe, besonders in ausgestreckter, oder eingebogener, oder einer andern dem Kranken bequemen Lage, und hie und da einige andere beruhigende oder herzstärkende Mittel hinreichend, die vorigen Kräfte wieder herzu- stellen. Selbst nach den heftigsten Entzündungskrank- heiten, wenn man die Kräfte nicht künstlicher Weise zu sehr entzogen hat, so sehr sie auch durch die kri- tischen Bewegungen und Ausleerungen erschüttert wor- den sind, geht dennoch die Erholung ungemein ge- schwind von statten. Daher sagt Helmont: "denen man nicht aderläst, die genesen leicht, und erhalten sehr bald ihre vorige Gesundheit wieder. Wenn es auch manchmal ohne Arzneymittel mit ihnen aufs Aeusserste kömmt, so erringt die Natur doch endlich noch die Entscheidung, und stellet sie wieder her, weil ihre Kräfte, zwar von der Krankheit hergenommen (conquassatae) aber nicht durch Blutentleerungen zu Grunde gerichtet sind. -- -- Obschon eine Krank- heit die Kräfte auch geradezu angreifet, so wird sie doch, da sie dieses nicht gählings, sondern nach und nach thut, dieselben mehr erschüttern und ermüden
Gall I. Band. G g
ßig heftig ſind, ſo hinterlaſſen ſie manchmal eine große Schwaͤche, die nahe an die Laͤhmung grenzet, und wozu ſich die wahre Erſchoͤpfung geſellet, welche Ver- bindung nothwendig den Umſtand erſchweret, und eine ebenfalls zuſammengeſetzte Heilart fodert. Ein Beyſpiel davon haben wir in den Nervenkrankheiten, im Bauch- und Ruͤckenkrampf, wo innerlich ſtaͤrkende, beruhigende Mittel, und aͤuſſerlich Nervenſalben und geiſtige Einrei- bungen noͤthig ſind. — Sonſt ſind meiſtentheils Ruhe, beſonders in ausgeſtreckter, oder eingebogener, oder einer andern dem Kranken bequemen Lage, und hie und da einige andere beruhigende oder herzſtaͤrkende Mittel hinreichend, die vorigen Kraͤfte wieder herzu- ſtellen. Selbſt nach den heftigſten Entzuͤndungskrank- heiten, wenn man die Kraͤfte nicht kuͤnſtlicher Weiſe zu ſehr entzogen hat, ſo ſehr ſie auch durch die kri- tiſchen Bewegungen und Ausleerungen erſchuͤttert wor- den ſind, geht dennoch die Erholung ungemein ge- ſchwind von ſtatten. Daher ſagt Helmont: 〟denen man nicht aderlaͤſt, die geneſen leicht, und erhalten ſehr bald ihre vorige Geſundheit wieder. Wenn es auch manchmal ohne Arzneymittel mit ihnen aufs Aeuſſerſte koͤmmt, ſo erringt die Natur doch endlich noch die Entſcheidung, und ſtellet ſie wieder her, weil ihre Kraͤfte, zwar von der Krankheit hergenommen (conquaſſatæ) aber nicht durch Blutentleerungen zu Grunde gerichtet ſind. — — Obſchon eine Krank- heit die Kraͤfte auch geradezu angreifet, ſo wird ſie doch, da ſie dieſes nicht gaͤhlings, ſondern nach und nach thut, dieſelben mehr erſchuͤttern und ermuͤden
Gall I. Band. G g
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0484"n="465"/>
ßig heftig ſind, ſo hinterlaſſen ſie manchmal eine große<lb/>
Schwaͤche, die nahe an die Laͤhmung grenzet, und<lb/>
wozu ſich die wahre Erſchoͤpfung geſellet, welche Ver-<lb/>
bindung nothwendig den Umſtand erſchweret, und eine<lb/>
ebenfalls zuſammengeſetzte Heilart fodert. Ein Beyſpiel<lb/>
davon haben wir in den Nervenkrankheiten, im Bauch-<lb/>
und Ruͤckenkrampf, wo innerlich ſtaͤrkende, beruhigende<lb/>
Mittel, und aͤuſſerlich Nervenſalben und geiſtige Einrei-<lb/>
bungen noͤthig ſind. — Sonſt ſind meiſtentheils Ruhe,<lb/>
beſonders in ausgeſtreckter, oder eingebogener, oder<lb/>
einer andern dem Kranken bequemen Lage, und hie<lb/>
und da einige andere beruhigende oder herzſtaͤrkende<lb/>
Mittel hinreichend, die vorigen Kraͤfte wieder herzu-<lb/>ſtellen. Selbſt nach den heftigſten Entzuͤndungskrank-<lb/>
heiten, wenn man die Kraͤfte nicht kuͤnſtlicher Weiſe<lb/>
zu ſehr entzogen hat, ſo ſehr ſie auch durch die kri-<lb/>
tiſchen Bewegungen und Ausleerungen erſchuͤttert wor-<lb/>
den ſind, geht dennoch die Erholung ungemein ge-<lb/>ſchwind von ſtatten. Daher ſagt <hirendition="#fr">Helmont</hi>: 〟denen<lb/>
man nicht aderlaͤſt, die geneſen leicht, und erhalten<lb/>ſehr bald ihre vorige Geſundheit wieder. Wenn es<lb/>
auch manchmal ohne Arzneymittel mit ihnen aufs<lb/>
Aeuſſerſte koͤmmt, ſo erringt die Natur doch endlich<lb/>
noch die Entſcheidung, und ſtellet ſie wieder her, weil<lb/>
ihre Kraͤfte, zwar von der Krankheit hergenommen<lb/>
(<hirendition="#aq">conquaſſatæ</hi>) aber nicht durch Blutentleerungen zu<lb/>
Grunde gerichtet ſind. —— Obſchon eine Krank-<lb/>
heit die Kraͤfte auch geradezu angreifet, ſo wird<lb/>ſie doch, da ſie dieſes nicht gaͤhlings, ſondern nach und<lb/>
nach thut, dieſelben mehr erſchuͤttern und ermuͤden<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band. G g</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[465/0484]
ßig heftig ſind, ſo hinterlaſſen ſie manchmal eine große
Schwaͤche, die nahe an die Laͤhmung grenzet, und
wozu ſich die wahre Erſchoͤpfung geſellet, welche Ver-
bindung nothwendig den Umſtand erſchweret, und eine
ebenfalls zuſammengeſetzte Heilart fodert. Ein Beyſpiel
davon haben wir in den Nervenkrankheiten, im Bauch-
und Ruͤckenkrampf, wo innerlich ſtaͤrkende, beruhigende
Mittel, und aͤuſſerlich Nervenſalben und geiſtige Einrei-
bungen noͤthig ſind. — Sonſt ſind meiſtentheils Ruhe,
beſonders in ausgeſtreckter, oder eingebogener, oder
einer andern dem Kranken bequemen Lage, und hie
und da einige andere beruhigende oder herzſtaͤrkende
Mittel hinreichend, die vorigen Kraͤfte wieder herzu-
ſtellen. Selbſt nach den heftigſten Entzuͤndungskrank-
heiten, wenn man die Kraͤfte nicht kuͤnſtlicher Weiſe
zu ſehr entzogen hat, ſo ſehr ſie auch durch die kri-
tiſchen Bewegungen und Ausleerungen erſchuͤttert wor-
den ſind, geht dennoch die Erholung ungemein ge-
ſchwind von ſtatten. Daher ſagt Helmont: 〟denen
man nicht aderlaͤſt, die geneſen leicht, und erhalten
ſehr bald ihre vorige Geſundheit wieder. Wenn es
auch manchmal ohne Arzneymittel mit ihnen aufs
Aeuſſerſte koͤmmt, ſo erringt die Natur doch endlich
noch die Entſcheidung, und ſtellet ſie wieder her, weil
ihre Kraͤfte, zwar von der Krankheit hergenommen
(conquaſſatæ) aber nicht durch Blutentleerungen zu
Grunde gerichtet ſind. — — Obſchon eine Krank-
heit die Kraͤfte auch geradezu angreifet, ſo wird
ſie doch, da ſie dieſes nicht gaͤhlings, ſondern nach und
nach thut, dieſelben mehr erſchuͤttern und ermuͤden
Gall I. Band. G g
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/484>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.