then Ausschlage besetzt. -- In Krankheiten, die er mit dem Menschen gemein hat, hat er auch die gleichen Zufälle gemein, z. B. in der Wasserscheu; seine Wun- den erregen eben solche Wundfieber, eben solche Ei- terungen, eben solche Narben u. s. w. Wolstein führt folgende Zeichen des Wundfiebers bey Thieren an: die Wunde ist trocken, entzündet; die ängränzenden Theile sind gespannt, geschwollen, schmerzhaft, oder vom Brande ergriffen. Das Thier ist traurig, sein Geist ist niedergeschlagen, es steht mit gesenktem Kopfe, hängenden Ohren und gebogenem Halse an seiner Krip- pe; es sieht beständig an einen Ort. Die Augen sind nach der Stärke oder Schwäche des Fiebers bald feu- rig, bald entfärbt, trocken, mit Wasser überschwemmt, und von den Augenlidern mehr als im natürlichen Zu- stande bedeckt. Die Ohren sind bald kalt, bald warm, Die Haare sind entfärbet, steif, geborsten; im Schauer stehen ihre Spitzen gerade, in der Hitze senken sie sich und nach mehr oder weniger Zeit findet man sie mit Schweiß benetzet; das Maul, die Zunge, der Gau- men sind heiß; die Zunge meistens kothig und mehr oder weniger trocken, der Gaumen angelaufen, der Speichel schleimig, dick, zähe, oft läßt er sich in lange Fäden ziehen. Der Odem ist kurz und geschwind, so lange die Hitze dauert; bey dem Pferde, dem Ochsen und der Kuh bewegen sich in diesem Zustande die Flan- ken oder Weichen so schnell, als wenn man sie gejagt hätte; sie reißen die Nasenlöcher auf, und ziehen sie vermöge der geschwinden Bewegung nie so enge zusam- men, als sie sie im natürlichen Stande verengern.
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then Ausſchlage beſetzt. — In Krankheiten, die er mit dem Menſchen gemein hat, hat er auch die gleichen Zufaͤlle gemein, z. B. in der Waſſerſcheu; ſeine Wun- den erregen eben ſolche Wundfieber, eben ſolche Ei- terungen, eben ſolche Narben u. ſ. w. Wolſtein fuͤhrt folgende Zeichen des Wundfiebers bey Thieren an: die Wunde iſt trocken, entzuͤndet; die aͤngraͤnzenden Theile ſind geſpannt, geſchwollen, ſchmerzhaft, oder vom Brande ergriffen. Das Thier iſt traurig, ſein Geiſt iſt niedergeſchlagen, es ſteht mit geſenktem Kopfe, haͤngenden Ohren und gebogenem Halſe an ſeiner Krip- pe; es ſieht beſtaͤndig an einen Ort. Die Augen ſind nach der Staͤrke oder Schwaͤche des Fiebers bald feu- rig, bald entfaͤrbt, trocken, mit Waſſer uͤberſchwemmt, und von den Augenlidern mehr als im natuͤrlichen Zu- ſtande bedeckt. Die Ohren ſind bald kalt, bald warm, Die Haare ſind entfaͤrbet, ſteif, geborſten; im Schauer ſtehen ihre Spitzen gerade, in der Hitze ſenken ſie ſich und nach mehr oder weniger Zeit findet man ſie mit Schweiß benetzet; das Maul, die Zunge, der Gau- men ſind heiß; die Zunge meiſtens kothig und mehr oder weniger trocken, der Gaumen angelaufen, der Speichel ſchleimig, dick, zaͤhe, oft laͤßt er ſich in lange Faͤden ziehen. Der Odem iſt kurz und geſchwind, ſo lange die Hitze dauert; bey dem Pferde, dem Ochſen und der Kuh bewegen ſich in dieſem Zuſtande die Flan- ken oder Weichen ſo ſchnell, als wenn man ſie gejagt haͤtte; ſie reißen die Naſenloͤcher auf, und ziehen ſie vermoͤge der geſchwinden Bewegung nie ſo enge zuſam- men, als ſie ſie im natuͤrlichen Stande verengern.
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then Ausſchlage beſetzt. — In Krankheiten, die er mit
dem Menſchen gemein hat, hat er auch die gleichen
Zufaͤlle gemein, z. B. in der Waſſerſcheu; ſeine Wun-
den erregen eben ſolche Wundfieber, eben ſolche Ei-
terungen, eben ſolche Narben u. ſ. w. Wolſtein fuͤhrt
folgende Zeichen des Wundfiebers bey Thieren an:
die Wunde iſt trocken, entzuͤndet; die aͤngraͤnzenden
Theile ſind geſpannt, geſchwollen, ſchmerzhaft, oder
vom Brande ergriffen. Das Thier iſt traurig, ſein
Geiſt iſt niedergeſchlagen, es ſteht mit geſenktem Kopfe,
haͤngenden Ohren und gebogenem Halſe an ſeiner Krip-
pe; es ſieht beſtaͤndig an einen Ort. Die Augen ſind
nach der Staͤrke oder Schwaͤche des Fiebers bald feu-
rig, bald entfaͤrbt, trocken, mit Waſſer uͤberſchwemmt,
und von den Augenlidern mehr als im natuͤrlichen Zu-
ſtande bedeckt. Die Ohren ſind bald kalt, bald warm,
Die Haare ſind entfaͤrbet, ſteif, geborſten; im Schauer
ſtehen ihre Spitzen gerade, in der Hitze ſenken ſie ſich
und nach mehr oder weniger Zeit findet man ſie mit
Schweiß benetzet; das Maul, die Zunge, der Gau-
men ſind heiß; die Zunge meiſtens kothig und mehr
oder weniger trocken, der Gaumen angelaufen, der
Speichel ſchleimig, dick, zaͤhe, oft laͤßt er ſich in
lange Faͤden ziehen. Der Odem iſt kurz und geſchwind,
ſo lange die Hitze dauert; bey dem Pferde, dem Ochſen
und der Kuh bewegen ſich in dieſem Zuſtande die Flan-
ken oder Weichen ſo ſchnell, als wenn man ſie gejagt
haͤtte; ſie reißen die Naſenloͤcher auf, und ziehen ſie
vermoͤge der geſchwinden Bewegung nie ſo enge zuſam-
men, als ſie ſie im natuͤrlichen Stande verengern.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/54>, abgerufen am 22.11.2024.
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