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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Der Puls ist meistens geschwind, voll und hart.
Die Dauung steht stille, der Koth wird zurückgehal-
ten; die Lebensverrichtungen nehmen zu, und die na-
türlichen ab.*) Man vergleiche damit, was Boerhave
und van Swieten T. 1. §. 158 von den Zufällen der
Wunden und dem Wundfieber bey Menschen sagen.

Da aber bey jeder Thiergattung eine andere
Einrichtung der festen, und eine andere Mischung der
flüßigen Theile, andere Bedürfnisse, andere Kunst-
triebe und Neigungen, und folglich eine verschiedene
Organisation nörhig waren, so entstunden eine andere
Anlage, ein anderer Zustand der Gesundheit und an-
dere Zerrüttungen derselben. Den Ochsen bildete der
Urheber aller Naturen so, daß er vom Grase, und
dessen Saamen fett und stark wird, und sich zur voll-
ständigen Verdauung des Wiederkäuens bedienen mu-
ste; der Wolf wird vom Fleisch genährt, und es ist
dafür gesorgt worden, daß die üblen Folgen seiner
Gefräßigkeit durch das leichte Ausbrechen des Uiber-
flusses verhütet würden. Eine Gattung unserer Haus-
thiere wird von einer verheerenden Seuche hingerissen,
da indessen eine andere Gattung und der Mensch ver-
schont bleiben, und umgekehrt. Aber so verschieden
auch unter manchen Umständen die Krankheiten und
die Zufälle seyn mögen, so treffen sie doch bei einer-
ley auffallenden Veranlaßungen, und bey nicht allzu-

sehr
*) Unterricht für Fahnenschmiede. S. 69. 81. Man verglei-
che auch das Kapitel von der Naturlehre des Fiebers
bey den Pferden mit den Fieberbeschreibungen der Men-
schen. Innere Krankheiten der Füllen. S. 43 bis 62.
u. s. w.

Der Puls iſt meiſtens geſchwind, voll und hart.
Die Dauung ſteht ſtille, der Koth wird zuruͤckgehal-
ten; die Lebensverrichtungen nehmen zu, und die na-
tuͤrlichen ab.*) Man vergleiche damit, was Boerhave
und van Swieten T. 1. §. 158 von den Zufaͤllen der
Wunden und dem Wundfieber bey Menſchen ſagen.

Da aber bey jeder Thiergattung eine andere
Einrichtung der feſten, und eine andere Miſchung der
fluͤßigen Theile, andere Beduͤrfniſſe, andere Kunſt-
triebe und Neigungen, und folglich eine verſchiedene
Organiſation noͤrhig waren, ſo entſtunden eine andere
Anlage, ein anderer Zuſtand der Geſundheit und an-
dere Zerruͤttungen derſelben. Den Ochſen bildete der
Urheber aller Naturen ſo, daß er vom Graſe, und
deſſen Saamen fett und ſtark wird, und ſich zur voll-
ſtaͤndigen Verdauung des Wiederkaͤuens bedienen mu-
ſte; der Wolf wird vom Fleiſch genaͤhrt, und es iſt
dafuͤr geſorgt worden, daß die uͤblen Folgen ſeiner
Gefraͤßigkeit durch das leichte Ausbrechen des Uiber-
fluſſes verhuͤtet wuͤrden. Eine Gattung unſerer Haus-
thiere wird von einer verheerenden Seuche hingeriſſen,
da indeſſen eine andere Gattung und der Menſch ver-
ſchont bleiben, und umgekehrt. Aber ſo verſchieden
auch unter manchen Umſtaͤnden die Krankheiten und
die Zufaͤlle ſeyn moͤgen, ſo treffen ſie doch bei einer-
ley auffallenden Veranlaßungen, und bey nicht allzu-

ſehr
*) Unterricht fuͤr Fahnenſchmiede. S. 69. 81. Man verglei-
che auch das Kapitel von der Naturlehre des Fiebers
bey den Pferden mit den Fieberbeſchreibungen der Men-
ſchen. Innere Krankheiten der Fuͤllen. S. 43 bis 62.
u. ſ. w.
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[36/0055] Der Puls iſt meiſtens geſchwind, voll und hart. Die Dauung ſteht ſtille, der Koth wird zuruͤckgehal- ten; die Lebensverrichtungen nehmen zu, und die na- tuͤrlichen ab. *) Man vergleiche damit, was Boerhave und van Swieten T. 1. §. 158 von den Zufaͤllen der Wunden und dem Wundfieber bey Menſchen ſagen. Da aber bey jeder Thiergattung eine andere Einrichtung der feſten, und eine andere Miſchung der fluͤßigen Theile, andere Beduͤrfniſſe, andere Kunſt- triebe und Neigungen, und folglich eine verſchiedene Organiſation noͤrhig waren, ſo entſtunden eine andere Anlage, ein anderer Zuſtand der Geſundheit und an- dere Zerruͤttungen derſelben. Den Ochſen bildete der Urheber aller Naturen ſo, daß er vom Graſe, und deſſen Saamen fett und ſtark wird, und ſich zur voll- ſtaͤndigen Verdauung des Wiederkaͤuens bedienen mu- ſte; der Wolf wird vom Fleiſch genaͤhrt, und es iſt dafuͤr geſorgt worden, daß die uͤblen Folgen ſeiner Gefraͤßigkeit durch das leichte Ausbrechen des Uiber- fluſſes verhuͤtet wuͤrden. Eine Gattung unſerer Haus- thiere wird von einer verheerenden Seuche hingeriſſen, da indeſſen eine andere Gattung und der Menſch ver- ſchont bleiben, und umgekehrt. Aber ſo verſchieden auch unter manchen Umſtaͤnden die Krankheiten und die Zufaͤlle ſeyn moͤgen, ſo treffen ſie doch bei einer- ley auffallenden Veranlaßungen, und bey nicht allzu- ſehr *) Unterricht fuͤr Fahnenſchmiede. S. 69. 81. Man verglei- che auch das Kapitel von der Naturlehre des Fiebers bey den Pferden mit den Fieberbeſchreibungen der Men- ſchen. Innere Krankheiten der Fuͤllen. S. 43 bis 62. u. ſ. w.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/55>, abgerufen am 09.11.2024.