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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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ist. Ich lasse mich in diese eitlen und undankbaren
Untersuchungen nur in sofern ein, als sie mir Gelegen-
heit darbieten, die Natur des Menschen mehr zu ent-
wickeln und in ein helleres Licht zu setzen.

Plattner, obschon er sich §. 281 kein Thier ohne
Seele gedenket, scheint den Thierseelen nicht sonderlich
gewogen zu seyn. Wo er §. 215 sagt, daß die See-
le des Menschen ohne das geistige Seelenorgan als
Thier wirken würde, macht er die Anmerkung, daß
sie deswegen nicht Thier wäre, sondern nur als Thier
wirkte: Denn ihre geistige Natur, welche nicht in
ihren physischen Verhältnissen, sondern in ihrem in-
nern Wesen gegründet ist, würde ihr dennoch bleiben,
wenn sich dieselbe auch nicht äußern könnte. Da er
den Thieren kein geistiges Seelenorgan zuläßt, so hält
er ihre Empfindungen und ihr Bestreben nicht für
sinnlich sondern bloß für thierisch §. 661.: Denn
es seye noch eine grosse Frage, ob der Nervengeist,
die Nerven und Sinne der Thiere zu so deutlichen
Abbildungen der Außendinge geschickt seyen, wie die
sind, welche der Mensch durch seine Sinne empfängt.
-- Und er ist ganz überzeugt, daß die materielle Idee,
welche ein Thier z. B. von einem Gesichtsmäßigen
Gegenstand empfängt, gar nicht von einer Rührung
der Geschmack- und Geruchnerven unterschieden sey.
Alle Sinnenvorstellungen in dem Thiere seyen ohne
Unterschied thierische Empfindungen. Ihre Seelen
seyen blos lebendige der Empfindung fähige Wesen.

Ich

iſt. Ich laſſe mich in dieſe eitlen und undankbaren
Unterſuchungen nur in ſofern ein, als ſie mir Gelegen-
heit darbieten, die Natur des Menſchen mehr zu ent-
wickeln und in ein helleres Licht zu ſetzen.

Plattner, obſchon er ſich §. 281 kein Thier ohne
Seele gedenket, ſcheint den Thierſeelen nicht ſonderlich
gewogen zu ſeyn. Wo er §. 215 ſagt, daß die See-
le des Menſchen ohne das geiſtige Seelenorgan als
Thier wirken wuͤrde, macht er die Anmerkung, daß
ſie deswegen nicht Thier waͤre, ſondern nur als Thier
wirkte: Denn ihre geiſtige Natur, welche nicht in
ihren phyſiſchen Verhaͤltniſſen, ſondern in ihrem in-
nern Weſen gegruͤndet iſt, wuͤrde ihr dennoch bleiben,
wenn ſich dieſelbe auch nicht aͤußern koͤnnte. Da er
den Thieren kein geiſtiges Seelenorgan zulaͤßt, ſo haͤlt
er ihre Empfindungen und ihr Beſtreben nicht fuͤr
ſinnlich ſondern bloß fuͤr thieriſch §. 661.: Denn
es ſeye noch eine groſſe Frage, ob der Nervengeiſt,
die Nerven und Sinne der Thiere zu ſo deutlichen
Abbildungen der Außendinge geſchickt ſeyen, wie die
ſind, welche der Menſch durch ſeine Sinne empfaͤngt.
— Und er iſt ganz uͤberzeugt, daß die materielle Idee,
welche ein Thier z. B. von einem Geſichtsmaͤßigen
Gegenſtand empfaͤngt, gar nicht von einer Ruͤhrung
der Geſchmack- und Geruchnerven unterſchieden ſey.
Alle Sinnenvorſtellungen in dem Thiere ſeyen ohne
Unterſchied thieriſche Empfindungen. Ihre Seelen
ſeyen blos lebendige der Empfindung faͤhige Weſen.

Ich
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[41/0060] iſt. Ich laſſe mich in dieſe eitlen und undankbaren Unterſuchungen nur in ſofern ein, als ſie mir Gelegen- heit darbieten, die Natur des Menſchen mehr zu ent- wickeln und in ein helleres Licht zu ſetzen. Plattner, obſchon er ſich §. 281 kein Thier ohne Seele gedenket, ſcheint den Thierſeelen nicht ſonderlich gewogen zu ſeyn. Wo er §. 215 ſagt, daß die See- le des Menſchen ohne das geiſtige Seelenorgan als Thier wirken wuͤrde, macht er die Anmerkung, daß ſie deswegen nicht Thier waͤre, ſondern nur als Thier wirkte: Denn ihre geiſtige Natur, welche nicht in ihren phyſiſchen Verhaͤltniſſen, ſondern in ihrem in- nern Weſen gegruͤndet iſt, wuͤrde ihr dennoch bleiben, wenn ſich dieſelbe auch nicht aͤußern koͤnnte. Da er den Thieren kein geiſtiges Seelenorgan zulaͤßt, ſo haͤlt er ihre Empfindungen und ihr Beſtreben nicht fuͤr ſinnlich ſondern bloß fuͤr thieriſch §. 661.: Denn es ſeye noch eine groſſe Frage, ob der Nervengeiſt, die Nerven und Sinne der Thiere zu ſo deutlichen Abbildungen der Außendinge geſchickt ſeyen, wie die ſind, welche der Menſch durch ſeine Sinne empfaͤngt. — Und er iſt ganz uͤberzeugt, daß die materielle Idee, welche ein Thier z. B. von einem Geſichtsmaͤßigen Gegenſtand empfaͤngt, gar nicht von einer Ruͤhrung der Geſchmack- und Geruchnerven unterſchieden ſey. Alle Sinnenvorſtellungen in dem Thiere ſeyen ohne Unterſchied thieriſche Empfindungen. Ihre Seelen ſeyen blos lebendige der Empfindung faͤhige Weſen. Ich

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/60>, abgerufen am 22.11.2024.