Warum töden also diese Krankheiten allermeist so wohl in den Händen der Aerzte, als unter der Auf- sicht der Natur, besonders wenn sie noch mit einer üblen Leibesbeschaffenheit zusammen treffen, wie die- jes bey Herz in dem Jüngling S. 127. in dem Kinde 137, in dem Knaben S. 143, in dem Manne S. 81, und in dem Mädchen S. 101. der Fall war? -- -- Erstlich, weil die Heilkräfte der Natur ohne gute Leibesbeschaffenheit, ohne verhältnißmäßige Kräfte und ohne verhältnißmäßige Reitzbarkeit, zu Folge der bisherigen Untersuchungen nur äußerst schlecht, oder gar nicht bestehen können. Zweytens weil die Aerz- te, unbekannt mit der Natur dieser Krankheiten, von täuschenden Zufällen bald einer Entzündung, bald einer angehäuften Unreinigkeit u. d. gl. zu einer fal- schen Heilart verleitet werden. Drittens, weil Sie die sonderbaren Zufälle der verminderten oder überspannten Reitzbarkeit durch eine zu geschäftige Heilart bald un- terdrücken, bald übermäßig heftig machen, bald ver- wirren.
Sind diese Gründe wahr, woran aufmerksame Leser nimmer zweiflen können; so ergiebt sich die wah- re Heilart von selbst, und die einzige Heilanzeige geht dahin, daß man die verlornen Kräfte ersetze, die ge- genwärtigen schone, die Reitzbarkeit in gehörigen Schranken erhalte, und endlich, wenn es möglich ist, den Fehlern der Leibesbeschaffenheit abzuhelfen suche. Diese Anzeigen kann der Arzt allermeist erfüllen, und nur dieser Unterstützung bedarf die Natur. Man überlasse ihr alles übrige, und so deutlich auch andere
Neben-
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Warum toͤden alſo dieſe Krankheiten allermeiſt ſo wohl in den Haͤnden der Aerzte, als unter der Auf- ſicht der Natur, beſonders wenn ſie noch mit einer uͤblen Leibesbeſchaffenheit zuſammen treffen, wie die- jes bey Herz in dem Juͤngling S. 127. in dem Kinde 137, in dem Knaben S. 143, in dem Manne S. 81, und in dem Maͤdchen S. 101. der Fall war? — — Erſtlich, weil die Heilkraͤfte der Natur ohne gute Leibesbeſchaffenheit, ohne verhaͤltnißmaͤßige Kraͤfte und ohne verhaͤltnißmaͤßige Reitzbarkeit, zu Folge der bisherigen Unterſuchungen nur aͤußerſt ſchlecht, oder gar nicht beſtehen koͤnnen. Zweytens weil die Aerz- te, unbekannt mit der Natur dieſer Krankheiten, von taͤuſchenden Zufaͤllen bald einer Entzuͤndung, bald einer angehaͤuften Unreinigkeit u. d. gl. zu einer fal- ſchen Heilart verleitet werden. Drittens, weil Sie die ſonderbaren Zufaͤlle der verminderten oder uͤberſpannten Reitzbarkeit durch eine zu geſchaͤftige Heilart bald un- terdruͤcken, bald uͤbermaͤßig heftig machen, bald ver- wirren.
Sind dieſe Gruͤnde wahr, woran aufmerkſame Leſer nimmer zweiflen koͤnnen; ſo ergiebt ſich die wah- re Heilart von ſelbſt, und die einzige Heilanzeige geht dahin, daß man die verlornen Kraͤfte erſetze, die ge- genwaͤrtigen ſchone, die Reitzbarkeit in gehoͤrigen Schranken erhalte, und endlich, wenn es moͤglich iſt, den Fehlern der Leibesbeſchaffenheit abzuhelfen ſuche. Dieſe Anzeigen kann der Arzt allermeiſt erfuͤllen, und nur dieſer Unterſtuͤtzung bedarf die Natur. Man uͤberlaſſe ihr alles uͤbrige, und ſo deutlich auch andere
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Warum toͤden alſo dieſe Krankheiten allermeiſt ſo
wohl in den Haͤnden der Aerzte, als unter der Auf-
ſicht der Natur, beſonders wenn ſie noch mit einer
uͤblen Leibesbeſchaffenheit zuſammen treffen, wie die-
jes bey Herz in dem Juͤngling S. 127. in dem Kinde
137, in dem Knaben S. 143, in dem Manne S. 81,
und in dem Maͤdchen S. 101. der Fall war? — —
Erſtlich, weil die Heilkraͤfte der Natur ohne gute
Leibesbeſchaffenheit, ohne verhaͤltnißmaͤßige Kraͤfte
und ohne verhaͤltnißmaͤßige Reitzbarkeit, zu Folge der
bisherigen Unterſuchungen nur aͤußerſt ſchlecht, oder
gar nicht beſtehen koͤnnen. Zweytens weil die Aerz-
te, unbekannt mit der Natur dieſer Krankheiten,
von taͤuſchenden Zufaͤllen bald einer Entzuͤndung, bald
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ſchen Heilart verleitet werden. Drittens, weil Sie die
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/614>, abgerufen am 24.11.2024.
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