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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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gen; sondern vielmehr eines auf einmal tief gemach-
ten Eindruckes; und dieses hat im Sittlichen statt,
wie im Körperlichen.

Ein Mann, der durch das Phantasiren eines
Weibes zu häufigen Saamenentleerungen gereizt wur-
de, nahm sich fest vor, sobald ihm das Weib erschei-
nen würde, aus dem Bette zu springen. Von der
Zeit an weckte ihn das Bild des Weibes jedesmal vom
Schlafe auf. -- Man nimmt sich fest vor, morgen
um eine bestimmte Stunde, die doch ganz ungewöhn-
lich ist, aufzustehen; man schläft ruhig bis zur Stun-
de, wo man ohne andere Veranlassung erwachet.

Tissot kannte einen Mann, der vor zwanzig
Jahren in der Nacht um ein Uhr durch einen Feuer-
lärmen aus dem Schlafe geweckt wurde, und seitdem
wachte er alle Nacht um die nämliche Stunde auf.

Ein Bauer träumte, eine Schlange schleiche
um seinen Arm; er schlug schnell den Arm in die Hö-
he, um die Schlange wegzuschleudern. Von dieser
Zeit an überfiel ihn oft drey- bis viermal eine hefti-
ge Zuckung in diesem Arme, die oft eine halbe Stun-
de währte, und durch keine Gewalt gehemmt werden
konnte.

Swieten sah einen Mann, den ein schreckli-
cher Donnerschlag vom Schlaf aufschreckte, in ein
solches Zittern des ganzen Körpers verfallen, daß er
nicht ein einziges Glied willkührlich bewegen konnte.
In diesem Zustande lebte er zwanzig Jahre. Während
dem Schlafe ließ das Zittern nach, oder wurde viel
geringer. Eben so verfiel ein gesundes starkes Mäd-

chen

gen; ſondern vielmehr eines auf einmal tief gemach-
ten Eindruckes; und dieſes hat im Sittlichen ſtatt,
wie im Koͤrperlichen.

Ein Mann, der durch das Phantaſiren eines
Weibes zu haͤufigen Saamenentleerungen gereizt wur-
de, nahm ſich feſt vor, ſobald ihm das Weib erſchei-
nen wuͤrde, aus dem Bette zu ſpringen. Von der
Zeit an weckte ihn das Bild des Weibes jedesmal vom
Schlafe auf. — Man nimmt ſich feſt vor, morgen
um eine beſtimmte Stunde, die doch ganz ungewoͤhn-
lich iſt, aufzuſtehen; man ſchlaͤft ruhig bis zur Stun-
de, wo man ohne andere Veranlaſſung erwachet.

Tiſſot kannte einen Mann, der vor zwanzig
Jahren in der Nacht um ein Uhr durch einen Feuer-
laͤrmen aus dem Schlafe geweckt wurde, und ſeitdem
wachte er alle Nacht um die naͤmliche Stunde auf.

Ein Bauer traͤumte, eine Schlange ſchleiche
um ſeinen Arm; er ſchlug ſchnell den Arm in die Hoͤ-
he, um die Schlange wegzuſchleudern. Von dieſer
Zeit an uͤberfiel ihn oft drey- bis viermal eine hefti-
ge Zuckung in dieſem Arme, die oft eine halbe Stun-
de waͤhrte, und durch keine Gewalt gehemmt werden
konnte.

Swieten ſah einen Mann, den ein ſchreckli-
cher Donnerſchlag vom Schlaf aufſchreckte, in ein
ſolches Zittern des ganzen Koͤrpers verfallen, daß er
nicht ein einziges Glied willkuͤhrlich bewegen konnte.
In dieſem Zuſtande lebte er zwanzig Jahre. Waͤhrend
dem Schlafe ließ das Zittern nach, oder wurde viel
geringer. Eben ſo verfiel ein geſundes ſtarkes Maͤd-

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[650/0669] gen; ſondern vielmehr eines auf einmal tief gemach- ten Eindruckes; und dieſes hat im Sittlichen ſtatt, wie im Koͤrperlichen. Ein Mann, der durch das Phantaſiren eines Weibes zu haͤufigen Saamenentleerungen gereizt wur- de, nahm ſich feſt vor, ſobald ihm das Weib erſchei- nen wuͤrde, aus dem Bette zu ſpringen. Von der Zeit an weckte ihn das Bild des Weibes jedesmal vom Schlafe auf. — Man nimmt ſich feſt vor, morgen um eine beſtimmte Stunde, die doch ganz ungewoͤhn- lich iſt, aufzuſtehen; man ſchlaͤft ruhig bis zur Stun- de, wo man ohne andere Veranlaſſung erwachet. Tiſſot kannte einen Mann, der vor zwanzig Jahren in der Nacht um ein Uhr durch einen Feuer- laͤrmen aus dem Schlafe geweckt wurde, und ſeitdem wachte er alle Nacht um die naͤmliche Stunde auf. Ein Bauer traͤumte, eine Schlange ſchleiche um ſeinen Arm; er ſchlug ſchnell den Arm in die Hoͤ- he, um die Schlange wegzuſchleudern. Von dieſer Zeit an uͤberfiel ihn oft drey- bis viermal eine hefti- ge Zuckung in dieſem Arme, die oft eine halbe Stun- de waͤhrte, und durch keine Gewalt gehemmt werden konnte. Swieten ſah einen Mann, den ein ſchreckli- cher Donnerſchlag vom Schlaf aufſchreckte, in ein ſolches Zittern des ganzen Koͤrpers verfallen, daß er nicht ein einziges Glied willkuͤhrlich bewegen konnte. In dieſem Zuſtande lebte er zwanzig Jahre. Waͤhrend dem Schlafe ließ das Zittern nach, oder wurde viel geringer. Eben ſo verfiel ein geſundes ſtarkes Maͤd- chen

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/669>, abgerufen am 22.11.2024.