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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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gezogen, und war geheilt. Ein Rechtsgelehrter sprang
in einem heftigen Fieber wahnsinnig in einen Trog
Wasser; der Aufenthalt von einer halben Stunde gab
ihm seinen Verstand wieder, und die Hitze und der
Durst, welche ihn verzehrten, verloren sich. Floyer
versichert, nie eine üble Wirkung davon gesehen zu
haben, wenn Wahnsinnige in kaltes Wasser gesprun-
gen sind. Zuverläßig ist in diesen Fällen, wenn es
auch nicht gerade Wahnsinn oder Raserey ist, und kei-
ne wichtige Gegenanzeige, als innere Entzündung etc.
statt hat, das kalte Baad das wirksamste Mittel.
Jener Türke, den seine Kameraden in der Raserey
eines hitzigen Fiebers in die Themse tauchten, wurde
mit seinem völligen Verstande zurückgeführt, und be-
fand sich den andern Tag vollkommen wohl. -- Was
für Absichten mag wohl die Natur bey jenen Kran-
ken haben, welche alles, Gewalt und List anwenden,
um zu entfliehen, und die wir, gewiß oft zum Nach-
theile, auf ihr Lager befestigen? Es ist nichts ge-
ringes, einem Menschen, dessen verabscheuenden und
annährenden Begierden ohnehin überspannt sind, alle
Willkühr in Dingen zu benehmen, deren Daseyn und
Bedürfniß er so lebhaft empfindet. Man weiß, wie
wohlthätig die freye Luft auf dergleichen Kranke
wirkt; daß sich die Soldaten oder andere Kranken,
wenn sie von einem Orte zum andern überbracht wer-
den, gewöhnlich auf dem Weege weit besser befinden,
als in den Spitälern und Lazarethen. -- Zwey Mönche
hatten Wasserschierling genossen, und fühlten davon
einen heftigen Durst, und heftige innerliche Hitze.

Der

gezogen, und war geheilt. Ein Rechtsgelehrter ſprang
in einem heftigen Fieber wahnſinnig in einen Trog
Waſſer; der Aufenthalt von einer halben Stunde gab
ihm ſeinen Verſtand wieder, und die Hitze und der
Durſt, welche ihn verzehrten, verloren ſich. Floyer
verſichert, nie eine uͤble Wirkung davon geſehen zu
haben, wenn Wahnſinnige in kaltes Waſſer geſprun-
gen ſind. Zuverlaͤßig iſt in dieſen Faͤllen, wenn es
auch nicht gerade Wahnſinn oder Raſerey iſt, und kei-
ne wichtige Gegenanzeige, als innere Entzuͤndung ꝛc.
ſtatt hat, das kalte Baad das wirkſamſte Mittel.
Jener Tuͤrke, den ſeine Kameraden in der Raſerey
eines hitzigen Fiebers in die Themſe tauchten, wurde
mit ſeinem voͤlligen Verſtande zuruͤckgefuͤhrt, und be-
fand ſich den andern Tag vollkommen wohl. — Was
fuͤr Abſichten mag wohl die Natur bey jenen Kran-
ken haben, welche alles, Gewalt und Liſt anwenden,
um zu entfliehen, und die wir, gewiß oft zum Nach-
theile, auf ihr Lager befeſtigen? Es iſt nichts ge-
ringes, einem Menſchen, deſſen verabſcheuenden und
annaͤhrenden Begierden ohnehin uͤberſpannt ſind, alle
Willkuͤhr in Dingen zu benehmen, deren Daſeyn und
Beduͤrfniß er ſo lebhaft empfindet. Man weiß, wie
wohlthaͤtig die freye Luft auf dergleichen Kranke
wirkt; daß ſich die Soldaten oder andere Kranken,
wenn ſie von einem Orte zum andern uͤberbracht wer-
den, gewoͤhnlich auf dem Weege weit beſſer befinden,
als in den Spitaͤlern und Lazarethen. — Zwey Moͤnche
hatten Waſſerſchierling genoſſen, und fuͤhlten davon
einen heftigen Durſt, und heftige innerliche Hitze.

Der
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[660/0679] gezogen, und war geheilt. Ein Rechtsgelehrter ſprang in einem heftigen Fieber wahnſinnig in einen Trog Waſſer; der Aufenthalt von einer halben Stunde gab ihm ſeinen Verſtand wieder, und die Hitze und der Durſt, welche ihn verzehrten, verloren ſich. Floyer verſichert, nie eine uͤble Wirkung davon geſehen zu haben, wenn Wahnſinnige in kaltes Waſſer geſprun- gen ſind. Zuverlaͤßig iſt in dieſen Faͤllen, wenn es auch nicht gerade Wahnſinn oder Raſerey iſt, und kei- ne wichtige Gegenanzeige, als innere Entzuͤndung ꝛc. ſtatt hat, das kalte Baad das wirkſamſte Mittel. Jener Tuͤrke, den ſeine Kameraden in der Raſerey eines hitzigen Fiebers in die Themſe tauchten, wurde mit ſeinem voͤlligen Verſtande zuruͤckgefuͤhrt, und be- fand ſich den andern Tag vollkommen wohl. — Was fuͤr Abſichten mag wohl die Natur bey jenen Kran- ken haben, welche alles, Gewalt und Liſt anwenden, um zu entfliehen, und die wir, gewiß oft zum Nach- theile, auf ihr Lager befeſtigen? Es iſt nichts ge- ringes, einem Menſchen, deſſen verabſcheuenden und annaͤhrenden Begierden ohnehin uͤberſpannt ſind, alle Willkuͤhr in Dingen zu benehmen, deren Daſeyn und Beduͤrfniß er ſo lebhaft empfindet. Man weiß, wie wohlthaͤtig die freye Luft auf dergleichen Kranke wirkt; daß ſich die Soldaten oder andere Kranken, wenn ſie von einem Orte zum andern uͤberbracht wer- den, gewoͤhnlich auf dem Weege weit beſſer befinden, als in den Spitaͤlern und Lazarethen. — Zwey Moͤnche hatten Waſſerſchierling genoſſen, und fuͤhlten davon einen heftigen Durſt, und heftige innerliche Hitze. Der

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/679>, abgerufen am 22.11.2024.