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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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vor derselben. Beyde suchen sich zu verbergen, und
brennen vor Begierde, sich oder andern zu schaden.
Wer ist noch je von der Befriedigung dieser wider-
sprechenden Triebe geheilt worden?

Ich sah einen Mann, den, seines völligen Be-
wustseyns ungeachtet, eine unüberwindliche Mordsucht
bis zur Verzweiflung plagte: Bring ihn um. Schneid
ihm die Gurgel ab
! so schrie es ihm unabläßlich ins
Gehör. Der Elende bebte am ganzen Leibe, als er
mit mir sprach, und bat mich inständig, auf meiner
Hut zu seyn. Sein Auge war äusserst flüchtig, und
der Kopf immer nach der Seite gedreht; mit den
Händen wühlte er entweder in den Taschen, oder
rang sie verzweiflungsvoll. Nichts konnte ihn gefaß-
ter machen, als meine feyerliche Versicherung, daß
er nicht von Gott verlassen seye, wie er behauptete,
sondern blos von einem heftigen Eindruck erschüttert
worden wäre, wozu sein körperlicher Zustand alles
beytrage; daß ich ihn aber bey der ersten Bewegung
an die Wand schleudern werde, und er also nie das
Unglück erleben würde, mich zu töden. Der Geist
der Versuchung war ein Wanstvoll veralteter Unrath,
und ich trieb den Teufel durch den Hintern aus. Er
hatte den unglücklichen Mörder Z.... rädern gesehen,
und dadurch bey seiner kranken Beschaffenheit den
Grund zu diesem gefährlichen Wahnsinne gelegt.

Ein junger Mensch, der immer eine untadel-
hafte Aufführung hatte, muste wegen einer schweren
Kopfwunde trepanirt werden, wodurch er einen Theil
der äußern Gehirnmaße verlor, aber geheilt wurde.

Von

vor derſelben. Beyde ſuchen ſich zu verbergen, und
brennen vor Begierde, ſich oder andern zu ſchaden.
Wer iſt noch je von der Befriedigung dieſer wider-
ſprechenden Triebe geheilt worden?

Ich ſah einen Mann, den, ſeines voͤlligen Be-
wuſtſeyns ungeachtet, eine unuͤberwindliche Mordſucht
bis zur Verzweiflung plagte: Bring ihn um. Schneid
ihm die Gurgel ab
! ſo ſchrie es ihm unablaͤßlich ins
Gehoͤr. Der Elende bebte am ganzen Leibe, als er
mit mir ſprach, und bat mich inſtaͤndig, auf meiner
Hut zu ſeyn. Sein Auge war aͤuſſerſt fluͤchtig, und
der Kopf immer nach der Seite gedreht; mit den
Haͤnden wuͤhlte er entweder in den Taſchen, oder
rang ſie verzweiflungsvoll. Nichts konnte ihn gefaß-
ter machen, als meine feyerliche Verſicherung, daß
er nicht von Gott verlaſſen ſeye, wie er behauptete,
ſondern blos von einem heftigen Eindruck erſchuͤttert
worden waͤre, wozu ſein koͤrperlicher Zuſtand alles
beytrage; daß ich ihn aber bey der erſten Bewegung
an die Wand ſchleudern werde, und er alſo nie das
Ungluͤck erleben wuͤrde, mich zu toͤden. Der Geiſt
der Verſuchung war ein Wanſtvoll veralteter Unrath,
und ich trieb den Teufel durch den Hintern aus. Er
hatte den ungluͤcklichen Moͤrder Z.... raͤdern geſehen,
und dadurch bey ſeiner kranken Beſchaffenheit den
Grund zu dieſem gefaͤhrlichen Wahnſinne gelegt.

Ein junger Menſch, der immer eine untadel-
hafte Auffuͤhrung hatte, muſte wegen einer ſchweren
Kopfwunde trepanirt werden, wodurch er einen Theil
der aͤußern Gehirnmaße verlor, aber geheilt wurde.

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[677/0696] vor derſelben. Beyde ſuchen ſich zu verbergen, und brennen vor Begierde, ſich oder andern zu ſchaden. Wer iſt noch je von der Befriedigung dieſer wider- ſprechenden Triebe geheilt worden? Ich ſah einen Mann, den, ſeines voͤlligen Be- wuſtſeyns ungeachtet, eine unuͤberwindliche Mordſucht bis zur Verzweiflung plagte: Bring ihn um. Schneid ihm die Gurgel ab! ſo ſchrie es ihm unablaͤßlich ins Gehoͤr. Der Elende bebte am ganzen Leibe, als er mit mir ſprach, und bat mich inſtaͤndig, auf meiner Hut zu ſeyn. Sein Auge war aͤuſſerſt fluͤchtig, und der Kopf immer nach der Seite gedreht; mit den Haͤnden wuͤhlte er entweder in den Taſchen, oder rang ſie verzweiflungsvoll. Nichts konnte ihn gefaß- ter machen, als meine feyerliche Verſicherung, daß er nicht von Gott verlaſſen ſeye, wie er behauptete, ſondern blos von einem heftigen Eindruck erſchuͤttert worden waͤre, wozu ſein koͤrperlicher Zuſtand alles beytrage; daß ich ihn aber bey der erſten Bewegung an die Wand ſchleudern werde, und er alſo nie das Ungluͤck erleben wuͤrde, mich zu toͤden. Der Geiſt der Verſuchung war ein Wanſtvoll veralteter Unrath, und ich trieb den Teufel durch den Hintern aus. Er hatte den ungluͤcklichen Moͤrder Z.... raͤdern geſehen, und dadurch bey ſeiner kranken Beſchaffenheit den Grund zu dieſem gefaͤhrlichen Wahnſinne gelegt. Ein junger Menſch, der immer eine untadel- hafte Auffuͤhrung hatte, muſte wegen einer ſchweren Kopfwunde trepanirt werden, wodurch er einen Theil der aͤußern Gehirnmaße verlor, aber geheilt wurde. Von

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/696>, abgerufen am 22.11.2024.