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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Wind, für die unbedeutendste Kleinigkeit dringend
um Hilfe anfleht?

Hieher gehören einige vortrefliche Bemerkungen
von Klökhof." Sollte ein zu leichtes Faßen der Ideen,
sagt er, eine schwelgerische Einbildungskraft, eine
flüchtige, oder auch figirte Aufmerksamkeit heftige
und häufige Gemüthsbewegungen, schreckliche Vor-
stellungen und Gedanken, eine ausschweifende Freu-
de, oder eine übermäßige Bewunderung erzeugender
Vorstellungen und Gedanken -- Erscheinungen, die,
wie wir gesehen haben, Folgen einer Schwäche, (und
erhöheten Reitzbarkeit) des Gehirnmarks sind -- soll-
ten diese nicht hinreichend genug seyn, die ungewöhn-
lichen Schwünge des Geistes, die man bisweilen bey
Kranken und sterbenden bewundert, zu erklären?" --
Hier führt Klöckhof den Aretäus von Capadocien
an, der nach dem Cicero (de divinatione lib. I. cap.XXX.
diese widernatürliche Geistesschwünge, freylich noch
mit manchem untermischten Vorurtheil geschildert hat.
Er sagt: Wenn bey einem hitzigen Fieber auf eine
tödtliche Kälte eine überaus grosse Hitze folgt, so ent-
steht eine ungewöhnliche Gesetztheit des Geistes; alle
Empfindungen erreichen einen hohen Grad der Fein-
heit, der Verstand wird überaus scharf, und der
Mensch fängt an, zu weissagen. Zuerst sagen der-
gleichen Kranke ihren Tod voraus, und dann verkün-
digen sie zukünftige Dinge. Manche wollen biswei-
len das, was sie sagen, nicht glauben, aber der rich-
tige Erfolg desselben setzt sie in Erstaunen. Einige
von ihnen führen sogar Gespräche mit Verstorbenen.

Viel-

Wind, fuͤr die unbedeutendſte Kleinigkeit dringend
um Hilfe anfleht?

Hieher gehoͤren einige vortrefliche Bemerkungen
von Klökhof.„ Sollte ein zu leichtes Faßen der Ideen,
ſagt er, eine ſchwelgeriſche Einbildungskraft, eine
fluͤchtige, oder auch figirte Aufmerkſamkeit heftige
und haͤufige Gemuͤthsbewegungen, ſchreckliche Vor-
ſtellungen und Gedanken, eine ausſchweifende Freu-
de, oder eine uͤbermaͤßige Bewunderung erzeugender
Vorſtellungen und Gedanken — Erſcheinungen, die,
wie wir geſehen haben, Folgen einer Schwaͤche, (und
erhoͤheten Reitzbarkeit) des Gehirnmarks ſind — ſoll-
ten dieſe nicht hinreichend genug ſeyn, die ungewoͤhn-
lichen Schwuͤnge des Geiſtes, die man bisweilen bey
Kranken und ſterbenden bewundert, zu erklaͤren?“ —
Hier fuͤhrt Klöckhof den Aretäus von Capadocien
an, der nach dem Cicero (de divinatione lib. I. cap.XXX.
dieſe widernatuͤrliche Geiſtesſchwuͤnge, freylich noch
mit manchem untermiſchten Vorurtheil geſchildert hat.
Er ſagt: Wenn bey einem hitzigen Fieber auf eine
toͤdtliche Kaͤlte eine uͤberaus groſſe Hitze folgt, ſo ent-
ſteht eine ungewoͤhnliche Geſetztheit des Geiſtes; alle
Empfindungen erreichen einen hohen Grad der Fein-
heit, der Verſtand wird uͤberaus ſcharf, und der
Menſch faͤngt an, zu weiſſagen. Zuerſt ſagen der-
gleichen Kranke ihren Tod voraus, und dann verkuͤn-
digen ſie zukuͤnftige Dinge. Manche wollen biswei-
len das, was ſie ſagen, nicht glauben, aber der rich-
tige Erfolg deſſelben ſetzt ſie in Erſtaunen. Einige
von ihnen fuͤhren ſogar Geſpraͤche mit Verſtorbenen.

Viel-
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[59/0078] Wind, fuͤr die unbedeutendſte Kleinigkeit dringend um Hilfe anfleht? Hieher gehoͤren einige vortrefliche Bemerkungen von Klökhof.„ Sollte ein zu leichtes Faßen der Ideen, ſagt er, eine ſchwelgeriſche Einbildungskraft, eine fluͤchtige, oder auch figirte Aufmerkſamkeit heftige und haͤufige Gemuͤthsbewegungen, ſchreckliche Vor- ſtellungen und Gedanken, eine ausſchweifende Freu- de, oder eine uͤbermaͤßige Bewunderung erzeugender Vorſtellungen und Gedanken — Erſcheinungen, die, wie wir geſehen haben, Folgen einer Schwaͤche, (und erhoͤheten Reitzbarkeit) des Gehirnmarks ſind — ſoll- ten dieſe nicht hinreichend genug ſeyn, die ungewoͤhn- lichen Schwuͤnge des Geiſtes, die man bisweilen bey Kranken und ſterbenden bewundert, zu erklaͤren?“ — Hier fuͤhrt Klöckhof den Aretäus von Capadocien an, der nach dem Cicero (de divinatione lib. I. cap.XXX. dieſe widernatuͤrliche Geiſtesſchwuͤnge, freylich noch mit manchem untermiſchten Vorurtheil geſchildert hat. Er ſagt: Wenn bey einem hitzigen Fieber auf eine toͤdtliche Kaͤlte eine uͤberaus groſſe Hitze folgt, ſo ent- ſteht eine ungewoͤhnliche Geſetztheit des Geiſtes; alle Empfindungen erreichen einen hohen Grad der Fein- heit, der Verſtand wird uͤberaus ſcharf, und der Menſch faͤngt an, zu weiſſagen. Zuerſt ſagen der- gleichen Kranke ihren Tod voraus, und dann verkuͤn- digen ſie zukuͤnftige Dinge. Manche wollen biswei- len das, was ſie ſagen, nicht glauben, aber der rich- tige Erfolg deſſelben ſetzt ſie in Erſtaunen. Einige von ihnen fuͤhren ſogar Geſpraͤche mit Verſtorbenen. Viel-

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/78>, abgerufen am 22.11.2024.