man einige Körner mit Chloroform: echte Cochenille schwimmt darauf, ver- fälschte sinkt unter. Um sich zu überzeugen, ob bei echter Cochenille der silbergraue Ueberzug natürlich oder nachgeahmt ist, schüttelt man mit Aether: der echte löst sich darin auf, der nachgeahmte bleibt ungelöst. -- Das färbende Prinzip der Cochenille ist die Karminsäure oder das Coccusrot, wel- ches in Wasser, Alkohol und Ammoniak löslich ist. Der Wert der Coche- nille richtet sich nach ihrem Gehalt an Karminsäure; die verschiedenen Au- toren geben den Gehalt der Cochenille an Farbstoff sehr verschieden an; so Pelletier zu 50 Prozent, Mene zu 26 bis 33 Prozent, Liebermann (1885) nur zu 10 Prozent. Außerdem enthält die Cochenille noch viel Fett, Wachs (1/2 bis 4 Prozent), Gallertstoffe, ca. 4 bis 8 Prozent Wasser und 3 bis 6 Prozent Asche. Eine Cochenille, welche beim Trocknen mehr als 8 Prozent Wasser verliert, ist als in betrügerischer Absicht mit Wasser beschwert anzusehen; desgleichen ist eine mehr als 6 Prozent Asche hinter- lassende Cochenille als mit mineralischen Stoffen beschwert zu verwerfen. Auch scheint im Handel eine durch Extraktion ihres Farbstoffes teilweise beraubte Cochenille vorzukommen; eine solche Cochenille besitzt ein geringeres spezifisches Gewicht und ist durch die oben erwähnte Chloroformprobe nicht zu erkennen. Aus dem Gesagten geht hervor, daß man beim Einkauf von Cochenille mit größter Vorsicht zu Werke gehen muß, um sich vor Ueber- vorteilung zu schützen. Das sicherste Mittel ist die Feststellung des Farb- stoffgehalts, entweder durch die Methoden von Penny oder durch Probe- färben. Bei der Methode von Penny zerreibt man 1 g Cochenille ganz fein, gießt eine Lösung von 5 bis 6 g Aetzkali in 20 ccm Wasser darauf, läßt damit 1 Stunde lang an einem lauwarmen Orte stehen, verdünnt mit Wasser bis auf 100 ccm, und versetzt dann so lange mit einer Lösung von 1 g rotem Blutlaugensalz in 99 g Wasser, bis die Purpurfarbe in Gelb- braun übergegangen ist. Die Anzahl der Kubikcentimeter der Blutlaugensalz- lösung, verglichen mit der Anzahl von Kubikcentimetern, welche zur Zerstörung des Farbstoffs einer Lösung von garantiert reiner oder bekannter Cochenille benötigt werden, gestattet einen Vergleich zwischen der Färbekraft der be- kannten und der zu prüfenden Sorte. -- Beim Probe färben färbt man Strähne von Wolle von ca. 5 g Gewicht nacheinander so lange, bis das Bad erschöpft ist. Dann färbt man einen Teil der Strähne scharlach- rot (mit 1 g Cochenille, 2 g Weinstein, 2 g Zinnkomposition und so viel Wasser, daß die Wolle untertaucht), die andere Hälfte karmoisin- rot (mit 1 g Cochenille, 3/4 g Weinstein und 11/2 g Alaun). Zur Beur- teilung des vergleichungsweisen Wertes der zu prüfenden Cochenille muß man sich zuvor eine Normal-Cochenille-Ausfärbung mit Cochenille von anerkannter Güte herstellen und diese Strähne zum Vergleich sowohl hin- sichtlich des Farbentones wie der Ausbeute aufbewahren.
Die Cochenille diente früher hauptsächlich zum Scharlach- und Karmoisin- färben von Seide und Wolle, sowie zum gemischten Druck auf Wolle; heute ist sie durch die Azofarben und Eosine fast völlig verdrängt, und dient nur noch in der Wollenfärberei zum Färben der roten Militärtuche, bei denen die Verwendung von Azofarben nicht gestattet ist, sowie zum Färben von Karmoisin und Scharlach auf Wolle. Hierüber siehe im speziellen Teil. Seit 1876 hat sich der Verbrauch von Cochenille auf 1/4 reduziert. Neben ihrer Verwendung als Farbstoff direkt dient die Cochenille noch zur Her- stellung einiger in der Färberei gebrauchter Präparate (Cochenille-Präparate;
man einige Körner mit Chloroform: echte Cochenille ſchwimmt darauf, ver- fälſchte ſinkt unter. Um ſich zu überzeugen, ob bei echter Cochenille der ſilbergraue Ueberzug natürlich oder nachgeahmt iſt, ſchüttelt man mit Aether: der echte löſt ſich darin auf, der nachgeahmte bleibt ungelöſt. — Das färbende Prinzip der Cochenille iſt die Karminſäure oder das Coccusrot, wel- ches in Waſſer, Alkohol und Ammoniak löslich iſt. Der Wert der Coche- nille richtet ſich nach ihrem Gehalt an Karminſäure; die verſchiedenen Au- toren geben den Gehalt der Cochenille an Farbſtoff ſehr verſchieden an; ſo Pelletier zu 50 Prozent, Mène zu 26 bis 33 Prozent, Liebermann (1885) nur zu 10 Prozent. Außerdem enthält die Cochenille noch viel Fett, Wachs (½ bis 4 Prozent), Gallertſtoffe, ca. 4 bis 8 Prozent Waſſer und 3 bis 6 Prozent Aſche. Eine Cochenille, welche beim Trocknen mehr als 8 Prozent Waſſer verliert, iſt als in betrügeriſcher Abſicht mit Waſſer beſchwert anzuſehen; desgleichen iſt eine mehr als 6 Prozent Aſche hinter- laſſende Cochenille als mit mineraliſchen Stoffen beſchwert zu verwerfen. Auch ſcheint im Handel eine durch Extraktion ihres Farbſtoffes teilweiſe beraubte Cochenille vorzukommen; eine ſolche Cochenille beſitzt ein geringeres ſpezifiſches Gewicht und iſt durch die oben erwähnte Chloroformprobe nicht zu erkennen. Aus dem Geſagten geht hervor, daß man beim Einkauf von Cochenille mit größter Vorſicht zu Werke gehen muß, um ſich vor Ueber- vorteilung zu ſchützen. Das ſicherſte Mittel iſt die Feſtſtellung des Farb- ſtoffgehalts, entweder durch die Methoden von Penny oder durch Probe- färben. Bei der Methode von Penny zerreibt man 1 g Cochenille ganz fein, gießt eine Löſung von 5 bis 6 g Aetzkali in 20 ccm Waſſer darauf, läßt damit 1 Stunde lang an einem lauwarmen Orte ſtehen, verdünnt mit Waſſer bis auf 100 ccm, und verſetzt dann ſo lange mit einer Löſung von 1 g rotem Blutlaugenſalz in 99 g Waſſer, bis die Purpurfarbe in Gelb- braun übergegangen iſt. Die Anzahl der Kubikcentimeter der Blutlaugenſalz- löſung, verglichen mit der Anzahl von Kubikcentimetern, welche zur Zerſtörung des Farbſtoffs einer Löſung von garantiert reiner oder bekannter Cochenille benötigt werden, geſtattet einen Vergleich zwiſchen der Färbekraft der be- kannten und der zu prüfenden Sorte. — Beim Probe färben färbt man Strähne von Wolle von ca. 5 g Gewicht nacheinander ſo lange, bis das Bad erſchöpft iſt. Dann färbt man einen Teil der Strähne ſcharlach- rot (mit 1 g Cochenille, 2 g Weinſtein, 2 g Zinnkompoſition und ſo viel Waſſer, daß die Wolle untertaucht), die andere Hälfte karmoiſin- rot (mit 1 g Cochenille, ¾ g Weinſtein und 1½ g Alaun). Zur Beur- teilung des vergleichungsweiſen Wertes der zu prüfenden Cochenille muß man ſich zuvor eine Normal-Cochenille-Ausfärbung mit Cochenille von anerkannter Güte herſtellen und dieſe Strähne zum Vergleich ſowohl hin- ſichtlich des Farbentones wie der Ausbeute aufbewahren.
Die Cochenille diente früher hauptſächlich zum Scharlach- und Karmoiſin- färben von Seide und Wolle, ſowie zum gemiſchten Druck auf Wolle; heute iſt ſie durch die Azofarben und Eoſine faſt völlig verdrängt, und dient nur noch in der Wollenfärberei zum Färben der roten Militärtuche, bei denen die Verwendung von Azofarben nicht geſtattet iſt, ſowie zum Färben von Karmoiſin und Scharlach auf Wolle. Hierüber ſiehe im ſpeziellen Teil. Seit 1876 hat ſich der Verbrauch von Cochenille auf ¼ reduziert. Neben ihrer Verwendung als Farbſtoff direkt dient die Cochenille noch zur Her- ſtellung einiger in der Färberei gebrauchter Präparate (Cochenille-Präparate;
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man einige Körner mit Chloroform: echte Cochenille ſchwimmt darauf, ver-
fälſchte ſinkt unter. Um ſich zu überzeugen, ob bei echter Cochenille der
ſilbergraue Ueberzug natürlich oder nachgeahmt iſt, ſchüttelt man mit Aether:
der echte löſt ſich darin auf, der nachgeahmte bleibt ungelöſt. — Das färbende
Prinzip der Cochenille iſt die Karminſäure oder das Coccusrot, wel-
ches in Waſſer, Alkohol und Ammoniak löslich iſt. Der Wert der Coche-
nille richtet ſich nach ihrem Gehalt an Karminſäure; die verſchiedenen Au-
toren geben den Gehalt der Cochenille an Farbſtoff ſehr verſchieden an; ſo
Pelletier zu 50 Prozent, Mène zu 26 bis 33 Prozent, Liebermann
(1885) nur zu 10 Prozent. Außerdem enthält die Cochenille noch viel
Fett, Wachs (½ bis 4 Prozent), Gallertſtoffe, ca. 4 bis 8 Prozent Waſſer
und 3 bis 6 Prozent Aſche. Eine Cochenille, welche beim Trocknen mehr
als 8 Prozent Waſſer verliert, iſt als in betrügeriſcher Abſicht mit Waſſer
beſchwert anzuſehen; desgleichen iſt eine mehr als 6 Prozent Aſche hinter-
laſſende Cochenille als mit mineraliſchen Stoffen beſchwert zu verwerfen.
Auch ſcheint im Handel eine durch Extraktion ihres Farbſtoffes teilweiſe
beraubte Cochenille vorzukommen; eine ſolche Cochenille beſitzt ein geringeres
ſpezifiſches Gewicht und iſt durch die oben erwähnte Chloroformprobe nicht
zu erkennen. Aus dem Geſagten geht hervor, daß man beim Einkauf von
Cochenille mit größter Vorſicht zu Werke gehen muß, um ſich vor Ueber-
vorteilung zu ſchützen. Das ſicherſte Mittel iſt die Feſtſtellung des Farb-
ſtoffgehalts, entweder durch die Methoden von Penny oder durch Probe-
färben. Bei der Methode von Penny zerreibt man 1 g Cochenille ganz
fein, gießt eine Löſung von 5 bis 6 g Aetzkali in 20 ccm Waſſer darauf,
läßt damit 1 Stunde lang an einem lauwarmen Orte ſtehen, verdünnt mit
Waſſer bis auf 100 ccm, und verſetzt dann ſo lange mit einer Löſung von
1 g rotem Blutlaugenſalz in 99 g Waſſer, bis die Purpurfarbe in Gelb-
braun übergegangen iſt. Die Anzahl der Kubikcentimeter der Blutlaugenſalz-
löſung, verglichen mit der Anzahl von Kubikcentimetern, welche zur Zerſtörung
des Farbſtoffs einer Löſung von garantiert reiner oder bekannter Cochenille
benötigt werden, geſtattet einen Vergleich zwiſchen der Färbekraft der be-
kannten und der zu prüfenden Sorte. — Beim Probe färben färbt man
Strähne von Wolle von ca. 5 g Gewicht nacheinander ſo lange, bis das
Bad erſchöpft iſt. Dann färbt man einen Teil der Strähne ſcharlach-
rot (mit 1 g Cochenille, 2 g Weinſtein, 2 g Zinnkompoſition und
ſo viel Waſſer, daß die Wolle untertaucht), die andere Hälfte karmoiſin-
rot (mit 1 g Cochenille, ¾ g Weinſtein und 1½ g Alaun). Zur Beur-
teilung des vergleichungsweiſen Wertes der zu prüfenden Cochenille muß man
ſich zuvor eine Normal-Cochenille-Ausfärbung mit Cochenille von
anerkannter Güte herſtellen und dieſe Strähne zum Vergleich ſowohl hin-
ſichtlich des Farbentones wie der Ausbeute aufbewahren.
Die Cochenille diente früher hauptſächlich zum Scharlach- und Karmoiſin-
färben von Seide und Wolle, ſowie zum gemiſchten Druck auf Wolle; heute
iſt ſie durch die Azofarben und Eoſine faſt völlig verdrängt, und dient nur
noch in der Wollenfärberei zum Färben der roten Militärtuche, bei denen
die Verwendung von Azofarben nicht geſtattet iſt, ſowie zum Färben von
Karmoiſin und Scharlach auf Wolle. Hierüber ſiehe im ſpeziellen Teil.
Seit 1876 hat ſich der Verbrauch von Cochenille auf ¼ reduziert. Neben
ihrer Verwendung als Farbſtoff direkt dient die Cochenille noch zur Her-
ſtellung einiger in der Färberei gebrauchter Präparate (Cochenille-Präparate;
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/119>, abgerufen am 23.11.2024.
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