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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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feinpulverigen Abscheidung aus den Abkochungen der Rinde der in China
heimischen Rhamnus chlorophorus und Rhamnus utilis Desc. Wenigstens
scheint er das früher gewesen zu sein; als die Nachfrage nach Lokao leb-
hafter wurde, hat man zur vollkommeneren Extraktion des Farbstoffes die
Rinde mit kohlensaurem Natron unter Zusatz von etwas Alaunlösung und
Stehenlassen an der Sonne extrahiert.

Eigenschaften. Der Lokao wird in Gestalt von mehr oder weniger
länglichen dünnen Blättchen versendet, von der Stärke des Papiers, von blauer
Farbe mit violettem oder zuweilen grünem Reflex; auf dem Bruche zeigen
sie bald ein schmutziges Graugrün, bald ein dunkles oder violettfarbiges
Blau, auf Papier zerrieben geben sie einen meergrünen Strich; sie lassen sich
nicht pulvern. Lokao ist in Wasser teilweise löslich, völlig löslich in Essig-
säure und in einer konzentrierten Lösung von kohlensaurem Kali, unlöslich
in Alkohol, Aether und Schwefelkohlenstoff. Er gibt 21 bis 33 Prozent
Asche. Auch ganz in Wasser unlösliche Lokaosorten kommen in den Handel.
Diese scheinen durch Extraktion des Farbstoffes mit Pottaschelösung und
nachheriges Fällen mit Alaun dargestellt zu sein; es wären somit richtige
Lokaofarblacke. Die Lösungen des Lokao werden durch Aetzalkalien und alka-
lische Lösungen braun, durch Zink- und Magnesiumsalze blau, durch borsaure
Salze grün, durch Zinnchlorür orange, durch Schwefelammonium purpurrot
gefärbt. -- Ueber den Farbstoff des Lokao hat Kayser*) die Ansicht aus-
gesprochen, daß derselbe eine Säure sei, welche er Lokaonsäure, C42 H48 O27,
nennt, während er den Lokao als den Thonerdekalklack derselben betrachtet.
Die Lokaonsäure, welche er als ein tiefblaues Pulver beschreibt, welches sich
in Ammoniak mit blauer Farbe löst, soll mit Säuren behandelt, sich spalten
in Lokaosäure, C36 H36 O21 und Lokaose, einen inaktiven Zucker von der
Formel C6 H12 O6. -- Man wird indessen nicht fehlgehen, wenn man den
Farbstoff als einen Abkömmling des Rhamnins betrachtet, um so mehr, da
die alkalischen Lösungen desselben mit den alkalischen Lösungen des Rhamne-
tins mehrfache Analogien zeigen und auch, weil die Formel der Lokaonsäure
C36 H36 O21 oder C12 H12 O7 als ein Hydrorhamnetin erscheint:
[Formel 1]

Anwendung. Lokao wurde von Köchlin zum Färben von Baum-
wolle und Seide empfohlen, und zwar wird Baumwolle aus alkalischer Lösung
(schwaches Seifenbad) ohne Beize grün; Seide wird zuvor gespült und ge-
seift, dann in einem sehr verdünnten Bade, bereitet aus einer Lösung von
Lokao in einer Alaunlösung, ausgefärbt. Es gibt ein prächtig leuchtendes
Grün, welches auch bei Licht ein reines Grün zeigt. Jetzt ist es durch die
billigeren und ebenso feurigen Teerfarben fast verdrängt worden.

Hieran schließt sich

3. Saftgrün, eine eingedickte Abkochung der unreifen deutschen Kreuzbeeren
von Rhamnus cathartica L., unter Zusatz von etwas Alaun und geringen
Mengen von Indigokarminlösung; so entsteht bei fortgesetztem Abdampfen
ein schön grüner Teig, welcher in Rindsblasen gefüllt (daher auch Blasen-
grün
genannt), und im Rauche getrocknet wird, wo er schließlich zu einer
steinharten Masse austrocknet. Der Farbstoff ist das in den Gelbbeeren ent-
haltene, in Alkohol leicht, in Wasser fast gar nicht lösliche Xanthorhamnin.

*) Berichte der deutsch. Chem. Gesellschaft 18, 3417.

feinpulverigen Abſcheidung aus den Abkochungen der Rinde der in China
heimiſchen Rhamnus chlorophorus und Rhamnus utilis Desc. Wenigſtens
ſcheint er das früher geweſen zu ſein; als die Nachfrage nach Lokao leb-
hafter wurde, hat man zur vollkommeneren Extraktion des Farbſtoffes die
Rinde mit kohlenſaurem Natron unter Zuſatz von etwas Alaunlöſung und
Stehenlaſſen an der Sonne extrahiert.

Eigenſchaften. Der Lokao wird in Geſtalt von mehr oder weniger
länglichen dünnen Blättchen verſendet, von der Stärke des Papiers, von blauer
Farbe mit violettem oder zuweilen grünem Reflex; auf dem Bruche zeigen
ſie bald ein ſchmutziges Graugrün, bald ein dunkles oder violettfarbiges
Blau, auf Papier zerrieben geben ſie einen meergrünen Strich; ſie laſſen ſich
nicht pulvern. Lokao iſt in Waſſer teilweiſe löslich, völlig löslich in Eſſig-
ſäure und in einer konzentrierten Löſung von kohlenſaurem Kali, unlöslich
in Alkohol, Aether und Schwefelkohlenſtoff. Er gibt 21 bis 33 Prozent
Aſche. Auch ganz in Waſſer unlösliche Lokaoſorten kommen in den Handel.
Dieſe ſcheinen durch Extraktion des Farbſtoffes mit Pottaſchelöſung und
nachheriges Fällen mit Alaun dargeſtellt zu ſein; es wären ſomit richtige
Lokaofarblacke. Die Löſungen des Lokao werden durch Aetzalkalien und alka-
liſche Löſungen braun, durch Zink- und Magneſiumſalze blau, durch borſaure
Salze grün, durch Zinnchlorür orange, durch Schwefelammonium purpurrot
gefärbt. — Ueber den Farbſtoff des Lokao hat Kayſer*) die Anſicht aus-
geſprochen, daß derſelbe eine Säure ſei, welche er Lokaonſäure, C42 H48 O27,
nennt, während er den Lokao als den Thonerdekalklack derſelben betrachtet.
Die Lokaonſäure, welche er als ein tiefblaues Pulver beſchreibt, welches ſich
in Ammoniak mit blauer Farbe löſt, ſoll mit Säuren behandelt, ſich ſpalten
in Lokaoſäure, C36 H36 O21 und Lokaoſe, einen inaktiven Zucker von der
Formel C6 H12 O6. — Man wird indeſſen nicht fehlgehen, wenn man den
Farbſtoff als einen Abkömmling des Rhamnins betrachtet, um ſo mehr, da
die alkaliſchen Löſungen desſelben mit den alkaliſchen Löſungen des Rhamne-
tins mehrfache Analogien zeigen und auch, weil die Formel der Lokaonſäure
C36 H36 O21 oder C12 H12 O7 als ein Hydrorhamnetin erſcheint:
[Formel 1]

Anwendung. Lokao wurde von Köchlin zum Färben von Baum-
wolle und Seide empfohlen, und zwar wird Baumwolle aus alkaliſcher Löſung
(ſchwaches Seifenbad) ohne Beize grün; Seide wird zuvor geſpült und ge-
ſeift, dann in einem ſehr verdünnten Bade, bereitet aus einer Löſung von
Lokao in einer Alaunlöſung, ausgefärbt. Es gibt ein prächtig leuchtendes
Grün, welches auch bei Licht ein reines Grün zeigt. Jetzt iſt es durch die
billigeren und ebenſo feurigen Teerfarben faſt verdrängt worden.

Hieran ſchließt ſich

3. Saftgrün, eine eingedickte Abkochung der unreifen deutſchen Kreuzbeeren
von Rhamnus cathartica L., unter Zuſatz von etwas Alaun und geringen
Mengen von Indigokarminlöſung; ſo entſteht bei fortgeſetztem Abdampfen
ein ſchön grüner Teig, welcher in Rindsblaſen gefüllt (daher auch Blaſen-
grün
genannt), und im Rauche getrocknet wird, wo er ſchließlich zu einer
ſteinharten Maſſe austrocknet. Der Farbſtoff iſt das in den Gelbbeeren ent-
haltene, in Alkohol leicht, in Waſſer faſt gar nicht lösliche Xanthorhamnin.

*) Berichte der deutſch. Chem. Geſellſchaft 18, 3417.
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[136/0162] feinpulverigen Abſcheidung aus den Abkochungen der Rinde der in China heimiſchen Rhamnus chlorophorus und Rhamnus utilis Desc. Wenigſtens ſcheint er das früher geweſen zu ſein; als die Nachfrage nach Lokao leb- hafter wurde, hat man zur vollkommeneren Extraktion des Farbſtoffes die Rinde mit kohlenſaurem Natron unter Zuſatz von etwas Alaunlöſung und Stehenlaſſen an der Sonne extrahiert. Eigenſchaften. Der Lokao wird in Geſtalt von mehr oder weniger länglichen dünnen Blättchen verſendet, von der Stärke des Papiers, von blauer Farbe mit violettem oder zuweilen grünem Reflex; auf dem Bruche zeigen ſie bald ein ſchmutziges Graugrün, bald ein dunkles oder violettfarbiges Blau, auf Papier zerrieben geben ſie einen meergrünen Strich; ſie laſſen ſich nicht pulvern. Lokao iſt in Waſſer teilweiſe löslich, völlig löslich in Eſſig- ſäure und in einer konzentrierten Löſung von kohlenſaurem Kali, unlöslich in Alkohol, Aether und Schwefelkohlenſtoff. Er gibt 21 bis 33 Prozent Aſche. Auch ganz in Waſſer unlösliche Lokaoſorten kommen in den Handel. Dieſe ſcheinen durch Extraktion des Farbſtoffes mit Pottaſchelöſung und nachheriges Fällen mit Alaun dargeſtellt zu ſein; es wären ſomit richtige Lokaofarblacke. Die Löſungen des Lokao werden durch Aetzalkalien und alka- liſche Löſungen braun, durch Zink- und Magneſiumſalze blau, durch borſaure Salze grün, durch Zinnchlorür orange, durch Schwefelammonium purpurrot gefärbt. — Ueber den Farbſtoff des Lokao hat Kayſer *) die Anſicht aus- geſprochen, daß derſelbe eine Säure ſei, welche er Lokaonſäure, C42 H48 O27, nennt, während er den Lokao als den Thonerdekalklack derſelben betrachtet. Die Lokaonſäure, welche er als ein tiefblaues Pulver beſchreibt, welches ſich in Ammoniak mit blauer Farbe löſt, ſoll mit Säuren behandelt, ſich ſpalten in Lokaoſäure, C36 H36 O21 und Lokaoſe, einen inaktiven Zucker von der Formel C6 H12 O6. — Man wird indeſſen nicht fehlgehen, wenn man den Farbſtoff als einen Abkömmling des Rhamnins betrachtet, um ſo mehr, da die alkaliſchen Löſungen desſelben mit den alkaliſchen Löſungen des Rhamne- tins mehrfache Analogien zeigen und auch, weil die Formel der Lokaonſäure C36 H36 O21 oder C12 H12 O7 als ein Hydrorhamnetin erſcheint: [FORMEL] Anwendung. Lokao wurde von Köchlin zum Färben von Baum- wolle und Seide empfohlen, und zwar wird Baumwolle aus alkaliſcher Löſung (ſchwaches Seifenbad) ohne Beize grün; Seide wird zuvor geſpült und ge- ſeift, dann in einem ſehr verdünnten Bade, bereitet aus einer Löſung von Lokao in einer Alaunlöſung, ausgefärbt. Es gibt ein prächtig leuchtendes Grün, welches auch bei Licht ein reines Grün zeigt. Jetzt iſt es durch die billigeren und ebenſo feurigen Teerfarben faſt verdrängt worden. Hieran ſchließt ſich 3. Saftgrün, eine eingedickte Abkochung der unreifen deutſchen Kreuzbeeren von Rhamnus cathartica L., unter Zuſatz von etwas Alaun und geringen Mengen von Indigokarminlöſung; ſo entſteht bei fortgeſetztem Abdampfen ein ſchön grüner Teig, welcher in Rindsblaſen gefüllt (daher auch Blaſen- grün genannt), und im Rauche getrocknet wird, wo er ſchließlich zu einer ſteinharten Maſſe austrocknet. Der Farbſtoff iſt das in den Gelbbeeren ent- haltene, in Alkohol leicht, in Waſſer faſt gar nicht lösliche Xanthorhamnin. *) Berichte der deutſch. Chem. Geſellſchaft 18, 3417.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/162>, abgerufen am 23.11.2024.