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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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zur Zersetzung des neutralen Salzes in Gegenwart einer Gespinnstfaser
wesentlich beiträgt. Es ist nicht recht verständlich, wie das Glaubersalz hier
wirken soll; einleuchtender und wahrscheinlicher ist wohl, daß das Glauber-
salz im Beizbade die gleiche Rolle spielt wie im Farbbade, daß es nämlich
das allmähliche gleichmäßige Angehen des Thonerdehydrats an die Gewebe-
faser bewirkt. Das neutrale Aluminiumsulfat wird nur in Lösung verwendet. --
Anwendung: In der Baumwollenfärberei zum Beizen der Baumwolle
unter Zuhilfenahme von Fixiermitteln wie kohlensaures Ammoniak, phosphor-
saures Natron, Wasserglas, Türkischrotöl u. dergl.

6. Basische schwefelsaure Thonerde. Unter diesem Namen be-
greift Hummel eine Anzahl von Aluminiumfulfaten, welche wohl richtiger
als "neutrale" Sulfate zu betrachten wären. Als eigentlich basisches Sul-
fat ist dagegen nur jene Verbindung anzuerkennen, welche durch Lösen von
frisch gefälltem Thonerdehydrat in der Lösung des normalen Sulfats sich
dann bildet, wenn im Ueberschuß vorhandenes Thonerdehydrat ungelöst zurück-
bleibt. Derartige Lösungen eignen sich vorzüglich zum Beizen der Gespinnst-
fasern, da sie durch letztere bereits in der Kälte, noch leichter bei schwachem
Erwärmen zerlegt werden in Thonerdehydrat, welches sich auf der Faser
niederschlägt, und in neutrales oder in normales Sulfat, welches in der
Lösung zurückbleibt. Die zurückbleibende Salzlösung kann immer wieder
mit Thonerdehydrat in basisches Salz übergeführt werden und bildet so ein
ungemein einfaches und bequemes Mittel zur Befestigung des Thonerde-
hydrats auf der Faser.

7. Chloraluminium, Aluminiumchlorid, Al2 Cl6. Ein Pro-
dukt chemischer Fabriken, durch Auflösen von Kaolin in Salzsäure erhalten,
bildet harte, weißliche, gelbliche bis grünliche, an der Luft rauchende, zer-
fließliche, in Wasser unter Erwärmen leicht lösliche Massen. -- Anwendung:
Zum Carbonisieren der Wolle, wobei das Chloraluminium unter erhöhter
Temperatur und gesteigertem Druck nur die vegetabilischen Fasern zerstört,
die Wollfaser aber nicht angreift. Diese Wirkung beruht wohl auf einer
Dissociation des Chloraluminiums in Thonerdehydrat und Salzsäuregas,
welches letztere dann die Pflanzenfaser zerstört. Vergl. auch § 5, S. 18.
Neuerdings ist das Chloraluminium auch zum Bleichen vorgeschlagen wor-
den, indem man dessen Lösung mit Hilfe der Elektrolyse zerlegt, wobei sich
chlorsaure und unterchlorigsaure Thonerde bilden sollen.

8. Neutrales und basisches Chloraluminium. Um zu diesen
zu gelangen, bereitet man sich zunächst eine reinere Lösung des normalen
Chlorids durch Fällen von Aluminiumsulfat mit gleichen Gewichtsteilen Chlor-
baryum. Von dieser Lösung gelangt man zu basischeren Verbindungen; durch
Lösen von Thonerdehydrat kann man zu zwei Verbindungen gelangen, welche
nach Hummel die Zusammensetzung Al2 Cl5 (OH) und Al2 Cl4 (OH)2 haben;
zu noch basischeren Verbindungen gelangt man, wenn man zu der obigen
Lösung Natriumcarbonat bis zur alkalischen Reaktion hinzufügt; Hummel
bezeichnet zwei basische Verbindungen Al2 Cl3 (OH)3 und Al2 Cl2 (OH)4 als
dargestellt und gibt an, daß die Lösungen dieser neutralen und basischen
Chloride weder durch Erwärmen, noch durch Verdünnen ihrer Lösungen zer-
setzt werden. -- Anwendung: In vereinzelten Fällen (und dann ohne greif-
baren Zweck) als Beizmittel für Wolle.

zur Zerſetzung des neutralen Salzes in Gegenwart einer Geſpinnſtfaſer
weſentlich beiträgt. Es iſt nicht recht verſtändlich, wie das Glauberſalz hier
wirken ſoll; einleuchtender und wahrſcheinlicher iſt wohl, daß das Glauber-
ſalz im Beizbade die gleiche Rolle ſpielt wie im Farbbade, daß es nämlich
das allmähliche gleichmäßige Angehen des Thonerdehydrats an die Gewebe-
faſer bewirkt. Das neutrale Aluminiumſulfat wird nur in Löſung verwendet. —
Anwendung: In der Baumwollenfärberei zum Beizen der Baumwolle
unter Zuhilfenahme von Fixiermitteln wie kohlenſaures Ammoniak, phosphor-
ſaures Natron, Waſſerglas, Türkiſchrotöl u. dergl.

6. Baſiſche ſchwefelſaure Thonerde. Unter dieſem Namen be-
greift Hummel eine Anzahl von Aluminiumfulfaten, welche wohl richtiger
als „neutrale“ Sulfate zu betrachten wären. Als eigentlich baſiſches Sul-
fat iſt dagegen nur jene Verbindung anzuerkennen, welche durch Löſen von
friſch gefälltem Thonerdehydrat in der Löſung des normalen Sulfats ſich
dann bildet, wenn im Ueberſchuß vorhandenes Thonerdehydrat ungelöſt zurück-
bleibt. Derartige Löſungen eignen ſich vorzüglich zum Beizen der Geſpinnſt-
faſern, da ſie durch letztere bereits in der Kälte, noch leichter bei ſchwachem
Erwärmen zerlegt werden in Thonerdehydrat, welches ſich auf der Faſer
niederſchlägt, und in neutrales oder in normales Sulfat, welches in der
Löſung zurückbleibt. Die zurückbleibende Salzlöſung kann immer wieder
mit Thonerdehydrat in baſiſches Salz übergeführt werden und bildet ſo ein
ungemein einfaches und bequemes Mittel zur Befeſtigung des Thonerde-
hydrats auf der Faſer.

7. Chloraluminium, Aluminiumchlorid, Al2 Cl6. Ein Pro-
dukt chemiſcher Fabriken, durch Auflöſen von Kaolin in Salzſäure erhalten,
bildet harte, weißliche, gelbliche bis grünliche, an der Luft rauchende, zer-
fließliche, in Waſſer unter Erwärmen leicht lösliche Maſſen. — Anwendung:
Zum Carboniſieren der Wolle, wobei das Chloraluminium unter erhöhter
Temperatur und geſteigertem Druck nur die vegetabiliſchen Faſern zerſtört,
die Wollfaſer aber nicht angreift. Dieſe Wirkung beruht wohl auf einer
Diſſociation des Chloraluminiums in Thonerdehydrat und Salzſäuregas,
welches letztere dann die Pflanzenfaſer zerſtört. Vergl. auch § 5, S. 18.
Neuerdings iſt das Chloraluminium auch zum Bleichen vorgeſchlagen wor-
den, indem man deſſen Löſung mit Hilfe der Elektrolyſe zerlegt, wobei ſich
chlorſaure und unterchlorigſaure Thonerde bilden ſollen.

8. Neutrales und baſiſches Chloraluminium. Um zu dieſen
zu gelangen, bereitet man ſich zunächſt eine reinere Löſung des normalen
Chlorids durch Fällen von Aluminiumſulfat mit gleichen Gewichtsteilen Chlor-
baryum. Von dieſer Löſung gelangt man zu baſiſcheren Verbindungen; durch
Löſen von Thonerdehydrat kann man zu zwei Verbindungen gelangen, welche
nach Hummel die Zuſammenſetzung Al2 Cl5 (OH) und Al2 Cl4 (OH)2 haben;
zu noch baſiſcheren Verbindungen gelangt man, wenn man zu der obigen
Löſung Natriumcarbonat bis zur alkaliſchen Reaktion hinzufügt; Hummel
bezeichnet zwei baſiſche Verbindungen Al2 Cl3 (OH)3 und Al2 Cl2 (OH)4 als
dargeſtellt und gibt an, daß die Löſungen dieſer neutralen und baſiſchen
Chloride weder durch Erwärmen, noch durch Verdünnen ihrer Löſungen zer-
ſetzt werden. — Anwendung: In vereinzelten Fällen (und dann ohne greif-
baren Zweck) als Beizmittel für Wolle.

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[264/0290] zur Zerſetzung des neutralen Salzes in Gegenwart einer Geſpinnſtfaſer weſentlich beiträgt. Es iſt nicht recht verſtändlich, wie das Glauberſalz hier wirken ſoll; einleuchtender und wahrſcheinlicher iſt wohl, daß das Glauber- ſalz im Beizbade die gleiche Rolle ſpielt wie im Farbbade, daß es nämlich das allmähliche gleichmäßige Angehen des Thonerdehydrats an die Gewebe- faſer bewirkt. Das neutrale Aluminiumſulfat wird nur in Löſung verwendet. — Anwendung: In der Baumwollenfärberei zum Beizen der Baumwolle unter Zuhilfenahme von Fixiermitteln wie kohlenſaures Ammoniak, phosphor- ſaures Natron, Waſſerglas, Türkiſchrotöl u. dergl. 6. Baſiſche ſchwefelſaure Thonerde. Unter dieſem Namen be- greift Hummel eine Anzahl von Aluminiumfulfaten, welche wohl richtiger als „neutrale“ Sulfate zu betrachten wären. Als eigentlich baſiſches Sul- fat iſt dagegen nur jene Verbindung anzuerkennen, welche durch Löſen von friſch gefälltem Thonerdehydrat in der Löſung des normalen Sulfats ſich dann bildet, wenn im Ueberſchuß vorhandenes Thonerdehydrat ungelöſt zurück- bleibt. Derartige Löſungen eignen ſich vorzüglich zum Beizen der Geſpinnſt- faſern, da ſie durch letztere bereits in der Kälte, noch leichter bei ſchwachem Erwärmen zerlegt werden in Thonerdehydrat, welches ſich auf der Faſer niederſchlägt, und in neutrales oder in normales Sulfat, welches in der Löſung zurückbleibt. Die zurückbleibende Salzlöſung kann immer wieder mit Thonerdehydrat in baſiſches Salz übergeführt werden und bildet ſo ein ungemein einfaches und bequemes Mittel zur Befeſtigung des Thonerde- hydrats auf der Faſer. 7. Chloraluminium, Aluminiumchlorid, Al2 Cl6. Ein Pro- dukt chemiſcher Fabriken, durch Auflöſen von Kaolin in Salzſäure erhalten, bildet harte, weißliche, gelbliche bis grünliche, an der Luft rauchende, zer- fließliche, in Waſſer unter Erwärmen leicht lösliche Maſſen. — Anwendung: Zum Carboniſieren der Wolle, wobei das Chloraluminium unter erhöhter Temperatur und geſteigertem Druck nur die vegetabiliſchen Faſern zerſtört, die Wollfaſer aber nicht angreift. Dieſe Wirkung beruht wohl auf einer Diſſociation des Chloraluminiums in Thonerdehydrat und Salzſäuregas, welches letztere dann die Pflanzenfaſer zerſtört. Vergl. auch § 5, S. 18. Neuerdings iſt das Chloraluminium auch zum Bleichen vorgeſchlagen wor- den, indem man deſſen Löſung mit Hilfe der Elektrolyſe zerlegt, wobei ſich chlorſaure und unterchlorigſaure Thonerde bilden ſollen. 8. Neutrales und baſiſches Chloraluminium. Um zu dieſen zu gelangen, bereitet man ſich zunächſt eine reinere Löſung des normalen Chlorids durch Fällen von Aluminiumſulfat mit gleichen Gewichtsteilen Chlor- baryum. Von dieſer Löſung gelangt man zu baſiſcheren Verbindungen; durch Löſen von Thonerdehydrat kann man zu zwei Verbindungen gelangen, welche nach Hummel die Zuſammenſetzung Al2 Cl5 (OH) und Al2 Cl4 (OH)2 haben; zu noch baſiſcheren Verbindungen gelangt man, wenn man zu der obigen Löſung Natriumcarbonat bis zur alkaliſchen Reaktion hinzufügt; Hummel bezeichnet zwei baſiſche Verbindungen Al2 Cl3 (OH)3 und Al2 Cl2 (OH)4 als dargeſtellt und gibt an, daß die Löſungen dieſer neutralen und baſiſchen Chloride weder durch Erwärmen, noch durch Verdünnen ihrer Löſungen zer- ſetzt werden. — Anwendung: In vereinzelten Fällen (und dann ohne greif- baren Zweck) als Beizmittel für Wolle.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/290>, abgerufen am 22.11.2024.