Rückschluß auf die Abstammung der Stärke ziehen kann. Diese Verhältnisse sind jedoch nur mit Hilfe eines Mikroskops zu erkennen. Die Stärke findet sich in allen Teilen der Pflanze, vorzugsweise aber in den Knollen (Kartoffel, Tapioka) und in den Samen (Weizen, Reis, Mais). Sie wird durch Zer- reiben und Schlemmen der betreffenden Pflanzenteile mit Wasser gewonnen.
Die Stärke des Handels bildet ein mehr oder weniger glänzendes, weißes, zart anzufühlendes, zwischen den Fingern knirschendes, geruch- und geschmackloses, in Wasser, Alkohol, Aether, Chloroform, Benzin etc. unlös- liches Pulver. Dagegen vermag die Stärke bei Behandlung mit Wasser bis 80 Prozent ihres eigenen Gewichts Wasser zurück- zuhalten; beim Trocknen an der Luft enthält sie dann durchschnittlich 35 bis 36 Prozent Wasser, an feuchter Luft steigt aber der Gehalt bis auf 56 Prozent (Tschirch). Eine solche Stärke läßt sich auch nicht sieben und ballt zusammen, wenn man sie in der Hand drückt. Man stellt daher in den Stärkefabriken durch Anwendung künstlicher Wärme eine Stärke her, welche 18 bis 20, oft sogar nur 12 bis 15 Prozent Wasser enthält. Diese ist locker und läßt sich sieben. Ihrer Zusammensetzung nach besteht die Stärke des Handels außer Stärke und Wasser noch aus kleinen Anteilen Asche, stickstoffhaltiger Substanz, Fett und Rohfaser, wie folgende Tabelle von König zeigt:
[Tabelle]
Die Stärke reagiert neutral. Erwärmt man vorsichtig getrocknete Stärke über 100°, so bleibt sie bis über 160° unverändert, geht jedoch bei 200° ohne Gewichtsabnahme in Dextrin über und wird dadurch wasserlöslich. Wasserhaltige Stärke wird schon bei erheblich niedrigerer Temperatur in Dextrin übergeführt.
Wird Stärke in kaltem Wasser verteilt, so setzt sie sich bald, ohne ge- löst zu werden, als feines Pulver zu Boden; erwärmt man sie aber mit dem Wasser, so tritt, je nach der Stärkesorte, früher oder später Verkleiste- rung ein. Da die Stärke sowohl zu Appreturzwecken, wie für Verdickungen, stets verkleistert werden muß, wird es von Interesse sein, die nachstehende Tabelle der Verkleisterungstemperaturen (nach Lippmann) kennen zu lernen:
[Tabelle]
Rückſchluß auf die Abſtammung der Stärke ziehen kann. Dieſe Verhältniſſe ſind jedoch nur mit Hilfe eines Mikroſkops zu erkennen. Die Stärke findet ſich in allen Teilen der Pflanze, vorzugsweiſe aber in den Knollen (Kartoffel, Tapioka) und in den Samen (Weizen, Reis, Mais). Sie wird durch Zer- reiben und Schlemmen der betreffenden Pflanzenteile mit Waſſer gewonnen.
Die Stärke des Handels bildet ein mehr oder weniger glänzendes, weißes, zart anzufühlendes, zwiſchen den Fingern knirſchendes, geruch- und geſchmackloſes, in Waſſer, Alkohol, Aether, Chloroform, Benzin ꝛc. unlös- liches Pulver. Dagegen vermag die Stärke bei Behandlung mit Waſſer bis 80 Prozent ihres eigenen Gewichts Waſſer zurück- zuhalten; beim Trocknen an der Luft enthält ſie dann durchſchnittlich 35 bis 36 Prozent Waſſer, an feuchter Luft ſteigt aber der Gehalt bis auf 56 Prozent (Tſchirch). Eine ſolche Stärke läßt ſich auch nicht ſieben und ballt zuſammen, wenn man ſie in der Hand drückt. Man ſtellt daher in den Stärkefabriken durch Anwendung künſtlicher Wärme eine Stärke her, welche 18 bis 20, oft ſogar nur 12 bis 15 Prozent Waſſer enthält. Dieſe iſt locker und läßt ſich ſieben. Ihrer Zuſammenſetzung nach beſteht die Stärke des Handels außer Stärke und Waſſer noch aus kleinen Anteilen Aſche, ſtickſtoffhaltiger Subſtanz, Fett und Rohfaſer, wie folgende Tabelle von König zeigt:
[Tabelle]
Die Stärke reagiert neutral. Erwärmt man vorſichtig getrocknete Stärke über 100°, ſo bleibt ſie bis über 160° unverändert, geht jedoch bei 200° ohne Gewichtsabnahme in Dextrin über und wird dadurch waſſerlöslich. Waſſerhaltige Stärke wird ſchon bei erheblich niedrigerer Temperatur in Dextrin übergeführt.
Wird Stärke in kaltem Waſſer verteilt, ſo ſetzt ſie ſich bald, ohne ge- löſt zu werden, als feines Pulver zu Boden; erwärmt man ſie aber mit dem Waſſer, ſo tritt, je nach der Stärkeſorte, früher oder ſpäter Verkleiſte- rung ein. Da die Stärke ſowohl zu Appreturzwecken, wie für Verdickungen, ſtets verkleiſtert werden muß, wird es von Intereſſe ſein, die nachſtehende Tabelle der Verkleiſterungstemperaturen (nach Lippmann) kennen zu lernen:
[Tabelle]
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Rückſchluß auf die Abſtammung der Stärke ziehen kann. Dieſe Verhältniſſe
ſind jedoch nur mit Hilfe eines Mikroſkops zu erkennen. Die Stärke findet
ſich in allen Teilen der Pflanze, vorzugsweiſe aber in den Knollen (Kartoffel,
Tapioka) und in den Samen (Weizen, Reis, Mais). Sie wird durch Zer-
reiben und Schlemmen der betreffenden Pflanzenteile mit Waſſer gewonnen.
Die Stärke des Handels bildet ein mehr oder weniger glänzendes,
weißes, zart anzufühlendes, zwiſchen den Fingern knirſchendes, geruch- und
geſchmackloſes, in Waſſer, Alkohol, Aether, Chloroform, Benzin ꝛc. unlös-
liches Pulver. Dagegen vermag die Stärke bei Behandlung mit
Waſſer bis 80 Prozent ihres eigenen Gewichts Waſſer zurück-
zuhalten; beim Trocknen an der Luft enthält ſie dann durchſchnittlich 35 bis
36 Prozent Waſſer, an feuchter Luft ſteigt aber der Gehalt bis auf
56 Prozent (Tſchirch). Eine ſolche Stärke läßt ſich auch nicht ſieben und
ballt zuſammen, wenn man ſie in der Hand drückt. Man ſtellt daher in
den Stärkefabriken durch Anwendung künſtlicher Wärme eine Stärke her,
welche 18 bis 20, oft ſogar nur 12 bis 15 Prozent Waſſer enthält. Dieſe
iſt locker und läßt ſich ſieben. Ihrer Zuſammenſetzung nach beſteht die
Stärke des Handels außer Stärke und Waſſer noch aus kleinen Anteilen
Aſche, ſtickſtoffhaltiger Subſtanz, Fett und Rohfaſer, wie folgende Tabelle von
König zeigt:
Die Stärke reagiert neutral. Erwärmt man vorſichtig getrocknete Stärke
über 100°, ſo bleibt ſie bis über 160° unverändert, geht jedoch bei 200°
ohne Gewichtsabnahme in Dextrin über und wird dadurch waſſerlöslich.
Waſſerhaltige Stärke wird ſchon bei erheblich niedrigerer Temperatur in Dextrin
übergeführt.
Wird Stärke in kaltem Waſſer verteilt, ſo ſetzt ſie ſich bald, ohne ge-
löſt zu werden, als feines Pulver zu Boden; erwärmt man ſie aber mit
dem Waſſer, ſo tritt, je nach der Stärkeſorte, früher oder ſpäter Verkleiſte-
rung ein. Da die Stärke ſowohl zu Appreturzwecken, wie für Verdickungen,
ſtets verkleiſtert werden muß, wird es von Intereſſe ſein, die nachſtehende
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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