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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Durch die Verkleisterung werden die Stärkekörner nicht gelöst, sie quellen
vielmehr nur außerordentlich auf (auf das 25 bis 30fache), dehnen und zer-
sprengen dann die Hüllen, die als zarte Häutchen noch im Kleister zu finden
sind und fließen endlich zusammen. Je dichter sie liegen, desto fester und
zäher ist der Kleister.

Prüfung: Die Stärke wird ihrer mannigfachen technischen Anwendung
wegen vielfach verfälscht. Die Zusätze, welche ihr gemacht werden, sind je-
doch derart, daß sie die Verwendung der Stärke als Appreturmittel nicht
schädigen. Häufig sind es sogar Körper, welche selbst als Appreturmittel
Verwendung finden z. B. Kreide, Gyps, Schwerspath, oder welche ein be-
sonderes Weiß oder einen besonderen Glanz hervorrufen sollen, z. B. Ultra-
marin, Stearin. Die erstgenannten Beschwerungsmittel werden durch eine
Aschenbestimmung (eine über 8/10 Prozent Asche enthaltende Stärke ist als
verfälscht anzusehen). Notwendig ist nach dem eben Gesagten eine Wert-
bestimmung
(eine über 20 Prozent Wasser enthaltende Stärke ist zu be-
anstanden); notwendig ist ferner die Prüfung auf Neutralität (eine mit dem
doppelten Gewicht destillierten Wassers angerührte Stärke darf blaues Lack-
muspapier nicht rot färben; eine Rotfärbung verrät Schwefelsäure oder
Milchsäure). Für die Verwendung im Zeugdruck besonders wichtig ist sein
Verdickungsvermögen. Dieses wird nicht direkt ermittelt, sondern man
schließt nur darauf nach der Zeitdauer, welche ein jedesmal aus 100 g der
zu prüfenden Stärke und 1 kg Wasser unter gleichen Bedingungen bereiteter
Kleister braucht, um in Milchsäuregärung überzugehen. Man schließt aus
der Länge der Zeit bis zum Sauerwerden auf die Kleisterkonsistenz, und von
da auf das Verdickungsvermögen.

Die gebräuchlichsten Sorten der Stärke sind folgende:

a) Kartoffelstärke, aus den Kartoffeln durch Zerreiben und Schlem-
men gewonnen. Sie ist blendend weiß und stark glänzend. Unter dem
Mikroskop erkennt man sie durch ihre großen, regelmäßigen, eiförmig läng-
lichen Körner, in denen eine Schichtung deutlich wahrnehmbar ist.

b) Weizenstärke, aus Weizenmehl bereitet. Weiße, zerreibliche Stücke,
minder glänzend als die vorige. Wassergehalt 14 bis 16 Prozent. Die
Körner der Weizenstärke erscheinen unter dem Mikroskop klein und rund.

c) Reisstärke, aus Reismehl dargestellt, bildet große, gelblich weiße,
strahlige Stücke von geringem Glanz. Sie ist dichter und schwerer, als die
vorigen. Unter dem Mikroskop erscheint sie als kleine eckige Körperchen.

d) Maisstärke, aus türkischem Weizen gewonnen. Sie steift besser
und gleichmäßiger als Weizenstärke; die Appretur ist aber weniger fein.
Unter dem Mikroskope zeigt sie ganz kleine runde und mittlere eckige
Körner.

2. Dextrin, gebrannte Stärke, geröstete Stärke, Stärke-
gummi, Leiogomme, Leiocom, Gommeline
. Alle diese Namen sind
Bezeichnungen für eine durch Rösten oder durch Behandlung mit verdünnten
Säuren in eine lösliche Modifikation übergeführte Stärke. Das Dextrin ist
ein Uebergangsprodukt von der Stärke zum Stärkezucker und als solcher
selten reines Dextrin, sondern ein wechselndes Gemisch von Zwischenprodukten,

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Durch die Verkleiſterung werden die Stärkekörner nicht gelöſt, ſie quellen
vielmehr nur außerordentlich auf (auf das 25 bis 30fache), dehnen und zer-
ſprengen dann die Hüllen, die als zarte Häutchen noch im Kleiſter zu finden
ſind und fließen endlich zuſammen. Je dichter ſie liegen, deſto feſter und
zäher iſt der Kleiſter.

Prüfung: Die Stärke wird ihrer mannigfachen techniſchen Anwendung
wegen vielfach verfälſcht. Die Zuſätze, welche ihr gemacht werden, ſind je-
doch derart, daß ſie die Verwendung der Stärke als Appreturmittel nicht
ſchädigen. Häufig ſind es ſogar Körper, welche ſelbſt als Appreturmittel
Verwendung finden z. B. Kreide, Gyps, Schwerſpath, oder welche ein be-
ſonderes Weiß oder einen beſonderen Glanz hervorrufen ſollen, z. B. Ultra-
marin, Stearin. Die erſtgenannten Beſchwerungsmittel werden durch eine
Aſchenbeſtimmung (eine über 8/10 Prozent Aſche enthaltende Stärke iſt als
verfälſcht anzuſehen). Notwendig iſt nach dem eben Geſagten eine Wert-
beſtimmung
(eine über 20 Prozent Waſſer enthaltende Stärke iſt zu be-
anſtanden); notwendig iſt ferner die Prüfung auf Neutralität (eine mit dem
doppelten Gewicht deſtillierten Waſſers angerührte Stärke darf blaues Lack-
muspapier nicht rot färben; eine Rotfärbung verrät Schwefelſäure oder
Milchſäure). Für die Verwendung im Zeugdruck beſonders wichtig iſt ſein
Verdickungsvermögen. Dieſes wird nicht direkt ermittelt, ſondern man
ſchließt nur darauf nach der Zeitdauer, welche ein jedesmal aus 100 g der
zu prüfenden Stärke und 1 kg Waſſer unter gleichen Bedingungen bereiteter
Kleiſter braucht, um in Milchſäuregärung überzugehen. Man ſchließt aus
der Länge der Zeit bis zum Sauerwerden auf die Kleiſterkonſiſtenz, und von
da auf das Verdickungsvermögen.

Die gebräuchlichſten Sorten der Stärke ſind folgende:

a) Kartoffelſtärke, aus den Kartoffeln durch Zerreiben und Schlem-
men gewonnen. Sie iſt blendend weiß und ſtark glänzend. Unter dem
Mikroſkop erkennt man ſie durch ihre großen, regelmäßigen, eiförmig läng-
lichen Körner, in denen eine Schichtung deutlich wahrnehmbar iſt.

b) Weizenſtärke, aus Weizenmehl bereitet. Weiße, zerreibliche Stücke,
minder glänzend als die vorige. Waſſergehalt 14 bis 16 Prozent. Die
Körner der Weizenſtärke erſcheinen unter dem Mikroſkop klein und rund.

c) Reisſtärke, aus Reismehl dargeſtellt, bildet große, gelblich weiße,
ſtrahlige Stücke von geringem Glanz. Sie iſt dichter und ſchwerer, als die
vorigen. Unter dem Mikroſkop erſcheint ſie als kleine eckige Körperchen.

d) Maisſtärke, aus türkiſchem Weizen gewonnen. Sie ſteift beſſer
und gleichmäßiger als Weizenſtärke; die Appretur iſt aber weniger fein.
Unter dem Mikroſkope zeigt ſie ganz kleine runde und mittlere eckige
Körner.

2. Dextrin, gebrannte Stärke, geröſtete Stärke, Stärke-
gummi, Leiogomme, Leiocom, Gommeline
. Alle dieſe Namen ſind
Bezeichnungen für eine durch Röſten oder durch Behandlung mit verdünnten
Säuren in eine lösliche Modifikation übergeführte Stärke. Das Dextrin iſt
ein Uebergangsprodukt von der Stärke zum Stärkezucker und als ſolcher
ſelten reines Dextrin, ſondern ein wechſelndes Gemiſch von Zwiſchenprodukten,

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[307/0333] Durch die Verkleiſterung werden die Stärkekörner nicht gelöſt, ſie quellen vielmehr nur außerordentlich auf (auf das 25 bis 30fache), dehnen und zer- ſprengen dann die Hüllen, die als zarte Häutchen noch im Kleiſter zu finden ſind und fließen endlich zuſammen. Je dichter ſie liegen, deſto feſter und zäher iſt der Kleiſter. Prüfung: Die Stärke wird ihrer mannigfachen techniſchen Anwendung wegen vielfach verfälſcht. Die Zuſätze, welche ihr gemacht werden, ſind je- doch derart, daß ſie die Verwendung der Stärke als Appreturmittel nicht ſchädigen. Häufig ſind es ſogar Körper, welche ſelbſt als Appreturmittel Verwendung finden z. B. Kreide, Gyps, Schwerſpath, oder welche ein be- ſonderes Weiß oder einen beſonderen Glanz hervorrufen ſollen, z. B. Ultra- marin, Stearin. Die erſtgenannten Beſchwerungsmittel werden durch eine Aſchenbeſtimmung (eine über 8/10 Prozent Aſche enthaltende Stärke iſt als verfälſcht anzuſehen). Notwendig iſt nach dem eben Geſagten eine Wert- beſtimmung (eine über 20 Prozent Waſſer enthaltende Stärke iſt zu be- anſtanden); notwendig iſt ferner die Prüfung auf Neutralität (eine mit dem doppelten Gewicht deſtillierten Waſſers angerührte Stärke darf blaues Lack- muspapier nicht rot färben; eine Rotfärbung verrät Schwefelſäure oder Milchſäure). Für die Verwendung im Zeugdruck beſonders wichtig iſt ſein Verdickungsvermögen. Dieſes wird nicht direkt ermittelt, ſondern man ſchließt nur darauf nach der Zeitdauer, welche ein jedesmal aus 100 g der zu prüfenden Stärke und 1 kg Waſſer unter gleichen Bedingungen bereiteter Kleiſter braucht, um in Milchſäuregärung überzugehen. Man ſchließt aus der Länge der Zeit bis zum Sauerwerden auf die Kleiſterkonſiſtenz, und von da auf das Verdickungsvermögen. Die gebräuchlichſten Sorten der Stärke ſind folgende: a) Kartoffelſtärke, aus den Kartoffeln durch Zerreiben und Schlem- men gewonnen. Sie iſt blendend weiß und ſtark glänzend. Unter dem Mikroſkop erkennt man ſie durch ihre großen, regelmäßigen, eiförmig läng- lichen Körner, in denen eine Schichtung deutlich wahrnehmbar iſt. b) Weizenſtärke, aus Weizenmehl bereitet. Weiße, zerreibliche Stücke, minder glänzend als die vorige. Waſſergehalt 14 bis 16 Prozent. Die Körner der Weizenſtärke erſcheinen unter dem Mikroſkop klein und rund. c) Reisſtärke, aus Reismehl dargeſtellt, bildet große, gelblich weiße, ſtrahlige Stücke von geringem Glanz. Sie iſt dichter und ſchwerer, als die vorigen. Unter dem Mikroſkop erſcheint ſie als kleine eckige Körperchen. d) Maisſtärke, aus türkiſchem Weizen gewonnen. Sie ſteift beſſer und gleichmäßiger als Weizenſtärke; die Appretur iſt aber weniger fein. Unter dem Mikroſkope zeigt ſie ganz kleine runde und mittlere eckige Körner. 2. Dextrin, gebrannte Stärke, geröſtete Stärke, Stärke- gummi, Leiogomme, Leiocom, Gommeline. Alle dieſe Namen ſind Bezeichnungen für eine durch Röſten oder durch Behandlung mit verdünnten Säuren in eine lösliche Modifikation übergeführte Stärke. Das Dextrin iſt ein Uebergangsprodukt von der Stärke zum Stärkezucker und als ſolcher ſelten reines Dextrin, ſondern ein wechſelndes Gemiſch von Zwiſchenprodukten, 20*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/333>, abgerufen am 22.11.2024.