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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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mittels Tannin oder Sumach auf Baumwolle fixieren lassen, so wird man
finden, daß die hierbei gefundenen Farbstoffe sämtlich zu jener Gruppe ge-
hören, welche in obigem § 63 als "neutrale" bezeichnet wurden; dieselben
Farbstoffe färben Wolle und Seide substantiv. Versucht man, welche Farb-
stoffe sich mittels essigsaurer Thonerde auf Baumwolle fixieren lassen, so
findet man, daß dies jene Farbstoffe sind, welche als "schwach saure" be-
zeichnet wurden; aber diese Farbstoffe lassen sich auch auf Wolle nur mittels
Beizen befestigen und zwar brauchen wir für Wolle entweder Kaliumdichromat
oder Alaun. Wollten wir jedoch z. B. die Baumwolle mit Chromat oder
mit Alaun beizen, so würden wir damit unseren Zweck nicht erreichen.
Wir sehen hieraus, daß die Beziehungen zwischen Beizen und Farbstoffen
von den Beziehungen beider zu den Gewebefasern abhängig sind. Wir wer-
den diese gegenseitigen Beziehungen ausführlicher bei den einzelnen Fasern
zu betrachten haben.

1. Wollenfärberei.
§ 39. Die Färbemethoden.

Ueber die Wolle, ihre Eigenschaften und ihr chemisches Verhalten siehe
Teil I, § 5.

Substantives Wollfärben. Für das Färben der Wolle kommt
ihre große Verwandtschaft zu einer großen Anzahl direkt färbender Stoffe
in Betracht, mit welchen sie sich mit Leichtigkeit und ohne Zuhilfenahme
einer Beize färbt. Es sind dies die im vorigen Paragraphen erwähnten
neutralen Farbstoffe. Das Färben der Wolle mit solchen neutralen Farb-
stoffen ist die einfachste Sache von der Welt. Je nach der zu erzielenden
Intensität der Farbe wird 1/2 (oder weniger) -- 5 (oder mehr) Prozent
vom Gewicht der Ware an Farbstoff in das Färbebad gegeben, mit der
Ware eingegangen und dann allmählich bis zum Kochen erhitzt. Oft ist
selbst Kochen nicht einmal nötig und bloßes Erwärmen schon genügend. Im
allgemeinen aber ist die Festigkeit der Verbindung von Farbstoff und Woll-
faser eine größere, wenn ein Kochen, möglichst sogar ein längeres, stattge-
funden hat. Als allgemeine Regel für das Färben von Wolle ist hinzu-
stellen, daß man sich das Färbebad lauwarm, 25 bis 30° R., her-
richtet, nur einen Teil des Farbstoffs im Bade löst, dann mit
der Ware eingeht und dann die Temperatur unter langsamer
Zugabe kleiner Mengen des Farbstoffs allmählich zum Sieden
erhöht, und kürzere oder längere Zeit -- je nach dem Farb-
stoff -- im Sieden erhält
. Voraussetzung beim substantiven Färben der
Wolle ist ein kalkfreies Wasser und eine seifen- oder alkali- oder säurefreie
Ware. Ein Seifen- oder Sodagehalt kann leicht vom Waschen der Wolle
in der Faser zurückgeblieben sein, zumal dieselbe einen Teil dieses Alkalis
mit Hartnäckigkeit zurückhält. Diesem Uebelstande begegnet man durch Zu-
satz einer ganz geringen Menge Essigsäure. Ein Säuregehalt kann durch
das Bleichen in die Ware gekommen sein. Die mechanisch anhängende
schweflige Säure wird durch Sauerstoffaufnahme an der Luft leicht zu
Schwefelsäure; dieser Säuregehalt ist zwar nicht bedeutend, kann aber doch
störend auf das Angehen der Farbe wirken und ist daher durch wenig

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mittels Tannin oder Sumach auf Baumwolle fixieren laſſen, ſo wird man
finden, daß die hierbei gefundenen Farbſtoffe ſämtlich zu jener Gruppe ge-
hören, welche in obigem § 63 als „neutrale“ bezeichnet wurden; dieſelben
Farbſtoffe färben Wolle und Seide ſubſtantiv. Verſucht man, welche Farb-
ſtoffe ſich mittels eſſigſaurer Thonerde auf Baumwolle fixieren laſſen, ſo
findet man, daß dies jene Farbſtoffe ſind, welche als „ſchwach ſaure“ be-
zeichnet wurden; aber dieſe Farbſtoffe laſſen ſich auch auf Wolle nur mittels
Beizen befeſtigen und zwar brauchen wir für Wolle entweder Kaliumdichromat
oder Alaun. Wollten wir jedoch z. B. die Baumwolle mit Chromat oder
mit Alaun beizen, ſo würden wir damit unſeren Zweck nicht erreichen.
Wir ſehen hieraus, daß die Beziehungen zwiſchen Beizen und Farbſtoffen
von den Beziehungen beider zu den Gewebefaſern abhängig ſind. Wir wer-
den dieſe gegenſeitigen Beziehungen ausführlicher bei den einzelnen Faſern
zu betrachten haben.

1. Wollenfärberei.
§ 39. Die Färbemethoden.

Ueber die Wolle, ihre Eigenſchaften und ihr chemiſches Verhalten ſiehe
Teil I, § 5.

Subſtantives Wollfärben. Für das Färben der Wolle kommt
ihre große Verwandtſchaft zu einer großen Anzahl direkt färbender Stoffe
in Betracht, mit welchen ſie ſich mit Leichtigkeit und ohne Zuhilfenahme
einer Beize färbt. Es ſind dies die im vorigen Paragraphen erwähnten
neutralen Farbſtoffe. Das Färben der Wolle mit ſolchen neutralen Farb-
ſtoffen iſt die einfachſte Sache von der Welt. Je nach der zu erzielenden
Intenſität der Farbe wird ½ (oder weniger) — 5 (oder mehr) Prozent
vom Gewicht der Ware an Farbſtoff in das Färbebad gegeben, mit der
Ware eingegangen und dann allmählich bis zum Kochen erhitzt. Oft iſt
ſelbſt Kochen nicht einmal nötig und bloßes Erwärmen ſchon genügend. Im
allgemeinen aber iſt die Feſtigkeit der Verbindung von Farbſtoff und Woll-
faſer eine größere, wenn ein Kochen, möglichſt ſogar ein längeres, ſtattge-
funden hat. Als allgemeine Regel für das Färben von Wolle iſt hinzu-
ſtellen, daß man ſich das Färbebad lauwarm, 25 bis 30° R., her-
richtet, nur einen Teil des Farbſtoffs im Bade löſt, dann mit
der Ware eingeht und dann die Temperatur unter langſamer
Zugabe kleiner Mengen des Farbſtoffs allmählich zum Sieden
erhöht, und kürzere oder längere Zeit — je nach dem Farb-
ſtoff — im Sieden erhält
. Vorausſetzung beim ſubſtantiven Färben der
Wolle iſt ein kalkfreies Waſſer und eine ſeifen- oder alkali- oder ſäurefreie
Ware. Ein Seifen- oder Sodagehalt kann leicht vom Waſchen der Wolle
in der Faſer zurückgeblieben ſein, zumal dieſelbe einen Teil dieſes Alkalis
mit Hartnäckigkeit zurückhält. Dieſem Uebelſtande begegnet man durch Zu-
ſatz einer ganz geringen Menge Eſſigſäure. Ein Säuregehalt kann durch
das Bleichen in die Ware gekommen ſein. Die mechaniſch anhängende
ſchweflige Säure wird durch Sauerſtoffaufnahme an der Luft leicht zu
Schwefelſäure; dieſer Säuregehalt iſt zwar nicht bedeutend, kann aber doch
ſtörend auf das Angehen der Farbe wirken und iſt daher durch wenig

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[499/0547] mittels Tannin oder Sumach auf Baumwolle fixieren laſſen, ſo wird man finden, daß die hierbei gefundenen Farbſtoffe ſämtlich zu jener Gruppe ge- hören, welche in obigem § 63 als „neutrale“ bezeichnet wurden; dieſelben Farbſtoffe färben Wolle und Seide ſubſtantiv. Verſucht man, welche Farb- ſtoffe ſich mittels eſſigſaurer Thonerde auf Baumwolle fixieren laſſen, ſo findet man, daß dies jene Farbſtoffe ſind, welche als „ſchwach ſaure“ be- zeichnet wurden; aber dieſe Farbſtoffe laſſen ſich auch auf Wolle nur mittels Beizen befeſtigen und zwar brauchen wir für Wolle entweder Kaliumdichromat oder Alaun. Wollten wir jedoch z. B. die Baumwolle mit Chromat oder mit Alaun beizen, ſo würden wir damit unſeren Zweck nicht erreichen. Wir ſehen hieraus, daß die Beziehungen zwiſchen Beizen und Farbſtoffen von den Beziehungen beider zu den Gewebefaſern abhängig ſind. Wir wer- den dieſe gegenſeitigen Beziehungen ausführlicher bei den einzelnen Faſern zu betrachten haben. 1. Wollenfärberei. § 39. Die Färbemethoden. Ueber die Wolle, ihre Eigenſchaften und ihr chemiſches Verhalten ſiehe Teil I, § 5. Subſtantives Wollfärben. Für das Färben der Wolle kommt ihre große Verwandtſchaft zu einer großen Anzahl direkt färbender Stoffe in Betracht, mit welchen ſie ſich mit Leichtigkeit und ohne Zuhilfenahme einer Beize färbt. Es ſind dies die im vorigen Paragraphen erwähnten neutralen Farbſtoffe. Das Färben der Wolle mit ſolchen neutralen Farb- ſtoffen iſt die einfachſte Sache von der Welt. Je nach der zu erzielenden Intenſität der Farbe wird ½ (oder weniger) — 5 (oder mehr) Prozent vom Gewicht der Ware an Farbſtoff in das Färbebad gegeben, mit der Ware eingegangen und dann allmählich bis zum Kochen erhitzt. Oft iſt ſelbſt Kochen nicht einmal nötig und bloßes Erwärmen ſchon genügend. Im allgemeinen aber iſt die Feſtigkeit der Verbindung von Farbſtoff und Woll- faſer eine größere, wenn ein Kochen, möglichſt ſogar ein längeres, ſtattge- funden hat. Als allgemeine Regel für das Färben von Wolle iſt hinzu- ſtellen, daß man ſich das Färbebad lauwarm, 25 bis 30° R., her- richtet, nur einen Teil des Farbſtoffs im Bade löſt, dann mit der Ware eingeht und dann die Temperatur unter langſamer Zugabe kleiner Mengen des Farbſtoffs allmählich zum Sieden erhöht, und kürzere oder längere Zeit — je nach dem Farb- ſtoff — im Sieden erhält. Vorausſetzung beim ſubſtantiven Färben der Wolle iſt ein kalkfreies Waſſer und eine ſeifen- oder alkali- oder ſäurefreie Ware. Ein Seifen- oder Sodagehalt kann leicht vom Waſchen der Wolle in der Faſer zurückgeblieben ſein, zumal dieſelbe einen Teil dieſes Alkalis mit Hartnäckigkeit zurückhält. Dieſem Uebelſtande begegnet man durch Zu- ſatz einer ganz geringen Menge Eſſigſäure. Ein Säuregehalt kann durch das Bleichen in die Ware gekommen ſein. Die mechaniſch anhängende ſchweflige Säure wird durch Sauerſtoffaufnahme an der Luft leicht zu Schwefelſäure; dieſer Säuregehalt iſt zwar nicht bedeutend, kann aber doch ſtörend auf das Angehen der Farbe wirken und iſt daher durch wenig 32*

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/547>, abgerufen am 22.11.2024.