Ammoniak zu neutralisieren. -- Beim Färben mit neutralen künstlichen organi- schen Farbstoffen sind Kupfer- oder Eisenkessel zu vermeiden.
Wollfärben mit Beizung. Wenn ein direktes Färben aus irgend welchen Gründen unthunlich erscheint, so daß man also die Wolle beizen muß, so sind hier 3 Fälle denkbar: Vorbeizen, Mitbeizen und Nachbeizen, d. h. man beizt die Wolle entweder vor dem Ausfärben, oder gleichzeitig im Färbebade oder nach dem Färben. Welche von diesen 3 Methoden ge- wählt wird, hängt von den Beizen und den Farbstoffen ab.
Das Vorbeizen, d. h. das Beizen, Spülen, und Ausfärben auf frischem Bade, ist die älteste und auch heute noch am häufigsten angewandte Methode. Sie findet vornehmlich Anwendung beim Färben mit Farbhölzern und ande- ren natürlichen Farbstoffen. Die Wolle wird mit der betreffenden Beize kochend imprägniert, dann im Beizbade erkalten gelassen, scharf gespült, und in das handwarme absolut klare Färbebad gegeben, in welchem sie bis zum Kochen erhitzt und einige Zeit darin erhalten wird. Das Spülen darf keinenfalls ausgelassen werden, um ein Hineingelangen ungebundenen Beiz- stoffs in die Farbflotte zu verhindern; dieses würde einen Verlust an Farb- stoff zur Folge haben. Die Farbholzabkochung muß durch ein feines Sieb gegossen oder noch besser durch einen Beutel von Filz filtriert sein. Das Beizbad sowohl als das Färbebad können nach beendeter Operation aufge- hoben und später weiter benutzt werden.
Das Mitbeizen, auch "Einbadmethode" genannt, vereinigt das Bei- zen und Färben in ein und demselben Bade. Es muß sofort einleuchten, daß der Farblack, welcher sich nach der vorigen Methode in der Faser selbst bildete, hier sich im Bade bilden muß. Damit ergibt sich von selbst, daß diese Methode nur dann überhaupt anwendbar ist, wenn der gebildete Farb- lack nicht absolut unlöslich ist, sondern in heißem Wasser wenigstens etwas sich zu lösen im stande ist. Da, wo diese Methode überhaupt anwendbar ist, bietet sie entschieden große Vorteile, mindestens eine wesentliche Ersparnis an Zeit, Arbeit und Heizmaterial. Und was den erzielten Farbenton an- belangt, so hat die Erfahrung gezeigt, daß derselbe entweder ebenso voll, oder ziemlich ebenso voll ist, als wenn man erst vorsiedet und dann in be- sonderem Bade färbt. Auch wird als Vorteil der Methode erwähnt, daß beim Färben mit Hölzern nach dieser Methode die Anwesenheit der Beize im Farbbade ein Fixieren unreiner Extraktivstoffe (Hummel-Knecht) ver- hindern soll, und daß in solchem Falle sogar eine noch reinere und tiefere Färbung soll erzielt werden können, als nach der vorigen Methode 1. Das Mitbeizen eignet sich z. B. vorzüglich beim Färben von Gelbholz mittels Alaun, Cochenille mit Zinnchlorid u. s. w. Schade, daß die Methode nur eine beschränkte Anwendung gestattet; es wäre sonst die vorteilhafteste und rationellste. -- Hierher zählt auch das Färben stark saurer Farbstoffe auf Wolle, wobei die Beize, das saure schwefelsaure Natron, dem Farbbade direkt zugesetzt wird.
Das Nachbeizen dreht die Operationen um, indem zuerst die un- gebeizte Wolle mit der Farbstofflösung behandelt und dann erst in die Beiz- lösung eingeführt wird. Das Verfahren kann nicht als vernunftgemäß be- zeichnet werden, da das Aufnahmevermögen ungebeizter Wolle für adjektive Farbstoffe nur gering ist und selbst ein anhaltendes Kochen dasselbe nicht
Ammoniak zu neutraliſieren. — Beim Färben mit neutralen künſtlichen organi- ſchen Farbſtoffen ſind Kupfer- oder Eiſenkeſſel zu vermeiden.
Wollfärben mit Beizung. Wenn ein direktes Färben aus irgend welchen Gründen unthunlich erſcheint, ſo daß man alſo die Wolle beizen muß, ſo ſind hier 3 Fälle denkbar: Vorbeizen, Mitbeizen und Nachbeizen, d. h. man beizt die Wolle entweder vor dem Ausfärben, oder gleichzeitig im Färbebade oder nach dem Färben. Welche von dieſen 3 Methoden ge- wählt wird, hängt von den Beizen und den Farbſtoffen ab.
Das Vorbeizen, d. h. das Beizen, Spülen, und Ausfärben auf friſchem Bade, iſt die älteſte und auch heute noch am häufigſten angewandte Methode. Sie findet vornehmlich Anwendung beim Färben mit Farbhölzern und ande- ren natürlichen Farbſtoffen. Die Wolle wird mit der betreffenden Beize kochend imprägniert, dann im Beizbade erkalten gelaſſen, ſcharf geſpült, und in das handwarme abſolut klare Färbebad gegeben, in welchem ſie bis zum Kochen erhitzt und einige Zeit darin erhalten wird. Das Spülen darf keinenfalls ausgelaſſen werden, um ein Hineingelangen ungebundenen Beiz- ſtoffs in die Farbflotte zu verhindern; dieſes würde einen Verluſt an Farb- ſtoff zur Folge haben. Die Farbholzabkochung muß durch ein feines Sieb gegoſſen oder noch beſſer durch einen Beutel von Filz filtriert ſein. Das Beizbad ſowohl als das Färbebad können nach beendeter Operation aufge- hoben und ſpäter weiter benutzt werden.
Das Mitbeizen, auch „Einbadmethode“ genannt, vereinigt das Bei- zen und Färben in ein und demſelben Bade. Es muß ſofort einleuchten, daß der Farblack, welcher ſich nach der vorigen Methode in der Faſer ſelbſt bildete, hier ſich im Bade bilden muß. Damit ergibt ſich von ſelbſt, daß dieſe Methode nur dann überhaupt anwendbar iſt, wenn der gebildete Farb- lack nicht abſolut unlöslich iſt, ſondern in heißem Waſſer wenigſtens etwas ſich zu löſen im ſtande iſt. Da, wo dieſe Methode überhaupt anwendbar iſt, bietet ſie entſchieden große Vorteile, mindeſtens eine weſentliche Erſparnis an Zeit, Arbeit und Heizmaterial. Und was den erzielten Farbenton an- belangt, ſo hat die Erfahrung gezeigt, daß derſelbe entweder ebenſo voll, oder ziemlich ebenſo voll iſt, als wenn man erſt vorſiedet und dann in be- ſonderem Bade färbt. Auch wird als Vorteil der Methode erwähnt, daß beim Färben mit Hölzern nach dieſer Methode die Anweſenheit der Beize im Farbbade ein Fixieren unreiner Extraktivſtoffe (Hummel-Knecht) ver- hindern ſoll, und daß in ſolchem Falle ſogar eine noch reinere und tiefere Färbung ſoll erzielt werden können, als nach der vorigen Methode 1. Das Mitbeizen eignet ſich z. B. vorzüglich beim Färben von Gelbholz mittels Alaun, Cochenille mit Zinnchlorid u. ſ. w. Schade, daß die Methode nur eine beſchränkte Anwendung geſtattet; es wäre ſonſt die vorteilhafteſte und rationellſte. — Hierher zählt auch das Färben ſtark ſaurer Farbſtoffe auf Wolle, wobei die Beize, das ſaure ſchwefelſaure Natron, dem Farbbade direkt zugeſetzt wird.
Das Nachbeizen dreht die Operationen um, indem zuerſt die un- gebeizte Wolle mit der Farbſtofflöſung behandelt und dann erſt in die Beiz- löſung eingeführt wird. Das Verfahren kann nicht als vernunftgemäß be- zeichnet werden, da das Aufnahmevermögen ungebeizter Wolle für adjektive Farbſtoffe nur gering iſt und ſelbſt ein anhaltendes Kochen dasſelbe nicht
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Ammoniak zu neutraliſieren. — Beim Färben mit neutralen künſtlichen organi-
ſchen Farbſtoffen ſind Kupfer- oder Eiſenkeſſel zu vermeiden.
Wollfärben mit Beizung. Wenn ein direktes Färben aus irgend
welchen Gründen unthunlich erſcheint, ſo daß man alſo die Wolle beizen
muß, ſo ſind hier 3 Fälle denkbar: Vorbeizen, Mitbeizen und Nachbeizen,
d. h. man beizt die Wolle entweder vor dem Ausfärben, oder gleichzeitig
im Färbebade oder nach dem Färben. Welche von dieſen 3 Methoden ge-
wählt wird, hängt von den Beizen und den Farbſtoffen ab.
Das Vorbeizen, d. h. das Beizen, Spülen, und Ausfärben auf friſchem
Bade, iſt die älteſte und auch heute noch am häufigſten angewandte Methode.
Sie findet vornehmlich Anwendung beim Färben mit Farbhölzern und ande-
ren natürlichen Farbſtoffen. Die Wolle wird mit der betreffenden Beize
kochend imprägniert, dann im Beizbade erkalten gelaſſen, ſcharf geſpült, und
in das handwarme abſolut klare Färbebad gegeben, in welchem ſie bis zum
Kochen erhitzt und einige Zeit darin erhalten wird. Das Spülen darf
keinenfalls ausgelaſſen werden, um ein Hineingelangen ungebundenen Beiz-
ſtoffs in die Farbflotte zu verhindern; dieſes würde einen Verluſt an Farb-
ſtoff zur Folge haben. Die Farbholzabkochung muß durch ein feines Sieb
gegoſſen oder noch beſſer durch einen Beutel von Filz filtriert ſein. Das
Beizbad ſowohl als das Färbebad können nach beendeter Operation aufge-
hoben und ſpäter weiter benutzt werden.
Das Mitbeizen, auch „Einbadmethode“ genannt, vereinigt das Bei-
zen und Färben in ein und demſelben Bade. Es muß ſofort einleuchten,
daß der Farblack, welcher ſich nach der vorigen Methode in der Faſer ſelbſt
bildete, hier ſich im Bade bilden muß. Damit ergibt ſich von ſelbſt, daß
dieſe Methode nur dann überhaupt anwendbar iſt, wenn der gebildete Farb-
lack nicht abſolut unlöslich iſt, ſondern in heißem Waſſer wenigſtens etwas
ſich zu löſen im ſtande iſt. Da, wo dieſe Methode überhaupt anwendbar
iſt, bietet ſie entſchieden große Vorteile, mindeſtens eine weſentliche Erſparnis
an Zeit, Arbeit und Heizmaterial. Und was den erzielten Farbenton an-
belangt, ſo hat die Erfahrung gezeigt, daß derſelbe entweder ebenſo voll,
oder ziemlich ebenſo voll iſt, als wenn man erſt vorſiedet und dann in be-
ſonderem Bade färbt. Auch wird als Vorteil der Methode erwähnt, daß
beim Färben mit Hölzern nach dieſer Methode die Anweſenheit der Beize
im Farbbade ein Fixieren unreiner Extraktivſtoffe (Hummel-Knecht) ver-
hindern ſoll, und daß in ſolchem Falle ſogar eine noch reinere und tiefere
Färbung ſoll erzielt werden können, als nach der vorigen Methode 1. Das
Mitbeizen eignet ſich z. B. vorzüglich beim Färben von Gelbholz mittels
Alaun, Cochenille mit Zinnchlorid u. ſ. w. Schade, daß die Methode nur
eine beſchränkte Anwendung geſtattet; es wäre ſonſt die vorteilhafteſte und
rationellſte. — Hierher zählt auch das Färben ſtark ſaurer Farbſtoffe auf
Wolle, wobei die Beize, das ſaure ſchwefelſaure Natron, dem Farbbade direkt
zugeſetzt wird.
Das Nachbeizen dreht die Operationen um, indem zuerſt die un-
gebeizte Wolle mit der Farbſtofflöſung behandelt und dann erſt in die Beiz-
löſung eingeführt wird. Das Verfahren kann nicht als vernunftgemäß be-
zeichnet werden, da das Aufnahmevermögen ungebeizter Wolle für adjektive
Farbſtoffe nur gering iſt und ſelbſt ein anhaltendes Kochen dasſelbe nicht
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/548>, abgerufen am 22.11.2024.
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