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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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farbstoffen resp. Seidenfarbstoffen bis zur Nüance ausgefärbt, oder es werden
beide Gespinnstfasern ungefärbt verwebt.

Das Färben gemischter Gewebe kann sich ferner erstrecken auf:

1. das Erzeugen nur einer Farbe, d. h. auf das Färben tierischer
und pflanzlicher Fasern mit dem gleichen Farbenton. Diese Arbeit ist nicht
immer leicht und erfordert große Uebung;

2. das Erzeugen zweier Farben d. h. das Färben des Baumwollen-
fadens mit einer und das der Wolle oder Seidenfadens mit einer andern
Farbe.

Die meisten der hier in Betracht kommenden Stoffe sind leichte Damen-
kleiderstoffe mit baumwollener Kette und seidenem oder wollenem Schuß.
Das Färben solcher Gewebe bildet eine Spezialität in jenen Textilindustrie-
bezirken, welche vorzugsweise solche Stoffe fabrizieren (Meerane, Glauchau),
sowie andererseits in der Kleiderfärberei.

§ 86. Halbwollen-Färberei.

Bei der Halbwollenfärberei handelt es sich stets um das Färben nur
einer Farbe. Je nach der Wahl der Farbstoffe lassen sich dabei 3 Methoden
anwenden:

Erste Methode. Nach der bei allen Geweben üblichen Vorbereitung
(Vergl. Zweiter Teil, § 6, das Waschen gemischter Gewebe), Waschen,
Dämpfen, Trocknen, Sengen, wird zuerst der Wollfaden nach den dort be-
schriebenen Methoden heiß gefärbt und gewaschen. Bei dieser Operation
bleibt der Baumwollfaden ungefärbt oder die geringe Färbung verschwindet
durch das Waschen wieder. Nachher wird der Baumwollfaden mit Tannin
(oder Schmack) gebeizt, mit Brechweinstein, Zinnchlorid oder Eisenvitriol in
besonderem Bade fixiert, und in einem neuen Bade mit einem Baumwollen-
farbstoff von gleicher oder nahezu gleicher Nüance wie der gewählte Woll-
farbstoff ausgefärbt. Das Beizen, Fixieren und Ausfärben der Baumwolle hat
kalt zu geschehen, damit nicht durch Erwärmen auch der Wollfaden noch ein-
mal in Aktivität tritt. Ganz zu vermeiden ist das ohnehin nicht; daher
pflegt man den Wollfaden von vornhinein etwas heller anzufärben, indem
man darauf rechnet, daß er sich bei dem Färben der Baumwolle noch einen
Schein dunkler färbt. Der Baumwollfaden aber muß stets dunkler wie der
Wollfaden gehalten werden; nur dann erscheint die Farbe fett und voll.
Jedoch muß man darauf achten, daß die Farben des baumwollenen wie des
wollenen Fadens zusammen harmonieren. Darin besteht die Kunst des Färbens
von gemischten Geweben. Wo es sich um das Färben halbwollener Gewebe
im Großbetrieb handelt (Futterkattun u. dergl.), geschieht das Färben des
baumwollenen Fadens auf der als "Jigger" § 28 beschriebenen Breitfärbe-
maschine. Das Zeug wird in voller Warenbreite auf eine lose Welle ge-
wickelt, gelangt von hier über die erste der in der Zeichnung (S. 437, Fig. 118)
links befindlichen Holzwalze in den Jigger, welcher die Farbflotte enthält,
wird von hier unter den im Aufsetzkasten befindlichen, in den in der Zeich-
nung nicht sichtbaren 2 Mitlaufwalzen hinweg durch die Flotte nach der
oberen Walze geführt, gelangt von hier über die linke obere Walze des
zweiten Jiggers wieder in die Flotte und durchläuft so in ihrer ganzen Länge
die Färbeflüssigkeit, um am anderen Ende des letzten Jiggers auf einer festen

farbſtoffen reſp. Seidenfarbſtoffen bis zur Nüance ausgefärbt, oder es werden
beide Geſpinnſtfaſern ungefärbt verwebt.

Das Färben gemiſchter Gewebe kann ſich ferner erſtrecken auf:

1. das Erzeugen nur einer Farbe, d. h. auf das Färben tieriſcher
und pflanzlicher Faſern mit dem gleichen Farbenton. Dieſe Arbeit iſt nicht
immer leicht und erfordert große Uebung;

2. das Erzeugen zweier Farben d. h. das Färben des Baumwollen-
fadens mit einer und das der Wolle oder Seidenfadens mit einer andern
Farbe.

Die meiſten der hier in Betracht kommenden Stoffe ſind leichte Damen-
kleiderſtoffe mit baumwollener Kette und ſeidenem oder wollenem Schuß.
Das Färben ſolcher Gewebe bildet eine Spezialität in jenen Textilinduſtrie-
bezirken, welche vorzugsweiſe ſolche Stoffe fabrizieren (Meerane, Glauchau),
ſowie andererſeits in der Kleiderfärberei.

§ 86. Halbwollen-Färberei.

Bei der Halbwollenfärberei handelt es ſich ſtets um das Färben nur
einer Farbe. Je nach der Wahl der Farbſtoffe laſſen ſich dabei 3 Methoden
anwenden:

Erſte Methode. Nach der bei allen Geweben üblichen Vorbereitung
(Vergl. Zweiter Teil, § 6, das Waſchen gemiſchter Gewebe), Waſchen,
Dämpfen, Trocknen, Sengen, wird zuerſt der Wollfaden nach den dort be-
ſchriebenen Methoden heiß gefärbt und gewaſchen. Bei dieſer Operation
bleibt der Baumwollfaden ungefärbt oder die geringe Färbung verſchwindet
durch das Waſchen wieder. Nachher wird der Baumwollfaden mit Tannin
(oder Schmack) gebeizt, mit Brechweinſtein, Zinnchlorid oder Eiſenvitriol in
beſonderem Bade fixiert, und in einem neuen Bade mit einem Baumwollen-
farbſtoff von gleicher oder nahezu gleicher Nüance wie der gewählte Woll-
farbſtoff ausgefärbt. Das Beizen, Fixieren und Ausfärben der Baumwolle hat
kalt zu geſchehen, damit nicht durch Erwärmen auch der Wollfaden noch ein-
mal in Aktivität tritt. Ganz zu vermeiden iſt das ohnehin nicht; daher
pflegt man den Wollfaden von vornhinein etwas heller anzufärben, indem
man darauf rechnet, daß er ſich bei dem Färben der Baumwolle noch einen
Schein dunkler färbt. Der Baumwollfaden aber muß ſtets dunkler wie der
Wollfaden gehalten werden; nur dann erſcheint die Farbe fett und voll.
Jedoch muß man darauf achten, daß die Farben des baumwollenen wie des
wollenen Fadens zuſammen harmonieren. Darin beſteht die Kunſt des Färbens
von gemiſchten Geweben. Wo es ſich um das Färben halbwollener Gewebe
im Großbetrieb handelt (Futterkattun u. dergl.), geſchieht das Färben des
baumwollenen Fadens auf der als „Jigger“ § 28 beſchriebenen Breitfärbe-
maſchine. Das Zeug wird in voller Warenbreite auf eine loſe Welle ge-
wickelt, gelangt von hier über die erſte der in der Zeichnung (S. 437, Fig. 118)
links befindlichen Holzwalze in den Jigger, welcher die Farbflotte enthält,
wird von hier unter den im Aufſetzkaſten befindlichen, in den in der Zeich-
nung nicht ſichtbaren 2 Mitlaufwalzen hinweg durch die Flotte nach der
oberen Walze geführt, gelangt von hier über die linke obere Walze des
zweiten Jiggers wieder in die Flotte und durchläuft ſo in ihrer ganzen Länge
die Färbeflüſſigkeit, um am anderen Ende des letzten Jiggers auf einer feſten

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[622/0670] farbſtoffen reſp. Seidenfarbſtoffen bis zur Nüance ausgefärbt, oder es werden beide Geſpinnſtfaſern ungefärbt verwebt. Das Färben gemiſchter Gewebe kann ſich ferner erſtrecken auf: 1. das Erzeugen nur einer Farbe, d. h. auf das Färben tieriſcher und pflanzlicher Faſern mit dem gleichen Farbenton. Dieſe Arbeit iſt nicht immer leicht und erfordert große Uebung; 2. das Erzeugen zweier Farben d. h. das Färben des Baumwollen- fadens mit einer und das der Wolle oder Seidenfadens mit einer andern Farbe. Die meiſten der hier in Betracht kommenden Stoffe ſind leichte Damen- kleiderſtoffe mit baumwollener Kette und ſeidenem oder wollenem Schuß. Das Färben ſolcher Gewebe bildet eine Spezialität in jenen Textilinduſtrie- bezirken, welche vorzugsweiſe ſolche Stoffe fabrizieren (Meerane, Glauchau), ſowie andererſeits in der Kleiderfärberei. § 86. Halbwollen-Färberei. Bei der Halbwollenfärberei handelt es ſich ſtets um das Färben nur einer Farbe. Je nach der Wahl der Farbſtoffe laſſen ſich dabei 3 Methoden anwenden: Erſte Methode. Nach der bei allen Geweben üblichen Vorbereitung (Vergl. Zweiter Teil, § 6, das Waſchen gemiſchter Gewebe), Waſchen, Dämpfen, Trocknen, Sengen, wird zuerſt der Wollfaden nach den dort be- ſchriebenen Methoden heiß gefärbt und gewaſchen. Bei dieſer Operation bleibt der Baumwollfaden ungefärbt oder die geringe Färbung verſchwindet durch das Waſchen wieder. Nachher wird der Baumwollfaden mit Tannin (oder Schmack) gebeizt, mit Brechweinſtein, Zinnchlorid oder Eiſenvitriol in beſonderem Bade fixiert, und in einem neuen Bade mit einem Baumwollen- farbſtoff von gleicher oder nahezu gleicher Nüance wie der gewählte Woll- farbſtoff ausgefärbt. Das Beizen, Fixieren und Ausfärben der Baumwolle hat kalt zu geſchehen, damit nicht durch Erwärmen auch der Wollfaden noch ein- mal in Aktivität tritt. Ganz zu vermeiden iſt das ohnehin nicht; daher pflegt man den Wollfaden von vornhinein etwas heller anzufärben, indem man darauf rechnet, daß er ſich bei dem Färben der Baumwolle noch einen Schein dunkler färbt. Der Baumwollfaden aber muß ſtets dunkler wie der Wollfaden gehalten werden; nur dann erſcheint die Farbe fett und voll. Jedoch muß man darauf achten, daß die Farben des baumwollenen wie des wollenen Fadens zuſammen harmonieren. Darin beſteht die Kunſt des Färbens von gemiſchten Geweben. Wo es ſich um das Färben halbwollener Gewebe im Großbetrieb handelt (Futterkattun u. dergl.), geſchieht das Färben des baumwollenen Fadens auf der als „Jigger“ § 28 beſchriebenen Breitfärbe- maſchine. Das Zeug wird in voller Warenbreite auf eine loſe Welle ge- wickelt, gelangt von hier über die erſte der in der Zeichnung (S. 437, Fig. 118) links befindlichen Holzwalze in den Jigger, welcher die Farbflotte enthält, wird von hier unter den im Aufſetzkaſten befindlichen, in den in der Zeich- nung nicht ſichtbaren 2 Mitlaufwalzen hinweg durch die Flotte nach der oberen Walze geführt, gelangt von hier über die linke obere Walze des zweiten Jiggers wieder in die Flotte und durchläuft ſo in ihrer ganzen Länge die Färbeflüſſigkeit, um am anderen Ende des letzten Jiggers auf einer feſten

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/670>, abgerufen am 22.11.2024.