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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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sie einem Jeden empfehlen könnte; sie wird zweifellos bald die wichtigste
aller Methoden zur Färberei der Halbwolle werden; augenblicklich liegen aber
noch nicht genügend Erfahrungen vor, die zu einer allgemeinen Empfehlung
berechtigten.

§ 87. Färbungen auf Halbwolle.

Bei der Wahl der Farben ist besonders bei der ersten Methode vor-
herige Ueberlegung geboten, und es hängt viel davon ab, ob man die Wolle
mit neutralen, schwach oder stark sauren Farbstoffen färbt, damit nicht durch
die dabei angewendeten Beizen der nachherige Baumwollenfarbstoff beeinflußt
wird. Ebenso muß darauf geachtet werden, daß, wenn man z. B. die
Baumwolle mit einem aus alkalischem Bade färbenden Farbstoff substantiv
särben will, die Wolle mit einem seifenechten Farbstoff zuvor gefärbt sein
muß. Wollte man umgekehrt zuerst den Baumwollfaden färben, nachher
aber den Wollfaden mit einem stark sauren Azofarbstoff, so muß der vorher
auf Baumwolle angewandte Farbstoff unbedingt säureecht sein. Zum Färben
des Wollfadens bedient man sich mit Vorteil saurer Farbstoffe. Bei der
zweiten Methode sind derlei Erwägungen nicht nötig.

Ich lasse hier einige Beispiele von Färbungen folgen, um zu zeigen,
in welcher Weise der Färber hier vorzugehen hat. Das Färben halbwollener
Ware war früher ein Meisterstück; heute ist es keine Kunst mehr, daher be-
schränke ich mich auf wenige Beispiele und überlasse alles Weitere dem Ge-
schick und der Erfahrung des Praktikers.

Rote Färbungen. 1. Bordeaux nach Methode 1: Wolle färben
mit Alaun, Schwefelsäure, Orseille und Bordeaux B; Baumwolle lauwarm
2 Stunden auf Catechu spülen, 1/2 Stunde auf Kaliumdichromat umziehen,
mit essigsaurer Thonerde beizen und mit Rotholz ausfärben bis zur Nüance.
2. Cardinal nach Methode 2. Baumwolle beizen mit Tannin und
Brechweinstein, spülen und auf besonderem Bade ausfärben zuerst kalt,
dann langsam bis zum Kochen steigernd, mit 1 Prozent Bordeaux N und
1/4 Prozent Phosphin; seifen und spülen. 3. Türkischrot nach Methode 3.
Färben in einem schwachen Seifenbade mit 3 Prozent Benzopurpurin 4 B.

Orange Färbungen. Methode 1. Färben der Wolle mit Orange II
in saurem Bade; waschen; behandeln mit Tannin und Brechweinstein und
färben in besonderem Bade mit Auramin und etwas Safranin bis zur
Nüance. Methode 2. Beizen mit Tannin und Brechweinstein und Aus-
färben in besonderem neutralem Bade, zuerst kalt, dann langsam zum Kochen
steigernd, mit Viktoriaorange. Methode 3. Ausfärben im schwachen Seifen-
bade mit Congo und Chrysamin.

Gelbe Färbungen. Methode 1. Wolle beizen mit Zinnchlorür
und Weinstein; ausfärben mit Flavin. Baumwolle beizen mit Tannin und
Brechweinstein, färben in kaltem neutralem Bade mit Auramin. Methode 2.
Beizen mit Tannin und Brechweinstein. Färben mit Chrysoidin, erst kalt,
dann kochend. Methode 3. Färben im Seifenbade mit Chrysamin.

Grüne Färbungen. Dunkelgrün. Methode 1. Anfärben mit
Glaubersalz, Alaun, Schwefelsäure, Indigkarmin und Naphtolgelb etwas
heller als die gewünschte Nüance. Ueber Nacht in Schmack einlegen, am
nächsten Morgen auf Brechweinstein stellen, mit etwas Eisen dunkeln, sorg-
fältig spülen; dann kalt mit Methylgrün ausfärben. -- Oder: Wolle färben

ſie einem Jeden empfehlen könnte; ſie wird zweifellos bald die wichtigſte
aller Methoden zur Färberei der Halbwolle werden; augenblicklich liegen aber
noch nicht genügend Erfahrungen vor, die zu einer allgemeinen Empfehlung
berechtigten.

§ 87. Färbungen auf Halbwolle.

Bei der Wahl der Farben iſt beſonders bei der erſten Methode vor-
herige Ueberlegung geboten, und es hängt viel davon ab, ob man die Wolle
mit neutralen, ſchwach oder ſtark ſauren Farbſtoffen färbt, damit nicht durch
die dabei angewendeten Beizen der nachherige Baumwollenfarbſtoff beeinflußt
wird. Ebenſo muß darauf geachtet werden, daß, wenn man z. B. die
Baumwolle mit einem aus alkaliſchem Bade färbenden Farbſtoff ſubſtantiv
ſärben will, die Wolle mit einem ſeifenechten Farbſtoff zuvor gefärbt ſein
muß. Wollte man umgekehrt zuerſt den Baumwollfaden färben, nachher
aber den Wollfaden mit einem ſtark ſauren Azofarbſtoff, ſo muß der vorher
auf Baumwolle angewandte Farbſtoff unbedingt ſäureecht ſein. Zum Färben
des Wollfadens bedient man ſich mit Vorteil ſaurer Farbſtoffe. Bei der
zweiten Methode ſind derlei Erwägungen nicht nötig.

Ich laſſe hier einige Beiſpiele von Färbungen folgen, um zu zeigen,
in welcher Weiſe der Färber hier vorzugehen hat. Das Färben halbwollener
Ware war früher ein Meiſterſtück; heute iſt es keine Kunſt mehr, daher be-
ſchränke ich mich auf wenige Beiſpiele und überlaſſe alles Weitere dem Ge-
ſchick und der Erfahrung des Praktikers.

Rote Färbungen. 1. Bordeaux nach Methode 1: Wolle färben
mit Alaun, Schwefelſäure, Orſeïlle und Bordeaux B; Baumwolle lauwarm
2 Stunden auf Catechu ſpülen, ½ Stunde auf Kaliumdichromat umziehen,
mit eſſigſaurer Thonerde beizen und mit Rotholz ausfärben bis zur Nüance.
2. Cardinal nach Methode 2. Baumwolle beizen mit Tannin und
Brechweinſtein, ſpülen und auf beſonderem Bade ausfärben zuerſt kalt,
dann langſam bis zum Kochen ſteigernd, mit 1 Prozent Bordeaux N und
¼ Prozent Phosphin; ſeifen und ſpülen. 3. Türkiſchrot nach Methode 3.
Färben in einem ſchwachen Seifenbade mit 3 Prozent Benzopurpurin 4 B.

Orange Färbungen. Methode 1. Färben der Wolle mit Orange II
in ſaurem Bade; waſchen; behandeln mit Tannin und Brechweinſtein und
färben in beſonderem Bade mit Auramin und etwas Safranin bis zur
Nüance. Methode 2. Beizen mit Tannin und Brechweinſtein und Aus-
färben in beſonderem neutralem Bade, zuerſt kalt, dann langſam zum Kochen
ſteigernd, mit Viktoriaorange. Methode 3. Ausfärben im ſchwachen Seifen-
bade mit Congo und Chryſamin.

Gelbe Färbungen. Methode 1. Wolle beizen mit Zinnchlorür
und Weinſtein; ausfärben mit Flavin. Baumwolle beizen mit Tannin und
Brechweinſtein, färben in kaltem neutralem Bade mit Auramin. Methode 2.
Beizen mit Tannin und Brechweinſtein. Färben mit Chryſoidin, erſt kalt,
dann kochend. Methode 3. Färben im Seifenbade mit Chryſamin.

Grüne Färbungen. Dunkelgrün. Methode 1. Anfärben mit
Glauberſalz, Alaun, Schwefelſäure, Indigkarmin und Naphtolgelb etwas
heller als die gewünſchte Nüance. Ueber Nacht in Schmack einlegen, am
nächſten Morgen auf Brechweinſtein ſtellen, mit etwas Eiſen dunkeln, ſorg-
fältig ſpülen; dann kalt mit Methylgrün ausfärben. — Oder: Wolle färben

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[624/0672] ſie einem Jeden empfehlen könnte; ſie wird zweifellos bald die wichtigſte aller Methoden zur Färberei der Halbwolle werden; augenblicklich liegen aber noch nicht genügend Erfahrungen vor, die zu einer allgemeinen Empfehlung berechtigten. § 87. Färbungen auf Halbwolle. Bei der Wahl der Farben iſt beſonders bei der erſten Methode vor- herige Ueberlegung geboten, und es hängt viel davon ab, ob man die Wolle mit neutralen, ſchwach oder ſtark ſauren Farbſtoffen färbt, damit nicht durch die dabei angewendeten Beizen der nachherige Baumwollenfarbſtoff beeinflußt wird. Ebenſo muß darauf geachtet werden, daß, wenn man z. B. die Baumwolle mit einem aus alkaliſchem Bade färbenden Farbſtoff ſubſtantiv ſärben will, die Wolle mit einem ſeifenechten Farbſtoff zuvor gefärbt ſein muß. Wollte man umgekehrt zuerſt den Baumwollfaden färben, nachher aber den Wollfaden mit einem ſtark ſauren Azofarbſtoff, ſo muß der vorher auf Baumwolle angewandte Farbſtoff unbedingt ſäureecht ſein. Zum Färben des Wollfadens bedient man ſich mit Vorteil ſaurer Farbſtoffe. Bei der zweiten Methode ſind derlei Erwägungen nicht nötig. Ich laſſe hier einige Beiſpiele von Färbungen folgen, um zu zeigen, in welcher Weiſe der Färber hier vorzugehen hat. Das Färben halbwollener Ware war früher ein Meiſterſtück; heute iſt es keine Kunſt mehr, daher be- ſchränke ich mich auf wenige Beiſpiele und überlaſſe alles Weitere dem Ge- ſchick und der Erfahrung des Praktikers. Rote Färbungen. 1. Bordeaux nach Methode 1: Wolle färben mit Alaun, Schwefelſäure, Orſeïlle und Bordeaux B; Baumwolle lauwarm 2 Stunden auf Catechu ſpülen, ½ Stunde auf Kaliumdichromat umziehen, mit eſſigſaurer Thonerde beizen und mit Rotholz ausfärben bis zur Nüance. 2. Cardinal nach Methode 2. Baumwolle beizen mit Tannin und Brechweinſtein, ſpülen und auf beſonderem Bade ausfärben zuerſt kalt, dann langſam bis zum Kochen ſteigernd, mit 1 Prozent Bordeaux N und ¼ Prozent Phosphin; ſeifen und ſpülen. 3. Türkiſchrot nach Methode 3. Färben in einem ſchwachen Seifenbade mit 3 Prozent Benzopurpurin 4 B. Orange Färbungen. Methode 1. Färben der Wolle mit Orange II in ſaurem Bade; waſchen; behandeln mit Tannin und Brechweinſtein und färben in beſonderem Bade mit Auramin und etwas Safranin bis zur Nüance. Methode 2. Beizen mit Tannin und Brechweinſtein und Aus- färben in beſonderem neutralem Bade, zuerſt kalt, dann langſam zum Kochen ſteigernd, mit Viktoriaorange. Methode 3. Ausfärben im ſchwachen Seifen- bade mit Congo und Chryſamin. Gelbe Färbungen. Methode 1. Wolle beizen mit Zinnchlorür und Weinſtein; ausfärben mit Flavin. Baumwolle beizen mit Tannin und Brechweinſtein, färben in kaltem neutralem Bade mit Auramin. Methode 2. Beizen mit Tannin und Brechweinſtein. Färben mit Chryſoidin, erſt kalt, dann kochend. Methode 3. Färben im Seifenbade mit Chryſamin. Grüne Färbungen. Dunkelgrün. Methode 1. Anfärben mit Glauberſalz, Alaun, Schwefelſäure, Indigkarmin und Naphtolgelb etwas heller als die gewünſchte Nüance. Ueber Nacht in Schmack einlegen, am nächſten Morgen auf Brechweinſtein ſtellen, mit etwas Eiſen dunkeln, ſorg- fältig ſpülen; dann kalt mit Methylgrün ausfärben. — Oder: Wolle färben

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/672>, abgerufen am 22.11.2024.