Maranham: Mehr Unregelmäßigkeit und Abwechselung in der Fein- heit der Faser, diese auch kürzer als bei der vorigen Varietät, und noch mehr verunreinigt. Nichtsdestoweniger ist es eine recht gute Baumwolle und wird in 60er Garn gesponnen, wenn sie zugleich mit ägyptischer ver- wendet wird.
Ceara: Eine der Maranham sehr ähnliche Baumwolle, vielleicht so- gar eine Idee besser.
Bahia: Im allgemeinen den anderen vorherigen Arten nachstehend, da kürzer in der Faser und drahtartig. Sie ist auch unreiner, da sie bis- weilen viel Samen, Schalen und andere Verunreinigungen enthält. Doch besitzt sie eine gute Eigenschaft in der Länge ihrer Faser, worin sie sowohl Maranham wie Ceara übertrifft, Pernambuco aber nicht erreicht.
Die südamerikanischen Baumwollen als Ganzes sind lang im Faden, aber gröber als andere Varietäten mit derselben Eigenschaft. Sie variieren auch beträchtlich zu verschiedenen Zeiten, weshalb kaum zwei Ernten oder selbst zwei Ballen einander gleich sind, so daß man beim Vermischen mit besseren Sorten sehr vorsichtig sein muß. Diese Varietät wurde zuerst in England vor etwas über hundert Jahren eingeführt, scheint aber damals in einem jämmerlichen Zustande gewesen zu sein, thatsächlich voll von Blät- tern, Samen und unreifen Fasern.
Amerikanische Baumwolle: Im Range auf die peruvianische und brasilianische folgend, haben wir hier die Art, die man die "Baumwolle des Handels" nennen könnte, nämlich die amerikanische, von der die Existenz der englischen Fabriken geradezu abhängt. Der Anbau dieser Pflanze hat vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten die riesigsten Dimensionen an- genommen, denn nicht weniger als 12000000 Acker werden mit Baumwolle besäet, worauf nahezu 3000 Millionen Pfund oder ungefähr 6 Millionen Ballen Rohmaterial jährlich gewonnen, wovon etwa 2/3 nach Großbritan- nien exportiert werden. Die amerikanischen Baumwollen sind im all- gemeinen kurz in der Faser, aber verhältnismäßig fein und von kleinem Durchmesser.
Die hauptsächlichsten unter den verschiedenen Varietäten amerikanischer Baumwolle sind folgende:
Orleans, Texas, Upland und Mobile.
Orleans: Dies ist das feinste Produkt der amerikanischen Ernte, da sie sehr rein, von glattem, seidenartigem Ansehen, aber nicht so fest wie ägyp- tische ist. Die Fasern sind viel biegsamer und elastischer, als bei der peru- vianischen, und sie vereinigt sich leicht sowohl mit ägyptischer wie mit peru- vianischer.
Diese Baumwolle wird von den Abnehmern hoch geschätzt wegen ihrer allgemeinen Vortrefflichkeit und Verwendbarkeit zum Spinnen mittlerer und grober Garne.
Dank der allgemeinen Gunst, deren sich diese Varietät diesseits des atlantischen Oceans erfreut, sind die Kaufleute jenseits des großen Wassers in einigen Fällen darauf gekommen, uns mit minderwertigen Sorten zu ver- sorgen, die sie in Orleans verschifften in dem Glauben, sie würden für Orleans gehalten werden.
Die Mehrheit der mit dieser Baumwolle arbeitenden Spinner hat zu der einen oder anderen Zeit in ihren Lieferungen ein oder zwei Ballen ge-
Maranham: Mehr Unregelmäßigkeit und Abwechſelung in der Fein- heit der Faſer, dieſe auch kürzer als bei der vorigen Varietät, und noch mehr verunreinigt. Nichtsdeſtoweniger iſt es eine recht gute Baumwolle und wird in 60er Garn geſponnen, wenn ſie zugleich mit ägyptiſcher ver- wendet wird.
Ceara: Eine der Maranham ſehr ähnliche Baumwolle, vielleicht ſo- gar eine Idee beſſer.
Bahia: Im allgemeinen den anderen vorherigen Arten nachſtehend, da kürzer in der Faſer und drahtartig. Sie iſt auch unreiner, da ſie bis- weilen viel Samen, Schalen und andere Verunreinigungen enthält. Doch beſitzt ſie eine gute Eigenſchaft in der Länge ihrer Faſer, worin ſie ſowohl Maranham wie Ceara übertrifft, Pernambuco aber nicht erreicht.
Die ſüdamerikaniſchen Baumwollen als Ganzes ſind lang im Faden, aber gröber als andere Varietäten mit derſelben Eigenſchaft. Sie variieren auch beträchtlich zu verſchiedenen Zeiten, weshalb kaum zwei Ernten oder ſelbſt zwei Ballen einander gleich ſind, ſo daß man beim Vermiſchen mit beſſeren Sorten ſehr vorſichtig ſein muß. Dieſe Varietät wurde zuerſt in England vor etwas über hundert Jahren eingeführt, ſcheint aber damals in einem jämmerlichen Zuſtande geweſen zu ſein, thatſächlich voll von Blät- tern, Samen und unreifen Faſern.
Amerikaniſche Baumwolle: Im Range auf die peruvianiſche und braſilianiſche folgend, haben wir hier die Art, die man die „Baumwolle des Handels“ nennen könnte, nämlich die amerikaniſche, von der die Exiſtenz der engliſchen Fabriken geradezu abhängt. Der Anbau dieſer Pflanze hat vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten die rieſigſten Dimenſionen an- genommen, denn nicht weniger als 12000000 Acker werden mit Baumwolle beſäet, worauf nahezu 3000 Millionen Pfund oder ungefähr 6 Millionen Ballen Rohmaterial jährlich gewonnen, wovon etwa ⅔ nach Großbritan- nien exportiert werden. Die amerikaniſchen Baumwollen ſind im all- gemeinen kurz in der Faſer, aber verhältnismäßig fein und von kleinem Durchmeſſer.
Die hauptſächlichſten unter den verſchiedenen Varietäten amerikaniſcher Baumwolle ſind folgende:
Orleans, Texas, Upland und Mobile.
Orleans: Dies iſt das feinſte Produkt der amerikaniſchen Ernte, da ſie ſehr rein, von glattem, ſeidenartigem Anſehen, aber nicht ſo feſt wie ägyp- tiſche iſt. Die Faſern ſind viel biegſamer und elaſtiſcher, als bei der peru- vianiſchen, und ſie vereinigt ſich leicht ſowohl mit ägyptiſcher wie mit peru- vianiſcher.
Dieſe Baumwolle wird von den Abnehmern hoch geſchätzt wegen ihrer allgemeinen Vortrefflichkeit und Verwendbarkeit zum Spinnen mittlerer und grober Garne.
Dank der allgemeinen Gunſt, deren ſich dieſe Varietät diesſeits des atlantiſchen Oceans erfreut, ſind die Kaufleute jenſeits des großen Waſſers in einigen Fällen darauf gekommen, uns mit minderwertigen Sorten zu ver- ſorgen, die ſie in Orleans verſchifften in dem Glauben, ſie würden für Orleans gehalten werden.
Die Mehrheit der mit dieſer Baumwolle arbeitenden Spinner hat zu der einen oder anderen Zeit in ihren Lieferungen ein oder zwei Ballen ge-
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[50/0076]
Maranham: Mehr Unregelmäßigkeit und Abwechſelung in der Fein-
heit der Faſer, dieſe auch kürzer als bei der vorigen Varietät, und noch
mehr verunreinigt. Nichtsdeſtoweniger iſt es eine recht gute Baumwolle
und wird in 60er Garn geſponnen, wenn ſie zugleich mit ägyptiſcher ver-
wendet wird.
Ceara: Eine der Maranham ſehr ähnliche Baumwolle, vielleicht ſo-
gar eine Idee beſſer.
Bahia: Im allgemeinen den anderen vorherigen Arten nachſtehend,
da kürzer in der Faſer und drahtartig. Sie iſt auch unreiner, da ſie bis-
weilen viel Samen, Schalen und andere Verunreinigungen enthält. Doch
beſitzt ſie eine gute Eigenſchaft in der Länge ihrer Faſer, worin ſie ſowohl
Maranham wie Ceara übertrifft, Pernambuco aber nicht erreicht.
Die ſüdamerikaniſchen Baumwollen als Ganzes ſind lang im Faden,
aber gröber als andere Varietäten mit derſelben Eigenſchaft. Sie variieren
auch beträchtlich zu verſchiedenen Zeiten, weshalb kaum zwei Ernten
oder ſelbſt zwei Ballen einander gleich ſind, ſo daß man beim Vermiſchen
mit beſſeren Sorten ſehr vorſichtig ſein muß. Dieſe Varietät wurde zuerſt
in England vor etwas über hundert Jahren eingeführt, ſcheint aber damals
in einem jämmerlichen Zuſtande geweſen zu ſein, thatſächlich voll von Blät-
tern, Samen und unreifen Faſern.
Amerikaniſche Baumwolle: Im Range auf die peruvianiſche und
braſilianiſche folgend, haben wir hier die Art, die man die „Baumwolle des
Handels“ nennen könnte, nämlich die amerikaniſche, von der die Exiſtenz der
engliſchen Fabriken geradezu abhängt. Der Anbau dieſer Pflanze hat vor
einigen Jahren in den Vereinigten Staaten die rieſigſten Dimenſionen an-
genommen, denn nicht weniger als 12000000 Acker werden mit Baumwolle
beſäet, worauf nahezu 3000 Millionen Pfund oder ungefähr 6 Millionen
Ballen Rohmaterial jährlich gewonnen, wovon etwa ⅔ nach Großbritan-
nien exportiert werden. Die amerikaniſchen Baumwollen ſind im all-
gemeinen kurz in der Faſer, aber verhältnismäßig fein und von kleinem
Durchmeſſer.
Die hauptſächlichſten unter den verſchiedenen Varietäten amerikaniſcher
Baumwolle ſind folgende:
Orleans, Texas, Upland und Mobile.
Orleans: Dies iſt das feinſte Produkt der amerikaniſchen Ernte, da
ſie ſehr rein, von glattem, ſeidenartigem Anſehen, aber nicht ſo feſt wie ägyp-
tiſche iſt. Die Faſern ſind viel biegſamer und elaſtiſcher, als bei der peru-
vianiſchen, und ſie vereinigt ſich leicht ſowohl mit ägyptiſcher wie mit peru-
vianiſcher.
Dieſe Baumwolle wird von den Abnehmern hoch geſchätzt wegen ihrer
allgemeinen Vortrefflichkeit und Verwendbarkeit zum Spinnen mittlerer und
grober Garne.
Dank der allgemeinen Gunſt, deren ſich dieſe Varietät diesſeits des
atlantiſchen Oceans erfreut, ſind die Kaufleute jenſeits des großen Waſſers
in einigen Fällen darauf gekommen, uns mit minderwertigen Sorten zu ver-
ſorgen, die ſie in Orleans verſchifften in dem Glauben, ſie würden für
Orleans gehalten werden.
Die Mehrheit der mit dieſer Baumwolle arbeitenden Spinner hat zu
der einen oder anderen Zeit in ihren Lieferungen ein oder zwei Ballen ge-
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/76>, abgerufen am 23.11.2024.
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