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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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verarbeitet werden kann, und dies kann eigentlich nur geschehen, indem man
sie durch die Kratzmaschinen gehen läßt. Wenn man die verschiedenen
Stadien der Manipulation sorgfältig beobachtet, so wird man finden, daß
eine verhältnismäßig große Menge von schlechtem Abfall gewonnen wird.
Und das läßt sich auf diesen Fehler zurückführen, da die lange Faser stets
bestrebt ist, die kürzere herauszuziehen, so daß es eine Unmöglichkeit ist, eine
kurzfaserige mit einer langfaserigen Varietät erfolgreich zu vereinigen. --
Die braune ägyptische Baumwolle ist bemerkenswert wegen ihrer anziehen-
den Erscheinung, denn sie ist von tiefer Creme- oder Orangefarbe. Die
Tiefe dieser Färbung variiert seltsamerweise in geringem Grade bei ver-
schiedener Witterung: die Farbe ist dunkler, wenn die Luft feucht, und
heller, wenn die Atmosphäre trocken und warm ist. Wegen ihrer Farbe
kann diese Varietät nicht in Verbindung mit einer anderen benutzt, son-
dern muß für sich verarbeitet werden, wenn sie zur Herstellung von ver-
hältnismäßig hohen Nummern von Garn benutzt werden soll, da sie die
Eigenschaft einer langen und feinen Faser besitzt, worin sie sogar der Gallini-
varietät, die wir schon beschrieben haben, wenig, wenn überhaupt, nachsteht.
Aus diesem Grunde wird sie gut bezahlt und nimmt in der Gunst und
Achtung der Kaufleute die dritte Stelle ein.

Die weiße ägyptische Baumwolle wurde ursprünglich aus amerikani-
schem Samen gezogen, aber dank dem besseren Boden und Klima für das
Wachstum der Baumwollpflanze hat sie sich zu einer vollkommeneren Form
entwickelt als ihre Stammform. Unglücklicherweise jedoch ist diese Varietät
oft sehr schmutzig, da sie manchmal beträchtliche Mengen von Blättern,
Samen etc. enthält, die beim Durchlaufen der Operationen oft aufgebrochen
werden und mit dem sonst guten Material sich mischen, wodurch die Garne,
wenn Schalen nicht vorher sorgsam entfernt werden, ein schmutziges und
unregelmäßiges Aussehen erhalten und dadurch in vielen Fällen allen Be-
teiligten Unannehmlichkeiten und Verdruß verursachen.

Brasilianische und Peruvianische Baumwolle: Der ägypti-
schen zunächst steht die südamerikanische Baumwolle, bekannt als brasiliani-
sche und peruvianische. Der Baumwollsorten, die unter diesem Namen kom-
men, sind viele und verschiedenerlei, sowohl bezüglich der Struktur und
Qualität der Faser, wie auch bezüglich der Farbe; im allgemeinen jedoch
besitzen sie eine lange Faser, in vielen Fällen vollkommen gleich der ägypti-
schen, aber sie ist von rauherer Natur, daher weniger geschmeidig und der
Drehung nicht so nachgiebig. Die besseren Qualitäten dieser Sorte werden
oft in Verbindung mit ägyptischer Baumwolle gebraucht, so die Produktions-
kosten des Garnes vermindernd und den Fabrikanten größeren Nutzen ver-
schaffend. Die Ernten der südamerikanischen Baumwollen sind manchmal
sehr verunreinigt, indem sie bedeutende Mengen zerbrochener Blätter, Sa-
men etc. enthalten, wodurch die sorgfältigste und gründlichste Arbeit in den
vorbereitenden Prozessen des Reinigens nötig wird, wenn man ein befriedigen-
des Garn haben will. Eine kurze Beschreibung der wichtigsten Arten ist
folgende:

Pernambuco: Eine der besseren Baumwollsorten von feiner Creme-
farbe, der ägyptischen sehr wenig nachstehend, von dieser nur in der Fein-
heit und Elastizität der Faser unterschieden. Diese Varietät ist gewöhnlich
auch sehr teuer.

Ganswindt, Färberei. 4

verarbeitet werden kann, und dies kann eigentlich nur geſchehen, indem man
ſie durch die Kratzmaſchinen gehen läßt. Wenn man die verſchiedenen
Stadien der Manipulation ſorgfältig beobachtet, ſo wird man finden, daß
eine verhältnismäßig große Menge von ſchlechtem Abfall gewonnen wird.
Und das läßt ſich auf dieſen Fehler zurückführen, da die lange Faſer ſtets
beſtrebt iſt, die kürzere herauszuziehen, ſo daß es eine Unmöglichkeit iſt, eine
kurzfaſerige mit einer langfaſerigen Varietät erfolgreich zu vereinigen. —
Die braune ägyptiſche Baumwolle iſt bemerkenswert wegen ihrer anziehen-
den Erſcheinung, denn ſie iſt von tiefer Crême- oder Orangefarbe. Die
Tiefe dieſer Färbung variiert ſeltſamerweiſe in geringem Grade bei ver-
ſchiedener Witterung: die Farbe iſt dunkler, wenn die Luft feucht, und
heller, wenn die Atmoſphäre trocken und warm iſt. Wegen ihrer Farbe
kann dieſe Varietät nicht in Verbindung mit einer anderen benutzt, ſon-
dern muß für ſich verarbeitet werden, wenn ſie zur Herſtellung von ver-
hältnismäßig hohen Nummern von Garn benutzt werden ſoll, da ſie die
Eigenſchaft einer langen und feinen Faſer beſitzt, worin ſie ſogar der Gallini-
varietät, die wir ſchon beſchrieben haben, wenig, wenn überhaupt, nachſteht.
Aus dieſem Grunde wird ſie gut bezahlt und nimmt in der Gunſt und
Achtung der Kaufleute die dritte Stelle ein.

Die weiße ägyptiſche Baumwolle wurde urſprünglich aus amerikani-
ſchem Samen gezogen, aber dank dem beſſeren Boden und Klima für das
Wachstum der Baumwollpflanze hat ſie ſich zu einer vollkommeneren Form
entwickelt als ihre Stammform. Unglücklicherweiſe jedoch iſt dieſe Varietät
oft ſehr ſchmutzig, da ſie manchmal beträchtliche Mengen von Blättern,
Samen ꝛc. enthält, die beim Durchlaufen der Operationen oft aufgebrochen
werden und mit dem ſonſt guten Material ſich miſchen, wodurch die Garne,
wenn Schalen nicht vorher ſorgſam entfernt werden, ein ſchmutziges und
unregelmäßiges Ausſehen erhalten und dadurch in vielen Fällen allen Be-
teiligten Unannehmlichkeiten und Verdruß verurſachen.

Braſilianiſche und Peruvianiſche Baumwolle: Der ägypti-
ſchen zunächſt ſteht die ſüdamerikaniſche Baumwolle, bekannt als braſiliani-
ſche und peruvianiſche. Der Baumwollſorten, die unter dieſem Namen kom-
men, ſind viele und verſchiedenerlei, ſowohl bezüglich der Struktur und
Qualität der Faſer, wie auch bezüglich der Farbe; im allgemeinen jedoch
beſitzen ſie eine lange Faſer, in vielen Fällen vollkommen gleich der ägypti-
ſchen, aber ſie iſt von rauherer Natur, daher weniger geſchmeidig und der
Drehung nicht ſo nachgiebig. Die beſſeren Qualitäten dieſer Sorte werden
oft in Verbindung mit ägyptiſcher Baumwolle gebraucht, ſo die Produktions-
koſten des Garnes vermindernd und den Fabrikanten größeren Nutzen ver-
ſchaffend. Die Ernten der ſüdamerikaniſchen Baumwollen ſind manchmal
ſehr verunreinigt, indem ſie bedeutende Mengen zerbrochener Blätter, Sa-
men ꝛc. enthalten, wodurch die ſorgfältigſte und gründlichſte Arbeit in den
vorbereitenden Prozeſſen des Reinigens nötig wird, wenn man ein befriedigen-
des Garn haben will. Eine kurze Beſchreibung der wichtigſten Arten iſt
folgende:

Pernambuco: Eine der beſſeren Baumwollſorten von feiner Crême-
farbe, der ägyptiſchen ſehr wenig nachſtehend, von dieſer nur in der Fein-
heit und Elaſtizität der Faſer unterſchieden. Dieſe Varietät iſt gewöhnlich
auch ſehr teuer.

Ganswindt, Färberei. 4
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[49/0075] verarbeitet werden kann, und dies kann eigentlich nur geſchehen, indem man ſie durch die Kratzmaſchinen gehen läßt. Wenn man die verſchiedenen Stadien der Manipulation ſorgfältig beobachtet, ſo wird man finden, daß eine verhältnismäßig große Menge von ſchlechtem Abfall gewonnen wird. Und das läßt ſich auf dieſen Fehler zurückführen, da die lange Faſer ſtets beſtrebt iſt, die kürzere herauszuziehen, ſo daß es eine Unmöglichkeit iſt, eine kurzfaſerige mit einer langfaſerigen Varietät erfolgreich zu vereinigen. — Die braune ägyptiſche Baumwolle iſt bemerkenswert wegen ihrer anziehen- den Erſcheinung, denn ſie iſt von tiefer Crême- oder Orangefarbe. Die Tiefe dieſer Färbung variiert ſeltſamerweiſe in geringem Grade bei ver- ſchiedener Witterung: die Farbe iſt dunkler, wenn die Luft feucht, und heller, wenn die Atmoſphäre trocken und warm iſt. Wegen ihrer Farbe kann dieſe Varietät nicht in Verbindung mit einer anderen benutzt, ſon- dern muß für ſich verarbeitet werden, wenn ſie zur Herſtellung von ver- hältnismäßig hohen Nummern von Garn benutzt werden ſoll, da ſie die Eigenſchaft einer langen und feinen Faſer beſitzt, worin ſie ſogar der Gallini- varietät, die wir ſchon beſchrieben haben, wenig, wenn überhaupt, nachſteht. Aus dieſem Grunde wird ſie gut bezahlt und nimmt in der Gunſt und Achtung der Kaufleute die dritte Stelle ein. Die weiße ägyptiſche Baumwolle wurde urſprünglich aus amerikani- ſchem Samen gezogen, aber dank dem beſſeren Boden und Klima für das Wachstum der Baumwollpflanze hat ſie ſich zu einer vollkommeneren Form entwickelt als ihre Stammform. Unglücklicherweiſe jedoch iſt dieſe Varietät oft ſehr ſchmutzig, da ſie manchmal beträchtliche Mengen von Blättern, Samen ꝛc. enthält, die beim Durchlaufen der Operationen oft aufgebrochen werden und mit dem ſonſt guten Material ſich miſchen, wodurch die Garne, wenn Schalen nicht vorher ſorgſam entfernt werden, ein ſchmutziges und unregelmäßiges Ausſehen erhalten und dadurch in vielen Fällen allen Be- teiligten Unannehmlichkeiten und Verdruß verurſachen. Braſilianiſche und Peruvianiſche Baumwolle: Der ägypti- ſchen zunächſt ſteht die ſüdamerikaniſche Baumwolle, bekannt als braſiliani- ſche und peruvianiſche. Der Baumwollſorten, die unter dieſem Namen kom- men, ſind viele und verſchiedenerlei, ſowohl bezüglich der Struktur und Qualität der Faſer, wie auch bezüglich der Farbe; im allgemeinen jedoch beſitzen ſie eine lange Faſer, in vielen Fällen vollkommen gleich der ägypti- ſchen, aber ſie iſt von rauherer Natur, daher weniger geſchmeidig und der Drehung nicht ſo nachgiebig. Die beſſeren Qualitäten dieſer Sorte werden oft in Verbindung mit ägyptiſcher Baumwolle gebraucht, ſo die Produktions- koſten des Garnes vermindernd und den Fabrikanten größeren Nutzen ver- ſchaffend. Die Ernten der ſüdamerikaniſchen Baumwollen ſind manchmal ſehr verunreinigt, indem ſie bedeutende Mengen zerbrochener Blätter, Sa- men ꝛc. enthalten, wodurch die ſorgfältigſte und gründlichſte Arbeit in den vorbereitenden Prozeſſen des Reinigens nötig wird, wenn man ein befriedigen- des Garn haben will. Eine kurze Beſchreibung der wichtigſten Arten iſt folgende: Pernambuco: Eine der beſſeren Baumwollſorten von feiner Crême- farbe, der ägyptiſchen ſehr wenig nachſtehend, von dieſer nur in der Fein- heit und Elaſtizität der Faſer unterſchieden. Dieſe Varietät iſt gewöhnlich auch ſehr teuer. Ganswindt, Färberei. 4

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/75>, abgerufen am 23.11.2024.