der Gewebefaser sei. Jedenfalls ist dieses Thema noch nicht spruchreif, zu- mal auch die neueste Arbeit Hanauseks über Jute die Existenz der Bastose nicht einmal erwähnt. -- Nach Bolley ist der Wassergehalt luft- trockener Jute 6 Prozent; die mit Wasserdampf gesättigte Faser enthält 24 Prozent. Die Aschenmenge beträgt 0,9 bis 1,74 Prozent.
Chemisches Verhalten. Mit gespannten Wasserdämpfen längere Zeit behandelt wird die Jute in lösliche Substanzen verwandelt (Cellulose bleibt bei der gleichen Behandlung intakt). Der Witterung ausgesetzt, wird die Jute schnell brüchig und zerfällt (Cellulose bleibt unverändert). Diese beiden Erscheinungen beweisen, daß wir es in der Jute mit einer deformierten Cellulose zu thun haben; sie scheinen aber auch zu beweisen, daß der bei der Gewinnung der Jute in Ostindien beliebte Röst- oder Rottprozeß zur Ge- winnung untauglich ist. Bei der Durchschnittstemperatur Ostindiens und dem gleichzeitigen Behandeln mit Wasser unter Luftabschluß unterliegt die ganze Jutepflanze einer richtigen Vertorfung, welche auf die Cellulose durchaus zerstörend wirkt, da die sich bildenden Humussubstanzen teilweise erst Zersetzungsprodukte der Cellulose sind. Man darf sich daher über die Brüchigkeit und die geringe Haltbarkeit der Jute durchaus nicht wundern; eine schon zum Teil zerstörte, humifizierte Jute kann unmöglich die Eigenschaften einer tadellosen Cellulose haben. -- Gegen Säuren zeigt die Jute fast gar keine Widerstandsfähigkeit; besonders Mineralsäuren zerstören sie leicht und schon bei gewöhnlicher Temperatur. Alkalien stellen unter Abscheidung einer gerbstoffähnlichen Substanz die unlösliche Cellulose wieder her. Diese merk- würdige Thatsache ist der Grund, warum Jute sich mit basischen Farbstoffen direkt färben läßt. Chlor und starke Lösungen unterchlorigsaurer Salze wirken ähnlich wie Säuren, unter Bildung gechlorter Derivate, wodurch die Faser entweder gleich oder erst bei der weiteren Behandlung morsch wird. Dies ist zugleich der Grund, warum das Bleichen der Jute auf Schwierigkeiten stößt. Nach Rath (Deutsche Färberzeitung 1887, Nr. 12) ist Wasserstoffsuperoxyd zum Bleichen der Jute geeignet, sobald eine Vorbleiche mit Natriumhypo- chlorit (Eau de Javelle) stattgefunden hat. Das Bleichen mit übermangan- saurem Kali erwies sich als zu teuer. -- Der Gewichtsverlust der Jute durch Bleichen beträgt je nach der angewandten Methode 2 bis 8 Prozent. -- Durch Anilinsulfat wird die Jute gelb gefärbt, ein Beweis ihrer Verholzung. Die mit Chlor behandelte Jute färbt sich mit Natriumsulfit fuchsinrot. Schweflige Säure bleicht die Jute ohne merkbare Zerstörung. Kupferoxyd- ammoniak bewirkt nur eine Aufquellung der Faser (Unterschied vom Hanf, welcher dabei teilweise gelöst wird). -- Durch verdünnte Chromsäurelösung, der etwas Schwefelsäure zugesetzt ist, wird Jute blau gefärbt.
Maßgebendes für die Wertbestimmung der Jute. Nach dem vorher Erläuterten wird man diejenige Jute für die beste zu halten berechtigt sein, bei welcher der Prozeß der Humifikation am wenigsten weit vorge- schritten ist, d. h. je weniger mürbe oder morsch dieselbe ist und je länger sie der Wirkung gespannten Dampfes zu widerstehen vermag, ohne zu zer- fallen. Demnächst wird auch diejenige Jute zu bevorzugen sein, welche möglichst wenig verholzt ist, also möglichst wenig spröde ist. Je fester und weicher eine Jute, desto besser. Bessere Sorten zeichnen sich auch durch eine gewisse Feinheit und durch einen schwachen Glanz aus. -- Weiter gehende
der Gewebefaſer ſei. Jedenfalls iſt dieſes Thema noch nicht ſpruchreif, zu- mal auch die neueſte Arbeit Hanauſeks über Jute die Exiſtenz der Baſtoſe nicht einmal erwähnt. — Nach Bolley iſt der Waſſergehalt luft- trockener Jute 6 Prozent; die mit Waſſerdampf geſättigte Faſer enthält 24 Prozent. Die Aſchenmenge beträgt 0,9 bis 1,74 Prozent.
Chemiſches Verhalten. Mit geſpannten Waſſerdämpfen längere Zeit behandelt wird die Jute in lösliche Subſtanzen verwandelt (Celluloſe bleibt bei der gleichen Behandlung intakt). Der Witterung ausgeſetzt, wird die Jute ſchnell brüchig und zerfällt (Celluloſe bleibt unverändert). Dieſe beiden Erſcheinungen beweiſen, daß wir es in der Jute mit einer deformierten Celluloſe zu thun haben; ſie ſcheinen aber auch zu beweiſen, daß der bei der Gewinnung der Jute in Oſtindien beliebte Röſt- oder Rottprozeß zur Ge- winnung untauglich iſt. Bei der Durchſchnittstemperatur Oſtindiens und dem gleichzeitigen Behandeln mit Waſſer unter Luftabſchluß unterliegt die ganze Jutepflanze einer richtigen Vertorfung, welche auf die Celluloſe durchaus zerſtörend wirkt, da die ſich bildenden Humusſubſtanzen teilweiſe erſt Zerſetzungsprodukte der Celluloſe ſind. Man darf ſich daher über die Brüchigkeit und die geringe Haltbarkeit der Jute durchaus nicht wundern; eine ſchon zum Teil zerſtörte, humifizierte Jute kann unmöglich die Eigenſchaften einer tadelloſen Celluloſe haben. — Gegen Säuren zeigt die Jute faſt gar keine Widerſtandsfähigkeit; beſonders Mineralſäuren zerſtören ſie leicht und ſchon bei gewöhnlicher Temperatur. Alkalien ſtellen unter Abſcheidung einer gerbſtoffähnlichen Subſtanz die unlösliche Celluloſe wieder her. Dieſe merk- würdige Thatſache iſt der Grund, warum Jute ſich mit baſiſchen Farbſtoffen direkt färben läßt. Chlor und ſtarke Löſungen unterchlorigſaurer Salze wirken ähnlich wie Säuren, unter Bildung gechlorter Derivate, wodurch die Faſer entweder gleich oder erſt bei der weiteren Behandlung morſch wird. Dies iſt zugleich der Grund, warum das Bleichen der Jute auf Schwierigkeiten ſtößt. Nach Rath (Deutſche Färberzeitung 1887, Nr. 12) iſt Waſſerſtoffſuperoxyd zum Bleichen der Jute geeignet, ſobald eine Vorbleiche mit Natriumhypo- chlorit (Eau de Javelle) ſtattgefunden hat. Das Bleichen mit übermangan- ſaurem Kali erwies ſich als zu teuer. — Der Gewichtsverluſt der Jute durch Bleichen beträgt je nach der angewandten Methode 2 bis 8 Prozent. — Durch Anilinſulfat wird die Jute gelb gefärbt, ein Beweis ihrer Verholzung. Die mit Chlor behandelte Jute färbt ſich mit Natriumſulfit fuchſinrot. Schweflige Säure bleicht die Jute ohne merkbare Zerſtörung. Kupferoxyd- ammoniak bewirkt nur eine Aufquellung der Faſer (Unterſchied vom Hanf, welcher dabei teilweiſe gelöſt wird). — Durch verdünnte Chromſäurelöſung, der etwas Schwefelſäure zugeſetzt iſt, wird Jute blau gefärbt.
Maßgebendes für die Wertbeſtimmung der Jute. Nach dem vorher Erläuterten wird man diejenige Jute für die beſte zu halten berechtigt ſein, bei welcher der Prozeß der Humifikation am wenigſten weit vorge- ſchritten iſt, d. h. je weniger mürbe oder morſch dieſelbe iſt und je länger ſie der Wirkung geſpannten Dampfes zu widerſtehen vermag, ohne zu zer- fallen. Demnächſt wird auch diejenige Jute zu bevorzugen ſein, welche möglichſt wenig verholzt iſt, alſo möglichſt wenig ſpröde iſt. Je feſter und weicher eine Jute, deſto beſſer. Beſſere Sorten zeichnen ſich auch durch eine gewiſſe Feinheit und durch einen ſchwachen Glanz aus. — Weiter gehende
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mal auch die neueſte Arbeit Hanauſeks über Jute die Exiſtenz der Baſtoſe
nicht einmal erwähnt. — Nach Bolley iſt der Waſſergehalt luft-
trockener Jute 6 Prozent; die mit Waſſerdampf geſättigte Faſer enthält 24
Prozent. Die Aſchenmenge beträgt 0,9 bis 1,74 Prozent.
Chemiſches Verhalten. Mit geſpannten Waſſerdämpfen längere
Zeit behandelt wird die Jute in lösliche Subſtanzen verwandelt (Celluloſe
bleibt bei der gleichen Behandlung intakt). Der Witterung ausgeſetzt, wird
die Jute ſchnell brüchig und zerfällt (Celluloſe bleibt unverändert). Dieſe
beiden Erſcheinungen beweiſen, daß wir es in der Jute mit einer deformierten
Celluloſe zu thun haben; ſie ſcheinen aber auch zu beweiſen, daß der bei der
Gewinnung der Jute in Oſtindien beliebte Röſt- oder Rottprozeß zur Ge-
winnung untauglich iſt. Bei der Durchſchnittstemperatur Oſtindiens
und dem gleichzeitigen Behandeln mit Waſſer unter Luftabſchluß unterliegt
die ganze Jutepflanze einer richtigen Vertorfung, welche auf die Celluloſe
durchaus zerſtörend wirkt, da die ſich bildenden Humusſubſtanzen teilweiſe
erſt Zerſetzungsprodukte der Celluloſe ſind. Man darf ſich daher über die
Brüchigkeit und die geringe Haltbarkeit der Jute durchaus nicht wundern; eine
ſchon zum Teil zerſtörte, humifizierte Jute kann unmöglich die Eigenſchaften
einer tadelloſen Celluloſe haben. — Gegen Säuren zeigt die Jute faſt gar
keine Widerſtandsfähigkeit; beſonders Mineralſäuren zerſtören ſie leicht und
ſchon bei gewöhnlicher Temperatur. Alkalien ſtellen unter Abſcheidung einer
gerbſtoffähnlichen Subſtanz die unlösliche Celluloſe wieder her. Dieſe merk-
würdige Thatſache iſt der Grund, warum Jute ſich mit baſiſchen Farbſtoffen
direkt färben läßt. Chlor und ſtarke Löſungen unterchlorigſaurer Salze wirken
ähnlich wie Säuren, unter Bildung gechlorter Derivate, wodurch die Faſer
entweder gleich oder erſt bei der weiteren Behandlung morſch wird. Dies iſt
zugleich der Grund, warum das Bleichen der Jute auf Schwierigkeiten ſtößt.
Nach Rath (Deutſche Färberzeitung 1887, Nr. 12) iſt Waſſerſtoffſuperoxyd
zum Bleichen der Jute geeignet, ſobald eine Vorbleiche mit Natriumhypo-
chlorit (Eau de Javelle) ſtattgefunden hat. Das Bleichen mit übermangan-
ſaurem Kali erwies ſich als zu teuer. — Der Gewichtsverluſt der Jute
durch Bleichen beträgt je nach der angewandten Methode 2 bis 8 Prozent. —
Durch Anilinſulfat wird die Jute gelb gefärbt, ein Beweis ihrer Verholzung.
Die mit Chlor behandelte Jute färbt ſich mit Natriumſulfit fuchſinrot.
Schweflige Säure bleicht die Jute ohne merkbare Zerſtörung. Kupferoxyd-
ammoniak bewirkt nur eine Aufquellung der Faſer (Unterſchied vom Hanf,
welcher dabei teilweiſe gelöſt wird). — Durch verdünnte Chromſäurelöſung,
der etwas Schwefelſäure zugeſetzt iſt, wird Jute blau gefärbt.
Maßgebendes für die Wertbeſtimmung der Jute. Nach dem
vorher Erläuterten wird man diejenige Jute für die beſte zu halten berechtigt
ſein, bei welcher der Prozeß der Humifikation am wenigſten weit vorge-
ſchritten iſt, d. h. je weniger mürbe oder morſch dieſelbe iſt und je länger
ſie der Wirkung geſpannten Dampfes zu widerſtehen vermag, ohne zu zer-
fallen. Demnächſt wird auch diejenige Jute zu bevorzugen ſein, welche möglichſt
wenig verholzt iſt, alſo möglichſt wenig ſpröde iſt. Je feſter und weicher
eine Jute, deſto beſſer. Beſſere Sorten zeichnen ſich auch durch eine gewiſſe
Feinheit und durch einen ſchwachen Glanz aus. — Weiter gehende
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/97>, abgerufen am 23.11.2024.
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