Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Verschiedenheiten in den Werken

Man sehe z. B. die Beschreibung eines
Sturms beym Homer Iliade IV B. v. 421.

Os d' ot' en aigialo poluekhet kuma tha-
lasses
Ornut' epassuteron Zephurou upokinesantos
Ponto men ta prota korussetai autar
epeita
Kherso Regnumenon megala bremei, amphi de
t' akras
Kurton eon koruphoutai, apoptuei d' alos
akhnen.

Man vergleiche sie nur mit der Uebersetzung des
Pope, oder mit der Beschreibung eines spätern
Dichters, und man wird den Vorzug der homeri-
schen Sprache im Ausdrucke sichtbarer Erschei-
nungen gewahr werden. Zuerst giebt er die
Sache, die er malen will, nur überhaupt an,
kuma ornut'`; aber er sezt ein Beywort hinzu,
epassuteron, das der Imagination schon ein sehr
zusammengeseztes Bild giebt. Es zeigt das
Drängen einer Welle gegen die andere an, die
Schnelligkeit, mit der auf jede heranrollende und

Verſchiedenheiten in den Werken

Man ſehe z. B. die Beſchreibung eines
Sturms beym Homer Iliade IV B. v. 421.

Ὡς δ᾽ ὁτ᾽ ἐν αἰγιαλῷ πολυηχέτ κῦμα ϑα-
λάσσης
Ὀρνυτ᾽ ἐπασσύτερον Ζεφύρου ὑποκινήσαντος
Πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα κορύσσεται αὐτὰρ
ἔπειτα
Χέρσῳ ῥηγνύμενον μεγάλα βρέμει, ἀμφὶ δὲ
τ᾽ ἄκρας
Κυρτὸν ἐὸν κορυφοῦται, ἀποπτύει δ᾽ ἁλὸς
ἄχνην.

Man vergleiche ſie nur mit der Ueberſetzung des
Pope, oder mit der Beſchreibung eines ſpaͤtern
Dichters, und man wird den Vorzug der homeri-
ſchen Sprache im Ausdrucke ſichtbarer Erſchei-
nungen gewahr werden. Zuerſt giebt er die
Sache, die er malen will, nur uͤberhaupt an,
κῦμα ὄρνυτ῍; aber er ſezt ein Beywort hinzu,
ἐπασσύτερον, das der Imagination ſchon ein ſehr
zuſammengeſeztes Bild giebt. Es zeigt das
Draͤngen einer Welle gegen die andere an, die
Schnelligkeit, mit der auf jede heranrollende und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0148" n="142"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ver&#x017F;chiedenheiten in den Werken</hi> </fw><lb/>
        <p>Man &#x017F;ehe z. B. die Be&#x017F;chreibung eines<lb/>
Sturms beym Homer Iliade <hi rendition="#aq">IV</hi> B. v. 421.</p><lb/>
        <cit>
          <quote>&#x1F69;&#x03C2; &#x03B4;&#x1FBD; &#x1F41;&#x03C4;&#x1FBD; &#x1F10;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F30;&#x03B3;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BB;&#x1FF7; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03C5;&#x03B7;&#x03C7;&#x03AD;&#x03C4; &#x03BA;&#x1FE6;&#x03BC;&#x03B1; &#x03D1;&#x03B1;-<lb/><hi rendition="#et">&#x03BB;&#x03AC;&#x03C3;&#x03C3;&#x03B7;&#x03C2;</hi><lb/>
&#x1F48;&#x03C1;&#x03BD;&#x03C5;&#x03C4;&#x1FBD; &#x1F10;&#x03C0;&#x03B1;&#x03C3;&#x03C3;&#x03CD;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD; &#x0396;&#x03B5;&#x03C6;&#x03CD;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C5; &#x1F51;&#x03C0;&#x03BF;&#x03BA;&#x03B9;&#x03BD;&#x03AE;&#x03C3;&#x03B1;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2;<lb/>
&#x03A0;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C4;&#x1FF3; &#x03BC;&#x1F72;&#x03BD; &#x03C4;&#x1F70; &#x03C0;&#x03C1;&#x1FF6;&#x03C4;&#x03B1; &#x03BA;&#x03BF;&#x03C1;&#x03CD;&#x03C3;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x1F70;&#x03C1;<lb/><hi rendition="#et">&#x1F14;&#x03C0;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C4;&#x03B1;</hi><lb/>
&#x03A7;&#x03AD;&#x03C1;&#x03C3;&#x1FF3; &#x1FE5;&#x03B7;&#x03B3;&#x03BD;&#x03CD;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD; &#x03BC;&#x03B5;&#x03B3;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B1; &#x03B2;&#x03C1;&#x03AD;&#x03BC;&#x03B5;&#x03B9;, &#x1F00;&#x03BC;&#x03C6;&#x1F76; &#x03B4;&#x1F72;<lb/><hi rendition="#et">&#x03C4;&#x1FBD; &#x1F04;&#x03BA;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C2;</hi><lb/>
&#x039A;&#x03C5;&#x03C1;&#x03C4;&#x1F78;&#x03BD; &#x1F10;&#x1F78;&#x03BD; &#x03BA;&#x03BF;&#x03C1;&#x03C5;&#x03C6;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B9;, &#x1F00;&#x03C0;&#x03BF;&#x03C0;&#x03C4;&#x03CD;&#x03B5;&#x03B9; &#x03B4;&#x1FBD; &#x1F01;&#x03BB;&#x1F78;&#x03C2;<lb/><hi rendition="#et">&#x1F04;&#x03C7;&#x03BD;&#x03B7;&#x03BD;.</hi></quote>
        </cit><lb/>
        <p>Man vergleiche &#x017F;ie nur mit der Ueber&#x017F;etzung des<lb/>
Pope, oder mit der Be&#x017F;chreibung eines &#x017F;pa&#x0364;tern<lb/>
Dichters, und man wird den Vorzug der homeri-<lb/>
&#x017F;chen Sprache im Ausdrucke &#x017F;ichtbarer Er&#x017F;chei-<lb/>
nungen gewahr werden. Zuer&#x017F;t giebt er die<lb/>
Sache, die er malen will, nur u&#x0364;berhaupt an,<lb/>
&#x03BA;&#x1FE6;&#x03BC;&#x03B1; &#x1F44;&#x03C1;&#x03BD;&#x03C5;&#x03C4;&#x1FCD;; aber er &#x017F;ezt ein Beywort hinzu,<lb/>
&#x1F10;&#x03C0;&#x03B1;&#x03C3;&#x03C3;&#x03CD;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;, das der Imagination &#x017F;chon ein &#x017F;ehr<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;eztes Bild giebt. Es zeigt das<lb/>
Dra&#x0364;ngen einer Welle gegen die andere an, die<lb/>
Schnelligkeit, mit der auf jede heranrollende und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0148] Verſchiedenheiten in den Werken Man ſehe z. B. die Beſchreibung eines Sturms beym Homer Iliade IV B. v. 421. Ὡς δ᾽ ὁτ᾽ ἐν αἰγιαλῷ πολυηχέτ κῦμα ϑα- λάσσης Ὀρνυτ᾽ ἐπασσύτερον Ζεφύρου ὑποκινήσαντος Πόντῳ μὲν τὰ πρῶτα κορύσσεται αὐτὰρ ἔπειτα Χέρσῳ ῥηγνύμενον μεγάλα βρέμει, ἀμφὶ δὲ τ᾽ ἄκρας Κυρτὸν ἐὸν κορυφοῦται, ἀποπτύει δ᾽ ἁλὸς ἄχνην. Man vergleiche ſie nur mit der Ueberſetzung des Pope, oder mit der Beſchreibung eines ſpaͤtern Dichters, und man wird den Vorzug der homeri- ſchen Sprache im Ausdrucke ſichtbarer Erſchei- nungen gewahr werden. Zuerſt giebt er die Sache, die er malen will, nur uͤberhaupt an, κῦμα ὄρνυτ῍; aber er ſezt ein Beywort hinzu, ἐπασσύτερον, das der Imagination ſchon ein ſehr zuſammengeſeztes Bild giebt. Es zeigt das Draͤngen einer Welle gegen die andere an, die Schnelligkeit, mit der auf jede heranrollende und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/148
Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/148>, abgerufen am 28.04.2024.