Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.der ältesten und neuern Schriftsteller. geworden. -- Aber diese wenigen kennen wirbesser, und haben sie mehr durchdrungen. Unsere Sprache ist für abstrakte Begriffe gemacht, und unser Geist hat ihrer weit mehr als Bilder. Wenn Verstandsideen durch Bilder ausgedrückt werden, so ist es nicht mehr Bedürfniß, sondern Zierrath; es ist nicht mehr die einzige, sondern eine uns fremde Art sie zu denken. -- Wir wählen unsern Stoff; unsre eignen Umstände können uns nichts weiter als Bemerkungen des Einzelnen zur Aus- führung verschaffen. -- Unser Zweck ist das Ver- gnügen unserer Leser und unser Ruhm. -- Die Werke unsrer Zeit sind Denkmäler von dem, was der menschliche Geist nach Absicht, mit Bewußt- seyn und durch sich selbst hervorzubringen im Stande ist. N 3
der aͤlteſten und neuern Schriftſteller. geworden. — Aber dieſe wenigen kennen wirbeſſer, und haben ſie mehr durchdrungen. Unſere Sprache iſt fuͤr abſtrakte Begriffe gemacht, und unſer Geiſt hat ihrer weit mehr als Bilder. Wenn Verſtandsideen durch Bilder ausgedruͤckt werden, ſo iſt es nicht mehr Beduͤrfniß, ſondern Zierrath; es iſt nicht mehr die einzige, ſondern eine uns fremde Art ſie zu denken. — Wir waͤhlen unſern Stoff; unſre eignen Umſtaͤnde koͤnnen uns nichts weiter als Bemerkungen des Einzelnen zur Aus- fuͤhrung verſchaffen. — Unſer Zweck iſt das Ver- gnuͤgen unſerer Leſer und unſer Ruhm. — Die Werke unſrer Zeit ſind Denkmaͤler von dem, was der menſchliche Geiſt nach Abſicht, mit Bewußt- ſeyn und durch ſich ſelbſt hervorzubringen im Stande iſt. N 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der aͤlteſten und neuern Schriftſteller.</hi></fw><lb/> geworden. — Aber dieſe wenigen kennen wir<lb/> beſſer, und haben ſie mehr durchdrungen. Unſere<lb/> Sprache iſt fuͤr abſtrakte Begriffe gemacht, und<lb/> unſer Geiſt hat ihrer weit mehr als Bilder. Wenn<lb/> Verſtandsideen durch Bilder ausgedruͤckt werden,<lb/> ſo iſt es nicht mehr Beduͤrfniß, ſondern Zierrath;<lb/> es iſt nicht mehr die einzige, ſondern eine uns<lb/> fremde Art ſie zu denken. — Wir waͤhlen unſern<lb/> Stoff; unſre eignen Umſtaͤnde koͤnnen uns nichts<lb/> weiter als Bemerkungen des Einzelnen zur Aus-<lb/> fuͤhrung verſchaffen. — Unſer Zweck iſt das Ver-<lb/> gnuͤgen unſerer Leſer und unſer Ruhm. — Die<lb/> Werke unſrer Zeit ſind Denkmaͤler von dem, was<lb/> der menſchliche Geiſt nach Abſicht, mit Bewußt-<lb/> ſeyn und durch ſich ſelbſt hervorzubringen im<lb/> Stande iſt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [197/0203]
der aͤlteſten und neuern Schriftſteller.
geworden. — Aber dieſe wenigen kennen wir
beſſer, und haben ſie mehr durchdrungen. Unſere
Sprache iſt fuͤr abſtrakte Begriffe gemacht, und
unſer Geiſt hat ihrer weit mehr als Bilder. Wenn
Verſtandsideen durch Bilder ausgedruͤckt werden,
ſo iſt es nicht mehr Beduͤrfniß, ſondern Zierrath;
es iſt nicht mehr die einzige, ſondern eine uns
fremde Art ſie zu denken. — Wir waͤhlen unſern
Stoff; unſre eignen Umſtaͤnde koͤnnen uns nichts
weiter als Bemerkungen des Einzelnen zur Aus-
fuͤhrung verſchaffen. — Unſer Zweck iſt das Ver-
gnuͤgen unſerer Leſer und unſer Ruhm. — Die
Werke unſrer Zeit ſind Denkmaͤler von dem, was
der menſchliche Geiſt nach Abſicht, mit Bewußt-
ſeyn und durch ſich ſelbſt hervorzubringen im
Stande iſt.
N 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |