und thätigen, aber doch schon ernsthaften und empfindlichen Jüngling vor, der erst die gewöhn- liche Zeit in der Sklaverey unsrer Schulen seufzt; dann seine akademischen Jahre in Dürftigkeit und Dunkelheit, unter Beschäftigungen, die ihm mißfallen, oder für die er nicht gemacht ist, zu- bringt; dann von seinen Umständen hin und her getrieben, von wenigen geschätzt, und noch von niemanden für das erkannt und zu dem aufge- muntert wird, wozu ihn die Natur bestimmt hat; der von dem beschwerlichen Geschäfte eines Pri- vatlehrers, von einem Orte, wo er zu seiner ei- genen Aufklärung und Verbesserung nichts thun konnte, mit nicht günstigern Aussichten wieder zu der Akademie zurückkehrt, und es für eine un- erreichbare Glückseligkeit hält, auf dieser Akade- mie Lehrer zu werden; der, da er anfängt seine Talente zu fühlen, und Männer zu finden, die ihm in der Ausbildung derselben beystehen kön- nen, durch die Dürftigkeit gezwungen wird, sein aufkeimendes Genie zu Arbeiten zu brauchen, durch welche es erniedrigt und in seinem Wachs-
deſſen Schriften und Charakter.
und thaͤtigen, aber doch ſchon ernſthaften und empfindlichen Juͤngling vor, der erſt die gewoͤhn- liche Zeit in der Sklaverey unſrer Schulen ſeufzt; dann ſeine akademiſchen Jahre in Duͤrftigkeit und Dunkelheit, unter Beſchaͤftigungen, die ihm mißfallen, oder fuͤr die er nicht gemacht iſt, zu- bringt; dann von ſeinen Umſtaͤnden hin und her getrieben, von wenigen geſchaͤtzt, und noch von niemanden fuͤr das erkannt und zu dem aufge- muntert wird, wozu ihn die Natur beſtimmt hat; der von dem beſchwerlichen Geſchaͤfte eines Pri- vatlehrers, von einem Orte, wo er zu ſeiner ei- genen Aufklaͤrung und Verbeſſerung nichts thun konnte, mit nicht guͤnſtigern Ausſichten wieder zu der Akademie zuruͤckkehrt, und es fuͤr eine un- erreichbare Gluͤckſeligkeit haͤlt, auf dieſer Akade- mie Lehrer zu werden; der, da er anfaͤngt ſeine Talente zu fuͤhlen, und Maͤnner zu finden, die ihm in der Ausbildung derſelben beyſtehen koͤn- nen, durch die Duͤrftigkeit gezwungen wird, ſein aufkeimendes Genie zu Arbeiten zu brauchen, durch welche es erniedrigt und in ſeinem Wachs-
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deſſen Schriften und Charakter.
und thaͤtigen, aber doch ſchon ernſthaften und
empfindlichen Juͤngling vor, der erſt die gewoͤhn-
liche Zeit in der Sklaverey unſrer Schulen ſeufzt;
dann ſeine akademiſchen Jahre in Duͤrftigkeit
und Dunkelheit, unter Beſchaͤftigungen, die ihm
mißfallen, oder fuͤr die er nicht gemacht iſt, zu-
bringt; dann von ſeinen Umſtaͤnden hin und her
getrieben, von wenigen geſchaͤtzt, und noch von
niemanden fuͤr das erkannt und zu dem aufge-
muntert wird, wozu ihn die Natur beſtimmt hat;
der von dem beſchwerlichen Geſchaͤfte eines Pri-
vatlehrers, von einem Orte, wo er zu ſeiner ei-
genen Aufklaͤrung und Verbeſſerung nichts thun
konnte, mit nicht guͤnſtigern Ausſichten wieder
zu der Akademie zuruͤckkehrt, und es fuͤr eine un-
erreichbare Gluͤckſeligkeit haͤlt, auf dieſer Akade-
mie Lehrer zu werden; der, da er anfaͤngt ſeine
Talente zu fuͤhlen, und Maͤnner zu finden, die
ihm in der Ausbildung derſelben beyſtehen koͤn-
nen, durch die Duͤrftigkeit gezwungen wird, ſein
aufkeimendes Genie zu Arbeiten zu brauchen,
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/225>, abgerufen am 16.02.2025.
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