Zustande passen. Wer uns interessiren will, muß uns viel zu denken geben, oder uns in Affekt bringen.
Zuerst also von dem Interesse, das die Dinge und ihre Schilderungen haben können, insofern sie Vorstellungen erregen.
Das Wohlgefallen, das wir an gewissen Ge- danken finden, beruhet auf unserer Wißbegierde, oder auf dem Triebe, unsere Kräfte zu äußern. Unserer Wißbegierde gefallen alle die Reihen von Gedanken, die entweder überhaupt der Seele Wahrheit und Kenntniß, oder die ihr besonders solche Kenntnisse, solche Begriffe geben, welche eine besondere Beziehung auf ihren ehemaligen oder gegenwärtigen Zustand haben; und dieser lezte Reiz ist stärker, und bekömmt oft allein den Namen des Interessirenden. Unserm Triebe zur Geschäftigkeit gefallen alle die Vorstellungen, die reich und doch leicht zu fassen, neu und doch klar sind, stark und schnell und doch mit Ordnung ab- wechseln.
Einige Gedanken
Zuſtande paſſen. Wer uns intereſſiren will, muß uns viel zu denken geben, oder uns in Affekt bringen.
Zuerſt alſo von dem Intereſſe, das die Dinge und ihre Schilderungen haben koͤnnen, inſofern ſie Vorſtellungen erregen.
Das Wohlgefallen, das wir an gewiſſen Ge- danken finden, beruhet auf unſerer Wißbegierde, oder auf dem Triebe, unſere Kraͤfte zu aͤußern. Unſerer Wißbegierde gefallen alle die Reihen von Gedanken, die entweder uͤberhaupt der Seele Wahrheit und Kenntniß, oder die ihr beſonders ſolche Kenntniſſe, ſolche Begriffe geben, welche eine beſondere Beziehung auf ihren ehemaligen oder gegenwaͤrtigen Zuſtand haben; und dieſer lezte Reiz iſt ſtaͤrker, und bekoͤmmt oft allein den Namen des Intereſſirenden. Unſerm Triebe zur Geſchaͤftigkeit gefallen alle die Vorſtellungen, die reich und doch leicht zu faſſen, neu und doch klar ſind, ſtark und ſchnell und doch mit Ordnung ab- wechſeln.
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Einige Gedanken
Zuſtande paſſen. Wer uns intereſſiren will, muß
uns viel zu denken geben, oder uns in Affekt
bringen.
Zuerſt alſo von dem Intereſſe, das die Dinge
und ihre Schilderungen haben koͤnnen, inſofern
ſie Vorſtellungen erregen.
Das Wohlgefallen, das wir an gewiſſen Ge-
danken finden, beruhet auf unſerer Wißbegierde,
oder auf dem Triebe, unſere Kraͤfte zu aͤußern.
Unſerer Wißbegierde gefallen alle die Reihen
von Gedanken, die entweder uͤberhaupt der Seele
Wahrheit und Kenntniß, oder die ihr beſonders
ſolche Kenntniſſe, ſolche Begriffe geben, welche
eine beſondere Beziehung auf ihren ehemaligen
oder gegenwaͤrtigen Zuſtand haben; und dieſer
lezte Reiz iſt ſtaͤrker, und bekoͤmmt oft allein den
Namen des Intereſſirenden. Unſerm Triebe zur
Geſchaͤftigkeit gefallen alle die Vorſtellungen, die
reich und doch leicht zu faſſen, neu und doch klar
ſind, ſtark und ſchnell und doch mit Ordnung ab-
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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