Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

über das Interessirende.
der Sache nichts, als diese Absicht, uns in den
Augen. -- Hingegen, wo die Begierde auf die
Dinge selbst geht, mit denen wir unsere Aufmerk-
samkeit beschäftigen, da sind es eigentlich die fol-
genden Theile der Dinge, auf die sie gerichtet ist,
denn die gegenwärtigen werden schon genossen;
und eben diese Befriedigung, die das Gegenwär-
tige der Seele gewährt, richtet ihren Blick gegen
das Zukünftige, um neue Befriedigungen zu su-
chen.

Also alles das interessirt uns, was uns
durch den Eindruck des Wohlgefallens, den es
auf uns macht, ohne unsern Vorsatz aufmerksam
und nach der Fortsetzung und der Folge begierig
erhält.

Alles Wohlgefallen entspringt entweder aus
dem, was unsere Kraft zu denken beschäftiget,
oder aus dem, was unsre Empfindungen erweckt.
Alles, was mit uns auf gewisse Weise zusammen-
hängen, und uns mit sich vereinigen soll, muß
entweder Gedanken, oder es muß Neigungen er-
regen, so wie sie zu unsrer Natur und zu unserm

R 2

uͤber das Intereſſirende.
der Sache nichts, als dieſe Abſicht, uns in den
Augen. — Hingegen, wo die Begierde auf die
Dinge ſelbſt geht, mit denen wir unſere Aufmerk-
ſamkeit beſchaͤftigen, da ſind es eigentlich die fol-
genden Theile der Dinge, auf die ſie gerichtet iſt,
denn die gegenwaͤrtigen werden ſchon genoſſen;
und eben dieſe Befriedigung, die das Gegenwaͤr-
tige der Seele gewaͤhrt, richtet ihren Blick gegen
das Zukuͤnftige, um neue Befriedigungen zu ſu-
chen.

Alſo alles das intereſſirt uns, was uns
durch den Eindruck des Wohlgefallens, den es
auf uns macht, ohne unſern Vorſatz aufmerkſam
und nach der Fortſetzung und der Folge begierig
erhaͤlt.

Alles Wohlgefallen entſpringt entweder aus
dem, was unſere Kraft zu denken beſchaͤftiget,
oder aus dem, was unſre Empfindungen erweckt.
Alles, was mit uns auf gewiſſe Weiſe zuſammen-
haͤngen, und uns mit ſich vereinigen ſoll, muß
entweder Gedanken, oder es muß Neigungen er-
regen, ſo wie ſie zu unſrer Natur und zu unſerm

R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber das Intere&#x017F;&#x017F;irende.</hi></fw><lb/>
der Sache nichts, als die&#x017F;e Ab&#x017F;icht, uns in den<lb/>
Augen. &#x2014; Hingegen, wo die Begierde auf die<lb/>
Dinge &#x017F;elb&#x017F;t geht, mit denen wir un&#x017F;ere Aufmerk-<lb/>
&#x017F;amkeit be&#x017F;cha&#x0364;ftigen, da &#x017F;ind es eigentlich die fol-<lb/>
genden Theile der Dinge, auf die &#x017F;ie gerichtet i&#x017F;t,<lb/>
denn die gegenwa&#x0364;rtigen werden &#x017F;chon geno&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
und eben die&#x017F;e Befriedigung, die das Gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tige der Seele gewa&#x0364;hrt, richtet ihren Blick gegen<lb/>
das Zuku&#x0364;nftige, um neue Befriedigungen zu &#x017F;u-<lb/>
chen.</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o alles das intere&#x017F;&#x017F;irt uns, was uns<lb/>
durch den Eindruck des Wohlgefallens, den es<lb/>
auf uns macht, ohne un&#x017F;ern Vor&#x017F;atz aufmerk&#x017F;am<lb/>
und nach der Fort&#x017F;etzung und der Folge begierig<lb/>
erha&#x0364;lt.</p><lb/>
        <p>Alles Wohlgefallen ent&#x017F;pringt entweder aus<lb/>
dem, was un&#x017F;ere Kraft zu denken be&#x017F;cha&#x0364;ftiget,<lb/>
oder aus dem, was un&#x017F;re Empfindungen erweckt.<lb/>
Alles, was mit uns auf gewi&#x017F;&#x017F;e Wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen-<lb/>
ha&#x0364;ngen, und uns mit &#x017F;ich vereinigen &#x017F;oll, muß<lb/>
entweder Gedanken, oder es muß Neigungen er-<lb/>
regen, &#x017F;o wie &#x017F;ie zu un&#x017F;rer Natur und zu un&#x017F;erm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0265] uͤber das Intereſſirende. der Sache nichts, als dieſe Abſicht, uns in den Augen. — Hingegen, wo die Begierde auf die Dinge ſelbſt geht, mit denen wir unſere Aufmerk- ſamkeit beſchaͤftigen, da ſind es eigentlich die fol- genden Theile der Dinge, auf die ſie gerichtet iſt, denn die gegenwaͤrtigen werden ſchon genoſſen; und eben dieſe Befriedigung, die das Gegenwaͤr- tige der Seele gewaͤhrt, richtet ihren Blick gegen das Zukuͤnftige, um neue Befriedigungen zu ſu- chen. Alſo alles das intereſſirt uns, was uns durch den Eindruck des Wohlgefallens, den es auf uns macht, ohne unſern Vorſatz aufmerkſam und nach der Fortſetzung und der Folge begierig erhaͤlt. Alles Wohlgefallen entſpringt entweder aus dem, was unſere Kraft zu denken beſchaͤftiget, oder aus dem, was unſre Empfindungen erweckt. Alles, was mit uns auf gewiſſe Weiſe zuſammen- haͤngen, und uns mit ſich vereinigen ſoll, muß entweder Gedanken, oder es muß Neigungen er- regen, ſo wie ſie zu unſrer Natur und zu unſerm R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/265
Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/265>, abgerufen am 12.05.2024.