tern, oder indem wir irgend eine Art von Ver- wandtschaft, es sey der Aehnlichkeit, es sey der Abhängigkeit zwischen ihnen und unsern alten Er- fahrungen aufsuchen.
Man wird vielleicht noch mehr Arten eines sol- chen Zusammenhangs der Vorstellungen mit uns finden, oder diese noch in mehr Unterarten zer- gliedern können. Aber die, welche wir angeführt haben, sind hinlänglich, den Begriff selbst zu er- läutern, und die Folgerungen verständlich zu ma- chen, die wir aus ihm in Absicht auf die Werke der Dichter ziehen wollen.
Dieß nämlich fragt sich jezt: was für Gegen- stände muß denn also der Dichter wählen, wie muß er sie bearbeiten, wenn er die meisten, we- nigstens die aufgeklärten, die gesitteten Menschen durch die Vorstellungen, die er in ihnen erweckt, interessiren will?
Er muß, werden wir überhaupt antworten, diejenigen Gegenstände wählen, von welchen er erwarten kann, daß sie in aller dieser Menschen Seelen correspondirende Begriffe finden, und daß
Einige Gedanken
tern, oder indem wir irgend eine Art von Ver- wandtſchaft, es ſey der Aehnlichkeit, es ſey der Abhaͤngigkeit zwiſchen ihnen und unſern alten Er- fahrungen aufſuchen.
Man wird vielleicht noch mehr Arten eines ſol- chen Zuſammenhangs der Vorſtellungen mit uns finden, oder dieſe noch in mehr Unterarten zer- gliedern koͤnnen. Aber die, welche wir angefuͤhrt haben, ſind hinlaͤnglich, den Begriff ſelbſt zu er- laͤutern, und die Folgerungen verſtaͤndlich zu ma- chen, die wir aus ihm in Abſicht auf die Werke der Dichter ziehen wollen.
Dieß naͤmlich fragt ſich jezt: was fuͤr Gegen- ſtaͤnde muß denn alſo der Dichter waͤhlen, wie muß er ſie bearbeiten, wenn er die meiſten, we- nigſtens die aufgeklaͤrten, die geſitteten Menſchen durch die Vorſtellungen, die er in ihnen erweckt, intereſſiren will?
Er muß, werden wir uͤberhaupt antworten, diejenigen Gegenſtaͤnde waͤhlen, von welchen er erwarten kann, daß ſie in aller dieſer Menſchen Seelen correſpondirende Begriffe finden, und daß
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Einige Gedanken
tern, oder indem wir irgend eine Art von Ver-
wandtſchaft, es ſey der Aehnlichkeit, es ſey der
Abhaͤngigkeit zwiſchen ihnen und unſern alten Er-
fahrungen aufſuchen.
Man wird vielleicht noch mehr Arten eines ſol-
chen Zuſammenhangs der Vorſtellungen mit uns
finden, oder dieſe noch in mehr Unterarten zer-
gliedern koͤnnen. Aber die, welche wir angefuͤhrt
haben, ſind hinlaͤnglich, den Begriff ſelbſt zu er-
laͤutern, und die Folgerungen verſtaͤndlich zu ma-
chen, die wir aus ihm in Abſicht auf die Werke
der Dichter ziehen wollen.
Dieß naͤmlich fragt ſich jezt: was fuͤr Gegen-
ſtaͤnde muß denn alſo der Dichter waͤhlen, wie
muß er ſie bearbeiten, wenn er die meiſten, we-
nigſtens die aufgeklaͤrten, die geſitteten Menſchen
durch die Vorſtellungen, die er in ihnen erweckt,
intereſſiren will?
Er muß, werden wir uͤberhaupt antworten,
diejenigen Gegenſtaͤnde waͤhlen, von welchen
er erwarten kann, daß ſie in aller dieſer Menſchen
Seelen correſpondirende Begriffe finden, und daß
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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