Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.über das Interessirende. tungen haben, als gewöhnlich. Aber was fürBegierden; und wornach? Entweder nach ge- wissen Veränderungen der Umstände, die uns in der Wirklichkeit oder in der Vorstellung gegen- wärtig sind; oder nach gewissen Veränderungen unsrer Gedanken selbst. Eine Sache interessirt uns, entweder weil sie zu unsrer eignen Vollkom- menheit etwas beyträgt; dieß war das Interesse, welches die Deutlichkeit, die Menge der Vor- stellungen hervorbringt; oder weil sie etwas in unsern Umständen verbessert. Von dieser leztern Art des Interesse wollen wir jezt reden. Zuerst bemerken wir, daß das Interessirende uͤber das Intereſſirende. tungen haben, als gewoͤhnlich. Aber was fuͤrBegierden; und wornach? Entweder nach ge- wiſſen Veraͤnderungen der Umſtaͤnde, die uns in der Wirklichkeit oder in der Vorſtellung gegen- waͤrtig ſind; oder nach gewiſſen Veraͤnderungen unſrer Gedanken ſelbſt. Eine Sache intereſſirt uns, entweder weil ſie zu unſrer eignen Vollkom- menheit etwas beytraͤgt; dieß war das Intereſſe, welches die Deutlichkeit, die Menge der Vor- ſtellungen hervorbringt; oder weil ſie etwas in unſern Umſtaͤnden verbeſſert. Von dieſer leztern Art des Intereſſe wollen wir jezt reden. Zuerſt bemerken wir, daß das Intereſſirende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0321" n="315"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">uͤber das Intereſſirende.</hi></fw><lb/> tungen haben, als gewoͤhnlich. Aber was fuͤr<lb/> Begierden; und wornach? Entweder nach ge-<lb/> wiſſen Veraͤnderungen der Umſtaͤnde, die uns in<lb/> der Wirklichkeit oder in der Vorſtellung gegen-<lb/> waͤrtig ſind; oder nach gewiſſen Veraͤnderungen<lb/> unſrer Gedanken ſelbſt. Eine Sache intereſſirt<lb/> uns, entweder weil ſie zu unſrer eignen Vollkom-<lb/> menheit etwas beytraͤgt; dieß war das Intereſſe,<lb/> welches die Deutlichkeit, die Menge der Vor-<lb/> ſtellungen hervorbringt; oder weil ſie etwas in<lb/> unſern Umſtaͤnden verbeſſert. Von dieſer leztern<lb/> Art des Intereſſe wollen wir jezt reden.</p><lb/> <p>Zuerſt bemerken wir, daß das Intereſſirende<lb/> in den Begebenheiten immer etwas kuͤnftiges iſt:<lb/> eine Gefahr, die uns nahe koͤmmt, eine Freude,<lb/> die wir erwarten. Wenn der Vater, der ſeinen<lb/> Sohn an einem fremden Orte aufzuſuchen gereiſt<lb/> war, ihn todt findet, ſo iſt er aufs lebhafte ge-<lb/> ruͤhrt; er iſt inſofern beſchaͤftigt, aber er iſt nicht<lb/> intereſſirt. Wenn eben dieſer Vater, bey der An-<lb/> kunft in die fremde Stadt, von einem Juͤnglinge,<lb/> der ſeinem Sohn aͤhnlich iſt, und der eben begra-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [315/0321]
uͤber das Intereſſirende.
tungen haben, als gewoͤhnlich. Aber was fuͤr
Begierden; und wornach? Entweder nach ge-
wiſſen Veraͤnderungen der Umſtaͤnde, die uns in
der Wirklichkeit oder in der Vorſtellung gegen-
waͤrtig ſind; oder nach gewiſſen Veraͤnderungen
unſrer Gedanken ſelbſt. Eine Sache intereſſirt
uns, entweder weil ſie zu unſrer eignen Vollkom-
menheit etwas beytraͤgt; dieß war das Intereſſe,
welches die Deutlichkeit, die Menge der Vor-
ſtellungen hervorbringt; oder weil ſie etwas in
unſern Umſtaͤnden verbeſſert. Von dieſer leztern
Art des Intereſſe wollen wir jezt reden.
Zuerſt bemerken wir, daß das Intereſſirende
in den Begebenheiten immer etwas kuͤnftiges iſt:
eine Gefahr, die uns nahe koͤmmt, eine Freude,
die wir erwarten. Wenn der Vater, der ſeinen
Sohn an einem fremden Orte aufzuſuchen gereiſt
war, ihn todt findet, ſo iſt er aufs lebhafte ge-
ruͤhrt; er iſt inſofern beſchaͤftigt, aber er iſt nicht
intereſſirt. Wenn eben dieſer Vater, bey der An-
kunft in die fremde Stadt, von einem Juͤnglinge,
der ſeinem Sohn aͤhnlich iſt, und der eben begra-
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