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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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Einige Gedanken
kunst, welche Begebenheiten erzählen oder nachah-
men, Leidenschaften auf die erste Art erwecken; die
Ode, die Elegie hingegen, alle die Gattungen,
welche bloß den Gemüthszustand des Dichters
schildern, auf die zweyte.

Diese Materie ist von unendlichem Umfange;
wir müssen sie in engere Gränzen einschließen,
wenn wir ihrer mächtig werden wollen.

An welchen Leidenschaften nehmen wir vor-
nehmlich Theil? Auf welche Weise müssen sie ge-
schildert werden, damit diese Theilnehmung be-
fördert werde? und welches ist die nüzlichste Art
der Leidenschaften, die der Dichter erwecken
kann?

Um zu wissen, welche Leidenschaften und Em-
pfindungen am meisten interessiren, haben wir
zween Wege; entweder die menschliche Natur zu
fragen, oder die Praxin der Dichter.

Die Natur sagt uns- Wir nehmen an den
Leidenschaften, von welchen wir andre bewegt se-
hen, Theil, entweder wenn wir uns genau in
ihre Umstände zu versetzen, und die Wirkung der-

Einige Gedanken
kunſt, welche Begebenheiten erzaͤhlen oder nachah-
men, Leidenſchaften auf die erſte Art erwecken; die
Ode, die Elegie hingegen, alle die Gattungen,
welche bloß den Gemuͤthszuſtand des Dichters
ſchildern, auf die zweyte.

Dieſe Materie iſt von unendlichem Umfange;
wir muͤſſen ſie in engere Graͤnzen einſchließen,
wenn wir ihrer maͤchtig werden wollen.

An welchen Leidenſchaften nehmen wir vor-
nehmlich Theil? Auf welche Weiſe muͤſſen ſie ge-
ſchildert werden, damit dieſe Theilnehmung be-
foͤrdert werde? und welches iſt die nuͤzlichſte Art
der Leidenſchaften, die der Dichter erwecken
kann?

Um zu wiſſen, welche Leidenſchaften und Em-
pfindungen am meiſten intereſſiren, haben wir
zween Wege; entweder die menſchliche Natur zu
fragen, oder die Praxin der Dichter.

Die Natur ſagt uns- Wir nehmen an den
Leidenſchaften, von welchen wir andre bewegt ſe-
hen, Theil, entweder wenn wir uns genau in
ihre Umſtaͤnde zu verſetzen, und die Wirkung der-

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[320/0326] Einige Gedanken kunſt, welche Begebenheiten erzaͤhlen oder nachah- men, Leidenſchaften auf die erſte Art erwecken; die Ode, die Elegie hingegen, alle die Gattungen, welche bloß den Gemuͤthszuſtand des Dichters ſchildern, auf die zweyte. Dieſe Materie iſt von unendlichem Umfange; wir muͤſſen ſie in engere Graͤnzen einſchließen, wenn wir ihrer maͤchtig werden wollen. An welchen Leidenſchaften nehmen wir vor- nehmlich Theil? Auf welche Weiſe muͤſſen ſie ge- ſchildert werden, damit dieſe Theilnehmung be- foͤrdert werde? und welches iſt die nuͤzlichſte Art der Leidenſchaften, die der Dichter erwecken kann? Um zu wiſſen, welche Leidenſchaften und Em- pfindungen am meiſten intereſſiren, haben wir zween Wege; entweder die menſchliche Natur zu fragen, oder die Praxin der Dichter. Die Natur ſagt uns- Wir nehmen an den Leidenſchaften, von welchen wir andre bewegt ſe- hen, Theil, entweder wenn wir uns genau in ihre Umſtaͤnde zu verſetzen, und die Wirkung der-

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/326>, abgerufen am 22.11.2024.