Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Einige Gedanken te zu schärfen. Wenn der Leser sich an die Stelleder Dido stellt, so erhebt sich sein Herz über der wahrscheinlichen und nahen Aussicht, alle ihre Wünsche auf einmal erfüllt, ihren Staat größer und ihre Leidenschaft befriedigt zu sehn. Desto stärker wird es durch den Kontrast des Ausgangs gerührt. Dido wurde wenigstens von den Vorstellun- His dictis incensum animum inflammauit amore Die Phänomene der schon herrschenden Liebe be- Das Vergnügen, mit welchem sie den fol- Einige Gedanken te zu ſchaͤrfen. Wenn der Leſer ſich an die Stelleder Dido ſtellt, ſo erhebt ſich ſein Herz uͤber der wahrſcheinlichen und nahen Ausſicht, alle ihre Wuͤnſche auf einmal erfuͤllt, ihren Staat groͤßer und ihre Leidenſchaft befriedigt zu ſehn. Deſto ſtaͤrker wird es durch den Kontraſt des Ausgangs geruͤhrt. Dido wurde wenigſtens von den Vorſtellun- His dictis incenſum animum inflammauit amore Die Phaͤnomene der ſchon herrſchenden Liebe be- Das Vergnuͤgen, mit welchem ſie den fol- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0412" n="406"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Gedanken</hi></fw><lb/> te zu ſchaͤrfen. Wenn der Leſer ſich an die Stelle<lb/> der Dido ſtellt, ſo erhebt ſich ſein Herz uͤber der<lb/> wahrſcheinlichen und nahen Ausſicht, alle ihre<lb/> Wuͤnſche auf einmal erfuͤllt, ihren Staat groͤßer<lb/> und ihre Leidenſchaft befriedigt zu ſehn. Deſto<lb/> ſtaͤrker wird es durch den Kontraſt des Ausgangs<lb/> geruͤhrt.</p><lb/> <p>Dido wurde wenigſtens von den Vorſtellun-<lb/> gen ihrer Schweſter auf dieſe Art getaͤuſcht.</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">His dictis incenſum animum inflammauit amore<lb/> Spemque dedit dubiae menti, ſoluitque pu-<lb/><hi rendition="#et">dorem.</hi></hi> </quote> </cit><lb/> <p>Die Phaͤnomene der ſchon herrſchenden Liebe be-<lb/> ruͤhrt Virgil mit der ihm eignen Weisheit, nur<lb/> kurz; mahlt ſie nicht aus, ſondern bezeichnet ſie<lb/> nur durch einige allgemeine ſtarke Zuͤge.</p><lb/> <p>Das Vergnuͤgen, mit welchem ſie den fol-<lb/> genden Tag den Aeneas in ihrer neuen Stadt<lb/> herumfuͤhrt; die Verwirrung die ſie uͤberfaͤllt, ſo<lb/> oft ſie mit ihm ſpricht; der Eifer mit welchem ſie<lb/> ſich die Schickſale von Troja zum zweytenmale<lb/> erzaͤhlen laͤßt; die Liebkoſungen gegen den Aſca-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [406/0412]
Einige Gedanken
te zu ſchaͤrfen. Wenn der Leſer ſich an die Stelle
der Dido ſtellt, ſo erhebt ſich ſein Herz uͤber der
wahrſcheinlichen und nahen Ausſicht, alle ihre
Wuͤnſche auf einmal erfuͤllt, ihren Staat groͤßer
und ihre Leidenſchaft befriedigt zu ſehn. Deſto
ſtaͤrker wird es durch den Kontraſt des Ausgangs
geruͤhrt.
Dido wurde wenigſtens von den Vorſtellun-
gen ihrer Schweſter auf dieſe Art getaͤuſcht.
His dictis incenſum animum inflammauit amore
Spemque dedit dubiae menti, ſoluitque pu-
dorem.
Die Phaͤnomene der ſchon herrſchenden Liebe be-
ruͤhrt Virgil mit der ihm eignen Weisheit, nur
kurz; mahlt ſie nicht aus, ſondern bezeichnet ſie
nur durch einige allgemeine ſtarke Zuͤge.
Das Vergnuͤgen, mit welchem ſie den fol-
genden Tag den Aeneas in ihrer neuen Stadt
herumfuͤhrt; die Verwirrung die ſie uͤberfaͤllt, ſo
oft ſie mit ihm ſpricht; der Eifer mit welchem ſie
ſich die Schickſale von Troja zum zweytenmale
erzaͤhlen laͤßt; die Liebkoſungen gegen den Aſca-
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