nius; ihre schlaflose Nächte; ihre plözliche Gleich- gültigkeit gegen alle ihre liebsten Geschäfte, gegen ihre wichtigsten Angelegenheiten, dieß sind die Züge durch welche er das verliebte Herz der Dido schildert.
Juno und Venus kommen überein, den Ae- neas und die Dido bey Gelegenheit einer Jagd, in eine Höle zu bringen, um ihrer Flamme zu vollem Ausbruche zu verhelfen.
Die Schutzgöttin der Dido scheint in diesem Gespräch das Herz des Lesers auf seiner Seite zu haben, wie Dido selbst in der ganzen Geschichte. Sie verlangt nicht mehr den Untergang ihres Feindes, sie wünscht nur die Erhaltung, die Glückseligkeit ihres Lieblings.
Die Anstalten der Jagd, und das Gemälde derselben, ist eine kurze Zerstreuung von den lei- denschaftlichen Scenen, die weder lang noch ununterbrochen seyn dürfen, wenn sie nicht den Dichter und den Leser erschöpfen sollen.
Das Interesse der Erwartung ist nirgends größer als in diesem Zeitpunkte. Der Leser kennt
C c 4
uͤber das Intereſſirende.
nius; ihre ſchlafloſe Naͤchte; ihre ploͤzliche Gleich- guͤltigkeit gegen alle ihre liebſten Geſchaͤfte, gegen ihre wichtigſten Angelegenheiten, dieß ſind die Zuͤge durch welche er das verliebte Herz der Dido ſchildert.
Juno und Venus kommen uͤberein, den Ae- neas und die Dido bey Gelegenheit einer Jagd, in eine Hoͤle zu bringen, um ihrer Flamme zu vollem Ausbruche zu verhelfen.
Die Schutzgoͤttin der Dido ſcheint in dieſem Geſpraͤch das Herz des Leſers auf ſeiner Seite zu haben, wie Dido ſelbſt in der ganzen Geſchichte. Sie verlangt nicht mehr den Untergang ihres Feindes, ſie wuͤnſcht nur die Erhaltung, die Gluͤckſeligkeit ihres Lieblings.
Die Anſtalten der Jagd, und das Gemaͤlde derſelben, iſt eine kurze Zerſtreuung von den lei- denſchaftlichen Scenen, die weder lang noch ununterbrochen ſeyn duͤrfen, wenn ſie nicht den Dichter und den Leſer erſchoͤpfen ſollen.
Das Intereſſe der Erwartung iſt nirgends groͤßer als in dieſem Zeitpunkte. Der Leſer kennt
C c 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0413"n="407"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber das Intereſſirende.</hi></fw><lb/>
nius; ihre ſchlafloſe Naͤchte; ihre ploͤzliche Gleich-<lb/>
guͤltigkeit gegen alle ihre liebſten Geſchaͤfte, gegen<lb/>
ihre wichtigſten Angelegenheiten, dieß ſind die<lb/>
Zuͤge durch welche er das verliebte Herz der Dido<lb/>ſchildert.</p><lb/><p>Juno und Venus kommen uͤberein, den Ae-<lb/>
neas und die Dido bey Gelegenheit einer Jagd,<lb/>
in eine Hoͤle zu bringen, um ihrer Flamme zu<lb/>
vollem Ausbruche zu verhelfen.</p><lb/><p>Die Schutzgoͤttin der Dido ſcheint in dieſem<lb/>
Geſpraͤch das Herz des Leſers auf ſeiner Seite zu<lb/>
haben, wie Dido ſelbſt in der ganzen Geſchichte.<lb/>
Sie verlangt nicht mehr den Untergang ihres<lb/>
Feindes, ſie wuͤnſcht nur die Erhaltung, die<lb/>
Gluͤckſeligkeit ihres Lieblings.</p><lb/><p>Die Anſtalten der Jagd, und das Gemaͤlde<lb/>
derſelben, iſt eine kurze Zerſtreuung von den lei-<lb/>
denſchaftlichen Scenen, die weder lang noch<lb/>
ununterbrochen ſeyn duͤrfen, wenn ſie nicht den<lb/>
Dichter und den Leſer erſchoͤpfen ſollen.</p><lb/><p>Das Intereſſe der Erwartung iſt nirgends<lb/>
groͤßer als in dieſem Zeitpunkte. Der Leſer kennt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 4</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[407/0413]
uͤber das Intereſſirende.
nius; ihre ſchlafloſe Naͤchte; ihre ploͤzliche Gleich-
guͤltigkeit gegen alle ihre liebſten Geſchaͤfte, gegen
ihre wichtigſten Angelegenheiten, dieß ſind die
Zuͤge durch welche er das verliebte Herz der Dido
ſchildert.
Juno und Venus kommen uͤberein, den Ae-
neas und die Dido bey Gelegenheit einer Jagd,
in eine Hoͤle zu bringen, um ihrer Flamme zu
vollem Ausbruche zu verhelfen.
Die Schutzgoͤttin der Dido ſcheint in dieſem
Geſpraͤch das Herz des Leſers auf ſeiner Seite zu
haben, wie Dido ſelbſt in der ganzen Geſchichte.
Sie verlangt nicht mehr den Untergang ihres
Feindes, ſie wuͤnſcht nur die Erhaltung, die
Gluͤckſeligkeit ihres Lieblings.
Die Anſtalten der Jagd, und das Gemaͤlde
derſelben, iſt eine kurze Zerſtreuung von den lei-
denſchaftlichen Scenen, die weder lang noch
ununterbrochen ſeyn duͤrfen, wenn ſie nicht den
Dichter und den Leſer erſchoͤpfen ſollen.
Das Intereſſe der Erwartung iſt nirgends
groͤßer als in dieſem Zeitpunkte. Der Leſer kennt
C c 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/413>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.