Sobald Dido der Versuchung untergelegen, so- bald ist auch ihre Schamhaftigkeit überwunden. Durch den Genuß wird die Liebe auch des an- dern Geschlechts dreister, besonders bey einer Person, die Macht und Ansehn besizt. Dido gesteht die ihrige öffentlich; und sucht durch die Hofnung und das Vorgeben der Ehe, ihre straf- bare Schwachheit vor sich und vor ihrem Volke zu beschönigen.
Es ist zweifelhaft, aus welcher Ursache Vir- gil hier den Jarbas auftreten läßt; einen ehedem von Dido verschmähten Afrikanischen Fürsten, der, da er jezt erfährt, daß sie sich einem Fremd- linge Preiß giebt, von Eifersucht entbrannt, den Jupiter, dessen Gottesdienst er in seinem Lande eingeführt hatte, um Rache anfleht.
Geschieht es bloß, um die Haupthandlung, durch das Bild der Fama (V. 174--197) und der Eifersucht zu unterbrechen?
Oder geschieht es, um dem Leser, der zu partheyisch für Dido eingenommen ist, und eben deßwegen den Held des Dichters weniger liebt,
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uͤber das Intereſſirende.
Sobald Dido der Verſuchung untergelegen, ſo- bald iſt auch ihre Schamhaftigkeit uͤberwunden. Durch den Genuß wird die Liebe auch des an- dern Geſchlechts dreiſter, beſonders bey einer Perſon, die Macht und Anſehn beſizt. Dido geſteht die ihrige oͤffentlich; und ſucht durch die Hofnung und das Vorgeben der Ehe, ihre ſtraf- bare Schwachheit vor ſich und vor ihrem Volke zu beſchoͤnigen.
Es iſt zweifelhaft, aus welcher Urſache Vir- gil hier den Jarbas auftreten laͤßt; einen ehedem von Dido verſchmaͤhten Afrikaniſchen Fuͤrſten, der, da er jezt erfaͤhrt, daß ſie ſich einem Fremd- linge Preiß giebt, von Eiferſucht entbrannt, den Jupiter, deſſen Gottesdienſt er in ſeinem Lande eingefuͤhrt hatte, um Rache anfleht.
Geſchieht es bloß, um die Haupthandlung, durch das Bild der Fama (V. 174—197) und der Eiferſucht zu unterbrechen?
Oder geſchieht es, um dem Leſer, der zu partheyiſch fuͤr Dido eingenommen iſt, und eben deßwegen den Held des Dichters weniger liebt,
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uͤber das Intereſſirende.
Sobald Dido der Verſuchung untergelegen, ſo-
bald iſt auch ihre Schamhaftigkeit uͤberwunden.
Durch den Genuß wird die Liebe auch des an-
dern Geſchlechts dreiſter, beſonders bey einer
Perſon, die Macht und Anſehn beſizt. Dido
geſteht die ihrige oͤffentlich; und ſucht durch die
Hofnung und das Vorgeben der Ehe, ihre ſtraf-
bare Schwachheit vor ſich und vor ihrem Volke
zu beſchoͤnigen.
Es iſt zweifelhaft, aus welcher Urſache Vir-
gil hier den Jarbas auftreten laͤßt; einen ehedem
von Dido verſchmaͤhten Afrikaniſchen Fuͤrſten,
der, da er jezt erfaͤhrt, daß ſie ſich einem Fremd-
linge Preiß giebt, von Eiferſucht entbrannt, den
Jupiter, deſſen Gottesdienſt er in ſeinem Lande
eingefuͤhrt hatte, um Rache anfleht.
Geſchieht es bloß, um die Haupthandlung,
durch das Bild der Fama (V. 174—197) und
der Eiferſucht zu unterbrechen?
Oder geſchieht es, um dem Leſer, der zu
partheyiſch fuͤr Dido eingenommen iſt, und eben
deßwegen den Held des Dichters weniger liebt,
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/415>, abgerufen am 21.11.2024.
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