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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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Einige Gedanken
Et nunc magna mei sub terras ibit imago.
Vrbem praeclaram statui: mea moenia vidi:
Vlta virum.

In allem war sie glücklich und groß, bis auf den
Augenblick, da die Trojaner landeten:

Felix, heu nimium felix, si litora tantum
Nunquam Dardaniae tetigissent nostra ca-
rinae!

Sie verbirgt ihr Gesicht in das Bette, den Zeu-
gen ihrer Lust, und die Quelle ihres Unglücks;
eine neue, aber nicht so heftige Auswallung ihres
Unwillens und ihres Schmerzes beschließt ihren
Kampf: --

"Wie? ungerochen soll ich sterben?
"-- Ja! auch so ist es besser zu sterben. Der
"Grausame mag die Flamme meines Scheiterhau-
"fens sehen, und dieses Vorbedeutungszeichen auf
"seine Reise mitnehmen."

Virgil hält sich bey ihrer Entleibung nicht
auf. Alles, was bloß sinnlich ist, muß in einer
Scene, die das Herz rühren soll, nur kurz be-
rührt werden.

Einige Gedanken
Et nunc magna mei ſub terras ibit imago.
Vrbem praeclaram ſtatui: mea moenia vidi:
Vlta virum.

In allem war ſie gluͤcklich und groß, bis auf den
Augenblick, da die Trojaner landeten:

Felix, heu nimium felix, ſi litora tantum
Nunquam Dardaniae tetigiſſent noſtra ca-
rinae!

Sie verbirgt ihr Geſicht in das Bette, den Zeu-
gen ihrer Luſt, und die Quelle ihres Ungluͤcks;
eine neue, aber nicht ſo heftige Auſwallung ihres
Unwillens und ihres Schmerzes beſchließt ihren
Kampf: —

„Wie? ungerochen ſoll ich ſterben?
„— Ja! auch ſo iſt es beſſer zu ſterben. Der
„Grauſame mag die Flamme meines Scheiterhau-
„fens ſehen, und dieſes Vorbedeutungszeichen auf
„ſeine Reiſe mitnehmen.“

Virgil haͤlt ſich bey ihrer Entleibung nicht
auf. Alles, was bloß ſinnlich iſt, muß in einer
Scene, die das Herz ruͤhren ſoll, nur kurz be-
ruͤhrt werden.

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[422/0428] Einige Gedanken Et nunc magna mei ſub terras ibit imago. Vrbem praeclaram ſtatui: mea moenia vidi: Vlta virum. In allem war ſie gluͤcklich und groß, bis auf den Augenblick, da die Trojaner landeten: Felix, heu nimium felix, ſi litora tantum Nunquam Dardaniae tetigiſſent noſtra ca- rinae! Sie verbirgt ihr Geſicht in das Bette, den Zeu- gen ihrer Luſt, und die Quelle ihres Ungluͤcks; eine neue, aber nicht ſo heftige Auſwallung ihres Unwillens und ihres Schmerzes beſchließt ihren Kampf: — „Wie? ungerochen ſoll ich ſterben? „— Ja! auch ſo iſt es beſſer zu ſterben. Der „Grauſame mag die Flamme meines Scheiterhau- „fens ſehen, und dieſes Vorbedeutungszeichen auf „ſeine Reiſe mitnehmen.“ Virgil haͤlt ſich bey ihrer Entleibung nicht auf. Alles, was bloß ſinnlich iſt, muß in einer Scene, die das Herz ruͤhren ſoll, nur kurz be- ruͤhrt werden.

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/428>, abgerufen am 21.11.2024.