zu den Zeiten des Paracelsus selbst, fiengen einige verständige und gelehrte Männer, z. B. Agricola, Erker rc. an, einen bessern Weg zu bezeichnen, indem sie zuerst deutlich und genau die Arbeiten des Bergbaues und der chymischen Bereitung der Erze beschrieben, welche bis dahin in einem stillen, aber ununterbrochenen, Fortgange getrieben und schon zu einer ziemlichen Vollkommenheit gebracht worden waren. Der Geschmack an den nützlichen Wissenschaften erweckte nach und nach Mehrere, welche die bisher in den Händen gemeiner Arbeiter und Handwerker verborgen gelegnen technischen Handgriffe öffentlich bekannt machten, und weitere Untersuchungen darüber veranlaßten. Dies ist der eigentliche Ursprung der ächten neuern Chymie, mit welcher jedoch noch Viele, wie Libavius, Van Helmont, Borrichius u. a. die alten alchymistischen Thorheiten zu vereinigen suchten.
Durch das ganze siebzehnte Jahrhundert hindurch hat der Streit zwischen Wahrheit und Irrthum in diesem Fache mit voller Lebhaftigkeit fortgedauert. Auf der einen Seite verbreiteten die Experimentaluntersuchungen der Naturforscher, die wichtigen Entdeckungen so vieler neuen Wahrheiten, der Umsturz eben so vieler alten Hypothesen rc. ein ganz unerwartetes Licht über die Naturlehre und Chymie; auf der andern sahe man noch oft die besten Köpfe den alten Ungereimtheiten nachhängen, und die sogenannte Gesellschaft der Rosencreuzer, die sich besonderer Geheimnisse rühmte, riß einige der größten Männer zu ihren Thorheiten hin. Conring(De hermetica Aegyptiorum et nova Paracelsicorum medicina. Helmst. 1669.) bestritt die Alchymie mit Gründlichkeit und Beyfall; da er aber die historischen Zeugnisse, auf welche sich die Alchymisten stützen, nicht genug zu entkräften gesucht hatte, so fand Olaus Borrichius(De Hermetis, Aegyptiorum et Chemicorum, sapientia. Hafn. 1674.) noch Stof genug zu einer Vertheidigung. Dennoch hat sich seit Conrings Widerlegung das herabgesunkene Ansehen der Alchymie unter den Gelehrten nie wieder ganz emporheben können; und die großen Erweiterungen, welche die ächte Chymie
zu den Zeiten des Paracelſus ſelbſt, fiengen einige verſtaͤndige und gelehrte Maͤnner, z. B. Agricola, Erker rc. an, einen beſſern Weg zu bezeichnen, indem ſie zuerſt deutlich und genau die Arbeiten des Bergbaues und der chymiſchen Bereitung der Erze beſchrieben, welche bis dahin in einem ſtillen, aber ununterbrochenen, Fortgange getrieben und ſchon zu einer ziemlichen Vollkommenheit gebracht worden waren. Der Geſchmack an den nuͤtzlichen Wiſſenſchaften erweckte nach und nach Mehrere, welche die bisher in den Haͤnden gemeiner Arbeiter und Handwerker verborgen gelegnen techniſchen Handgriffe oͤffentlich bekannt machten, und weitere Unterſuchungen daruͤber veranlaßten. Dies iſt der eigentliche Urſprung der aͤchten neuern Chymie, mit welcher jedoch noch Viele, wie Libavius, Van Helmont, Borrichius u. a. die alten alchymiſtiſchen Thorheiten zu vereinigen ſuchten.
Durch das ganze ſiebzehnte Jahrhundert hindurch hat der Streit zwiſchen Wahrheit und Irrthum in dieſem Fache mit voller Lebhaftigkeit fortgedauert. Auf der einen Seite verbreiteten die Experimentalunterſuchungen der Naturforſcher, die wichtigen Entdeckungen ſo vieler neuen Wahrheiten, der Umſturz eben ſo vieler alten Hypotheſen rc. ein ganz unerwartetes Licht uͤber die Naturlehre und Chymie; auf der andern ſahe man noch oft die beſten Koͤpfe den alten Ungereimtheiten nachhaͤngen, und die ſogenannte Geſellſchaft der Roſencreuzer, die ſich beſonderer Geheimniſſe ruͤhmte, riß einige der groͤßten Maͤnner zu ihren Thorheiten hin. Conring(De hermetica Aegyptiorum et nova Paracelſicorum medicina. Helmſt. 1669.) beſtritt die Alchymie mit Gruͤndlichkeit und Beyfall; da er aber die hiſtoriſchen Zeugniſſe, auf welche ſich die Alchymiſten ſtuͤtzen, nicht genug zu entkraͤften geſucht hatte, ſo fand Olaus Borrichius(De Hermetis, Aegyptiorum et Chemicorum, ſapientia. Hafn. 1674.) noch Stof genug zu einer Vertheidigung. Dennoch hat ſich ſeit Conrings Widerlegung das herabgeſunkene Anſehen der Alchymie unter den Gelehrten nie wieder ganz emporheben koͤnnen; und die großen Erweiterungen, welche die aͤchte Chymie
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zu den Zeiten des Paracelſus ſelbſt, fiengen einige verſtaͤndige und gelehrte Maͤnner, z. B. Agricola, Erker rc. an, einen beſſern Weg zu bezeichnen, indem ſie zuerſt deutlich und genau die Arbeiten des Bergbaues und der chymiſchen Bereitung der Erze beſchrieben, welche bis dahin in einem ſtillen, aber ununterbrochenen, Fortgange getrieben und ſchon zu einer ziemlichen Vollkommenheit gebracht worden waren. Der Geſchmack an den nuͤtzlichen Wiſſenſchaften erweckte nach und nach Mehrere, welche die bisher in den Haͤnden gemeiner Arbeiter und Handwerker verborgen gelegnen techniſchen Handgriffe oͤffentlich bekannt machten, und weitere Unterſuchungen daruͤber veranlaßten. Dies iſt der eigentliche Urſprung der aͤchten neuern Chymie, mit welcher jedoch noch Viele, wie Libavius, Van Helmont, Borrichius u. a. die alten alchymiſtiſchen Thorheiten zu vereinigen ſuchten.
Durch das ganze ſiebzehnte Jahrhundert hindurch hat der Streit zwiſchen Wahrheit und Irrthum in dieſem Fache mit voller Lebhaftigkeit fortgedauert. Auf der einen Seite verbreiteten die Experimentalunterſuchungen der Naturforſcher, die wichtigen Entdeckungen ſo vieler neuen Wahrheiten, der Umſturz eben ſo vieler alten Hypotheſen rc. ein ganz unerwartetes Licht uͤber die Naturlehre und Chymie; auf der andern ſahe man noch oft die beſten Koͤpfe den alten Ungereimtheiten nachhaͤngen, und die ſogenannte Geſellſchaft der Roſencreuzer, die ſich beſonderer Geheimniſſe ruͤhmte, riß einige der groͤßten Maͤnner zu ihren Thorheiten hin. Conring (De hermetica Aegyptiorum et nova Paracelſicorum medicina. Helmſt. 1669.) beſtritt die Alchymie mit Gruͤndlichkeit und Beyfall; da er aber die hiſtoriſchen Zeugniſſe, auf welche ſich die Alchymiſten ſtuͤtzen, nicht genug zu entkraͤften geſucht hatte, ſo fand Olaus Borrichius (De Hermetis, Aegyptiorum et Chemicorum, ſapientia. Hafn. 1674.) noch Stof genug zu einer Vertheidigung. Dennoch hat ſich ſeit Conrings Widerlegung das herabgeſunkene Anſehen der Alchymie unter den Gelehrten nie wieder ganz emporheben koͤnnen; und die großen Erweiterungen, welche die aͤchte Chymie
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/107>, abgerufen am 04.12.2024.
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