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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Stoff hineinbringe. Priestleys und Crawfords Meynungen haben vor den älteren wenigstens das voraus, daß sie sich mehr auf Experimentaluntersuchung gründen.

Gewöhnlich athmet der Mensch während 4--5 Pulsschlägen einmal, d. i. in einer Minute 20 mal, da die mittlere Anzahl der Pulsschläge in einer Minute 80 ist. Man kan rechnen daß ein gesunder Mann von gewöhnlicher Größe auf einmal dreyßig Cubikzoll Luft einathme. Beym Ausathmen bleibt viel Luft in den Lungen, der Luftröhre und dem Munde zurück. Bey einem starken Ausathmen können vielleicht nach einem natürlichen Einathmen 60 Cubikzoll ausgestoßen werden. Durch Beschleunigung des Pulses, Bewegung, Lungenkrankheiten, Unreinigkeit oder Verdünnung der Luft wird das Athmen beschleuniget. Thiere athmen in eingeschloßner oder verdünnter Luft immer schneller und stärker.

Ueber die Beschaffenheit der ausgeathmeten Luft kan der Artikel: Gas, phlogisticirtes, und über die Mittel, wodurch die Natur die durchs Athmen verdorbene Luft der Atmosphäre wieder verbessert, der Artikel: Gas, atmosphärisches, nachgesehen werden.

Haller de part. corp. humani fabrica et funct. edit. Bernae et Lausannae. To. VII. 1778. 8. Lib. VIII. Tib. Cavalle treatise on the nature and properties of air. London 1771. gr. 4. p. 376. sq.

Atmometer, Atmidometer, Ausdünstungsmaaß, Atmometrum, Atmometre. Eine Vorrichtung, wodurch sich die Größe der Ausdünstung bestimmen läst.

Man kan bey den Beobachtungen über die Größe der Ausdünstung zweyerley Absichten haben; entweder wünscht man die absolute Menge der in verschiedenen Jahreszeiten oder Jahren aus den Gewässern aufsteigenden Dünste zu kennen, oder man will nur für einen gegebenen Augenblick die auflösende Kraft der Luft bestimmen. Jede Absicht erfordert eine eigne Einrichtung des Werkzeugs.

Zu der ersten Absicht ist es hinreichend, ein Gefäß mit Wasser der Luft eine bestimmte Zeit lang auszusetzen, und den Verlust, den es diese Zeit über durch die Ausdünstung


Stoff hineinbringe. Prieſtleys und Crawfords Meynungen haben vor den aͤlteren wenigſtens das voraus, daß ſie ſich mehr auf Experimentalunterſuchung gruͤnden.

Gewoͤhnlich athmet der Menſch waͤhrend 4—5 Pulsſchlaͤgen einmal, d. i. in einer Minute 20 mal, da die mittlere Anzahl der Pulsſchlaͤge in einer Minute 80 iſt. Man kan rechnen daß ein geſunder Mann von gewoͤhnlicher Groͤße auf einmal dreyßig Cubikzoll Luft einathme. Beym Ausathmen bleibt viel Luft in den Lungen, der Luftroͤhre und dem Munde zuruͤck. Bey einem ſtarken Ausathmen koͤnnen vielleicht nach einem natuͤrlichen Einathmen 60 Cubikzoll ausgeſtoßen werden. Durch Beſchleunigung des Pulſes, Bewegung, Lungenkrankheiten, Unreinigkeit oder Verduͤnnung der Luft wird das Athmen beſchleuniget. Thiere athmen in eingeſchloßner oder verduͤnnter Luft immer ſchneller und ſtaͤrker.

Ueber die Beſchaffenheit der ausgeathmeten Luft kan der Artikel: Gas, phlogiſticirtes, und uͤber die Mittel, wodurch die Natur die durchs Athmen verdorbene Luft der Atmoſphaͤre wieder verbeſſert, der Artikel: Gas, atmoſphaͤriſches, nachgeſehen werden.

Haller de part. corp. humani fabrica et funct. edit. Bernae et Lauſannae. To. VII. 1778. 8. Lib. VIII. Tib. Cavalle treatiſe on the nature and properties of air. London 1771. gr. 4. p. 376. ſq.

Atmometer, Atmidometer, Ausduͤnſtungsmaaß, Atmometrum, Atmométre. Eine Vorrichtung, wodurch ſich die Groͤße der Ausduͤnſtung beſtimmen laͤſt.

Man kan bey den Beobachtungen uͤber die Groͤße der Ausduͤnſtung zweyerley Abſichten haben; entweder wuͤnſcht man die abſolute Menge der in verſchiedenen Jahreszeiten oder Jahren aus den Gewaͤſſern aufſteigenden Duͤnſte zu kennen, oder man will nur fuͤr einen gegebenen Augenblick die aufloͤſende Kraft der Luft beſtimmen. Jede Abſicht erfordert eine eigne Einrichtung des Werkzeugs.

Zu der erſten Abſicht iſt es hinreichend, ein Gefaͤß mit Waſſer der Luft eine beſtimmte Zeit lang auszuſetzen, und den Verluſt, den es dieſe Zeit uͤber durch die Ausduͤnſtung

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[154/0168] Stoff hineinbringe. Prieſtleys und Crawfords Meynungen haben vor den aͤlteren wenigſtens das voraus, daß ſie ſich mehr auf Experimentalunterſuchung gruͤnden. Gewoͤhnlich athmet der Menſch waͤhrend 4—5 Pulsſchlaͤgen einmal, d. i. in einer Minute 20 mal, da die mittlere Anzahl der Pulsſchlaͤge in einer Minute 80 iſt. Man kan rechnen daß ein geſunder Mann von gewoͤhnlicher Groͤße auf einmal dreyßig Cubikzoll Luft einathme. Beym Ausathmen bleibt viel Luft in den Lungen, der Luftroͤhre und dem Munde zuruͤck. Bey einem ſtarken Ausathmen koͤnnen vielleicht nach einem natuͤrlichen Einathmen 60 Cubikzoll ausgeſtoßen werden. Durch Beſchleunigung des Pulſes, Bewegung, Lungenkrankheiten, Unreinigkeit oder Verduͤnnung der Luft wird das Athmen beſchleuniget. Thiere athmen in eingeſchloßner oder verduͤnnter Luft immer ſchneller und ſtaͤrker. Ueber die Beſchaffenheit der ausgeathmeten Luft kan der Artikel: Gas, phlogiſticirtes, und uͤber die Mittel, wodurch die Natur die durchs Athmen verdorbene Luft der Atmoſphaͤre wieder verbeſſert, der Artikel: Gas, atmoſphaͤriſches, nachgeſehen werden. Haller de part. corp. humani fabrica et funct. edit. Bernae et Lauſannae. To. VII. 1778. 8. Lib. VIII. Tib. Cavalle treatiſe on the nature and properties of air. London 1771. gr. 4. p. 376. ſq. Atmometer, Atmidometer, Ausduͤnſtungsmaaß, Atmometrum, Atmométre. Eine Vorrichtung, wodurch ſich die Groͤße der Ausduͤnſtung beſtimmen laͤſt. Man kan bey den Beobachtungen uͤber die Groͤße der Ausduͤnſtung zweyerley Abſichten haben; entweder wuͤnſcht man die abſolute Menge der in verſchiedenen Jahreszeiten oder Jahren aus den Gewaͤſſern aufſteigenden Duͤnſte zu kennen, oder man will nur fuͤr einen gegebenen Augenblick die aufloͤſende Kraft der Luft beſtimmen. Jede Abſicht erfordert eine eigne Einrichtung des Werkzeugs. Zu der erſten Abſicht iſt es hinreichend, ein Gefaͤß mit Waſſer der Luft eine beſtimmte Zeit lang auszuſetzen, und den Verluſt, den es dieſe Zeit uͤber durch die Ausduͤnſtung

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/168>, abgerufen am 02.09.2024.