Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Die braune Haut, Gefäßhaut, Aderhaut (chorioides, choroide, Uvee) liegt unter der harten Haut, ist weich, zart, und mit Gefäßen und Zellgewebe versehen, mit welchem sie an der harten Haut anhängt, und so vom Rande des Sehnerven bis an die Hornhaut fortläuft. Von außen ist die braune Haut mit einem dunkeln, aber die Finger nicht schwärzenden Ueberzuge, auf der innern Fläche aber mit einem schwarzen Leime bekleidet. Nach Wegnehmung dieses Leims findet man der braunen Haut innere Fläche rauch und zasericht. Diese Haut entsteht nicht aus der dünnen Hirnhaut, sondern hängt mit der innern Hülle des Sehnerven durch Zellgewebe zusammen, und umschließt die kegelförmige Warze, mit welcher sich das Mark dieses Nerven endigt, genau. Nach Ruysch soll sich die braune Haut in zwo Lamellen theilen lassen, deren innere nach ihm tunica Ruyschiana genannt worden ist. Albinus, Haller und Zinn aber läugnen diese Theilbarkeit der braunen Haut, und räumen sie nur in den Augen einiger Thiere ein. Am vordern Theile gegen die Hornhaut zu befindet sich an der äußern Seite der braunen Haut das Stralenband (ligamentum ciliare, plexus ciliaris Lieutaudii, annulus cellulosus Zinnii), ein weißlicher Ring, ohngefähr eine Linie breit und von beträchtlicher Dicke, welcher die braune Haut mit dem um die Hornhaut herumgehenden schwarzen Ringe der harten Haut verbindet. Aus diesem Stralenbande entstehen nun die weiter einwärts gehenden und bis an den Rand der
Die braune Haut, Gefaͤßhaut, Aderhaut (chorioides, choroide, Uvée) liegt unter der harten Haut, iſt weich, zart, und mit Gefaͤßen und Zellgewebe verſehen, mit welchem ſie an der harten Haut anhaͤngt, und ſo vom Rande des Sehnerven bis an die Hornhaut fortlaͤuft. Von außen iſt die braune Haut mit einem dunkeln, aber die Finger nicht ſchwaͤrzenden Ueberzuge, auf der innern Flaͤche aber mit einem ſchwarzen Leime bekleidet. Nach Wegnehmung dieſes Leims findet man der braunen Haut innere Flaͤche rauch und zaſericht. Dieſe Haut entſteht nicht aus der duͤnnen Hirnhaut, ſondern haͤngt mit der innern Huͤlle des Sehnerven durch Zellgewebe zuſammen, und umſchließt die kegelfoͤrmige Warze, mit welcher ſich das Mark dieſes Nerven endigt, genau. Nach Ruyſch ſoll ſich die braune Haut in zwo Lamellen theilen laſſen, deren innere nach ihm tunica Ruyschiana genannt worden iſt. Albinus, Haller und Zinn aber laͤugnen dieſe Theilbarkeit der braunen Haut, und raͤumen ſie nur in den Augen einiger Thiere ein. Am vordern Theile gegen die Hornhaut zu befindet ſich an der aͤußern Seite der braunen Haut das Stralenband (ligamentum ciliare, plexus ciliaris Lieutaudii, annulus celluloſus Zinnii), ein weißlicher Ring, ohngefaͤhr eine Linie breit und von betraͤchtlicher Dicke, welcher die braune Haut mit dem um die Hornhaut herumgehenden ſchwarzen Ringe der harten Haut verbindet. Aus dieſem Stralenbande entſtehen nun die weiter einwaͤrts gehenden und bis an den Rand der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" xml:id="P.1.186" n="186"/><lb/> der duͤnnen Hirnhaut <hi rendition="#aq">(pia mater)</hi> iſt, und ſich bis an die Hornhaut erſtreckt. Den vordern Theil des Augapfels, auch die Hornhaut ſelbſt, bedeckt noch von außen die <hi rendition="#b">angewachſene Haut</hi> <hi rendition="#aq">(tunica adnata ſ. conjunctiva),</hi> welche mit der innern Haut der Augenlieder einerley iſt. Unter dieſe letztere ſetzen noch viele Zergliederer eine weiße <hi rendition="#b">Haut</hi> <hi rendition="#aq">(albuginea),</hi> welche von den tendinoͤſen Verlaͤngerungen der Augenmuskeln, oder auch von einer Fortſetzung ihrer Membranen herkommen, und die Weiße des Augapfels verurſachen ſoll: <hi rendition="#b">Zinn</hi> aber laͤugnet ſie, und ſchreibt die Weiße der harten Haut ſelbſt zu.</p> <p>Die <hi rendition="#b">braune Haut, Gefaͤßhaut, Aderhaut</hi> <hi rendition="#aq">(chorioides, <hi rendition="#i">choroide, Uvée</hi>)</hi> liegt unter der harten Haut, iſt weich, zart, und mit Gefaͤßen und Zellgewebe verſehen, mit welchem ſie an der harten Haut anhaͤngt, und ſo vom Rande des Sehnerven bis an die Hornhaut fortlaͤuft. Von außen iſt die braune Haut mit einem dunkeln, aber die Finger nicht ſchwaͤrzenden Ueberzuge, auf der innern Flaͤche aber mit einem ſchwarzen Leime bekleidet. Nach Wegnehmung dieſes Leims findet man der braunen Haut innere Flaͤche rauch und zaſericht. Dieſe Haut entſteht nicht aus der duͤnnen Hirnhaut, ſondern haͤngt mit der innern Huͤlle des Sehnerven durch Zellgewebe zuſammen, und umſchließt die kegelfoͤrmige Warze, mit welcher ſich das Mark dieſes Nerven endigt, genau. Nach <hi rendition="#b">Ruyſch</hi> ſoll ſich die braune Haut in zwo Lamellen theilen laſſen, deren innere nach ihm <hi rendition="#aq">tunica Ruyschiana</hi> genannt worden iſt. <hi rendition="#b">Albinus, Haller</hi> und <hi rendition="#b">Zinn</hi> aber laͤugnen dieſe Theilbarkeit der braunen Haut, und raͤumen ſie nur in den Augen einiger Thiere ein. Am vordern Theile gegen die Hornhaut zu befindet ſich an der aͤußern Seite der braunen Haut das <hi rendition="#b">Stralenband</hi> <hi rendition="#aq">(ligamentum ciliare, plexus ciliaris Lieutaudii, annulus celluloſus Zinnii),</hi> ein weißlicher Ring, ohngefaͤhr eine Linie breit und von betraͤchtlicher Dicke, welcher die braune Haut mit dem um die Hornhaut herumgehenden ſchwarzen Ringe der harten Haut verbindet. Aus dieſem Stralenbande entſtehen nun die weiter einwaͤrts gehenden und bis an den Rand der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0200]
der duͤnnen Hirnhaut (pia mater) iſt, und ſich bis an die Hornhaut erſtreckt. Den vordern Theil des Augapfels, auch die Hornhaut ſelbſt, bedeckt noch von außen die angewachſene Haut (tunica adnata ſ. conjunctiva), welche mit der innern Haut der Augenlieder einerley iſt. Unter dieſe letztere ſetzen noch viele Zergliederer eine weiße Haut (albuginea), welche von den tendinoͤſen Verlaͤngerungen der Augenmuskeln, oder auch von einer Fortſetzung ihrer Membranen herkommen, und die Weiße des Augapfels verurſachen ſoll: Zinn aber laͤugnet ſie, und ſchreibt die Weiße der harten Haut ſelbſt zu.
Die braune Haut, Gefaͤßhaut, Aderhaut (chorioides, choroide, Uvée) liegt unter der harten Haut, iſt weich, zart, und mit Gefaͤßen und Zellgewebe verſehen, mit welchem ſie an der harten Haut anhaͤngt, und ſo vom Rande des Sehnerven bis an die Hornhaut fortlaͤuft. Von außen iſt die braune Haut mit einem dunkeln, aber die Finger nicht ſchwaͤrzenden Ueberzuge, auf der innern Flaͤche aber mit einem ſchwarzen Leime bekleidet. Nach Wegnehmung dieſes Leims findet man der braunen Haut innere Flaͤche rauch und zaſericht. Dieſe Haut entſteht nicht aus der duͤnnen Hirnhaut, ſondern haͤngt mit der innern Huͤlle des Sehnerven durch Zellgewebe zuſammen, und umſchließt die kegelfoͤrmige Warze, mit welcher ſich das Mark dieſes Nerven endigt, genau. Nach Ruyſch ſoll ſich die braune Haut in zwo Lamellen theilen laſſen, deren innere nach ihm tunica Ruyschiana genannt worden iſt. Albinus, Haller und Zinn aber laͤugnen dieſe Theilbarkeit der braunen Haut, und raͤumen ſie nur in den Augen einiger Thiere ein. Am vordern Theile gegen die Hornhaut zu befindet ſich an der aͤußern Seite der braunen Haut das Stralenband (ligamentum ciliare, plexus ciliaris Lieutaudii, annulus celluloſus Zinnii), ein weißlicher Ring, ohngefaͤhr eine Linie breit und von betraͤchtlicher Dicke, welcher die braune Haut mit dem um die Hornhaut herumgehenden ſchwarzen Ringe der harten Haut verbindet. Aus dieſem Stralenbande entſtehen nun die weiter einwaͤrts gehenden und bis an den Rand der
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