Auge fällt. Nach Lieutaud ist die Iris eineFortsetzung der innern Lamelle der braunen Haut, nach Zinn eine besondere Haut, die am Stralenbande mit der harten zusammenkömmt. Ihre vordere Seite zeigt bunte geschlängelte Streifen, die vom Umkreise gegen den Rand der Oefnung laufen. Die hintere Seite zeigt, vom schwarzen Leime gereiniget, gerade Streifen, die gegen die Oefnung zu dünner werden, auch länger sind, als die Streifen der Vorderseite, daher die Oefnung des Sterns hinten enger, als an der Vorderseite, ist. Gegen die Oefnung werden die Streifen dünner, und bilden ein zartes Häutchen, das die Oefnung umringt. Einige, z. B. Ruysch und Heister, haben auch ringförmige Fibern um den Rand der Pupille finden, und diese sowohl als die geraden Streifen für muskulös erklären wollen. Sie haben hieraus die Verengerung und Erweiterung der Pupille bey stärkerm und schwächerm Lichte hergeleitet, und jene den geraden, diese den ringförmigen Fibern zugeschrieben. Zinn erklärt das, was man für ringförmige Fibern angesehen habe, für kleine Arterien; doch ist er nicht abgeneigt, eine muskulöse Structur der Iris anzuerkennen; Haller hingegen spricht der Iris die Reizbarkeit gänzlich ab, und erklärt die Verengerung und Erweiterung der Pupille blos durch den schwächern oder stärkern Zufluß der Säfte in die feinen Gefäße (vasa decolora) dieser Haut.
Die Netzhaut, Markhaut(retina, Retine) ist eine Verbreitung des ins Auge eingetretenen Markes des Sehnerven. Dieser tritt ein wenig unter dem der Pupille gegenüberstehenden Punkte, nicht in der Mitte, sondern ziemlich weit einwärts gegen die Nase zu, ein, wird merklich dünner, und geht durch die Siebplatte(lamina cribrosa), welche in der Höhlung der harten Haut liegt, und die durch ihre Löcher, deren man auf dreyßig zählt, das Mark des Nerven durchläßt. Mitten durch den Nerven und dieses Häutchen läuft die Centralarterie und eine Blutader. Gleich nach dem Durchgange durch dieses Häutchen endigt sich der Nerve nach Winslow und den meisten Zergliederern in eine weiße kegelförmige Warze, von
Auge faͤllt. Nach Lieutaud iſt die Iris eineFortſetzung der innern Lamelle der braunen Haut, nach Zinn eine beſondere Haut, die am Stralenbande mit der harten zuſammenkoͤmmt. Ihre vordere Seite zeigt bunte geſchlaͤngelte Streifen, die vom Umkreiſe gegen den Rand der Oefnung laufen. Die hintere Seite zeigt, vom ſchwarzen Leime gereiniget, gerade Streifen, die gegen die Oefnung zu duͤnner werden, auch laͤnger ſind, als die Streifen der Vorderſeite, daher die Oefnung des Sterns hinten enger, als an der Vorderſeite, iſt. Gegen die Oefnung werden die Streifen duͤnner, und bilden ein zartes Haͤutchen, das die Oefnung umringt. Einige, z. B. Ruyſch und Heiſter, haben auch ringfoͤrmige Fibern um den Rand der Pupille finden, und dieſe ſowohl als die geraden Streifen fuͤr muskuloͤs erklaͤren wollen. Sie haben hieraus die Verengerung und Erweiterung der Pupille bey ſtaͤrkerm und ſchwaͤcherm Lichte hergeleitet, und jene den geraden, dieſe den ringfoͤrmigen Fibern zugeſchrieben. Zinn erklaͤrt das, was man fuͤr ringfoͤrmige Fibern angeſehen habe, fuͤr kleine Arterien; doch iſt er nicht abgeneigt, eine muskuloͤſe Structur der Iris anzuerkennen; Haller hingegen ſpricht der Iris die Reizbarkeit gaͤnzlich ab, und erklaͤrt die Verengerung und Erweiterung der Pupille blos durch den ſchwaͤchern oder ſtaͤrkern Zufluß der Saͤfte in die feinen Gefaͤße (vaſa decolora) dieſer Haut.
Die Netzhaut, Markhaut(retina, Rétine) iſt eine Verbreitung des ins Auge eingetretenen Markes des Sehnerven. Dieſer tritt ein wenig unter dem der Pupille gegenuͤberſtehenden Punkte, nicht in der Mitte, ſondern ziemlich weit einwaͤrts gegen die Naſe zu, ein, wird merklich duͤnner, und geht durch die Siebplatte(lamina cribroſa), welche in der Hoͤhlung der harten Haut liegt, und die durch ihre Loͤcher, deren man auf dreyßig zaͤhlt, das Mark des Nerven durchlaͤßt. Mitten durch den Nerven und dieſes Haͤutchen laͤuft die Centralarterie und eine Blutader. Gleich nach dem Durchgange durch dieſes Haͤutchen endigt ſich der Nerve nach Winslow und den meiſten Zergliederern in eine weiße kegelfoͤrmige Warze, von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0202"xml:id="P.1.188"n="188"/><lb/>
Auge faͤllt. Nach <hirendition="#b">Lieutaud</hi> iſt die Iris eineFortſetzung der innern Lamelle der braunen Haut, nach <hirendition="#b">Zinn</hi> eine beſondere Haut, die am Stralenbande mit der harten zuſammenkoͤmmt. Ihre vordere Seite zeigt bunte geſchlaͤngelte Streifen, die vom Umkreiſe gegen den Rand der Oefnung laufen. Die hintere Seite zeigt, vom ſchwarzen Leime gereiniget, gerade Streifen, die gegen die Oefnung zu duͤnner werden, auch laͤnger ſind, als die Streifen der Vorderſeite, daher die Oefnung des Sterns hinten enger, als an der Vorderſeite, iſt. Gegen die Oefnung werden die Streifen duͤnner, und bilden ein zartes Haͤutchen, das die Oefnung umringt. Einige, z. B. <hirendition="#b">Ruyſch</hi> und <hirendition="#b">Heiſter,</hi> haben auch ringfoͤrmige Fibern um den Rand der Pupille finden, und dieſe ſowohl als die geraden Streifen fuͤr muskuloͤs erklaͤren wollen. Sie haben hieraus die Verengerung und Erweiterung der Pupille bey ſtaͤrkerm und ſchwaͤcherm Lichte hergeleitet, und jene den geraden, dieſe den ringfoͤrmigen Fibern zugeſchrieben. <hirendition="#b">Zinn</hi> erklaͤrt das, was man fuͤr ringfoͤrmige Fibern angeſehen habe, fuͤr kleine Arterien; doch iſt er nicht abgeneigt, eine muskuloͤſe Structur der Iris anzuerkennen; <hirendition="#b">Haller</hi> hingegen ſpricht der Iris die Reizbarkeit gaͤnzlich ab, und erklaͤrt die Verengerung und Erweiterung der Pupille blos durch den ſchwaͤchern oder ſtaͤrkern Zufluß der Saͤfte in die feinen Gefaͤße <hirendition="#aq">(vaſa decolora)</hi> dieſer Haut.</p><p>Die <hirendition="#b">Netzhaut, Markhaut</hi><hirendition="#aq">(retina, <hirendition="#i">Rétine</hi>)</hi> iſt eine Verbreitung des ins Auge eingetretenen Markes des Sehnerven. Dieſer tritt ein wenig unter dem der Pupille gegenuͤberſtehenden Punkte, nicht in der Mitte, ſondern ziemlich weit einwaͤrts gegen die Naſe zu, ein, wird merklich duͤnner, und geht durch die <hirendition="#b">Siebplatte</hi><hirendition="#aq">(lamina cribroſa),</hi> welche in der Hoͤhlung der harten Haut liegt, und die durch ihre Loͤcher, deren man auf dreyßig zaͤhlt, das Mark des Nerven durchlaͤßt. Mitten durch den Nerven und dieſes Haͤutchen laͤuft die Centralarterie und eine Blutader. Gleich nach dem Durchgange durch dieſes Haͤutchen endigt ſich der Nerve nach <hirendition="#b">Winslow</hi> und den meiſten Zergliederern in eine weiße kegelfoͤrmige Warze, von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[188/0202]
Auge faͤllt. Nach Lieutaud iſt die Iris eineFortſetzung der innern Lamelle der braunen Haut, nach Zinn eine beſondere Haut, die am Stralenbande mit der harten zuſammenkoͤmmt. Ihre vordere Seite zeigt bunte geſchlaͤngelte Streifen, die vom Umkreiſe gegen den Rand der Oefnung laufen. Die hintere Seite zeigt, vom ſchwarzen Leime gereiniget, gerade Streifen, die gegen die Oefnung zu duͤnner werden, auch laͤnger ſind, als die Streifen der Vorderſeite, daher die Oefnung des Sterns hinten enger, als an der Vorderſeite, iſt. Gegen die Oefnung werden die Streifen duͤnner, und bilden ein zartes Haͤutchen, das die Oefnung umringt. Einige, z. B. Ruyſch und Heiſter, haben auch ringfoͤrmige Fibern um den Rand der Pupille finden, und dieſe ſowohl als die geraden Streifen fuͤr muskuloͤs erklaͤren wollen. Sie haben hieraus die Verengerung und Erweiterung der Pupille bey ſtaͤrkerm und ſchwaͤcherm Lichte hergeleitet, und jene den geraden, dieſe den ringfoͤrmigen Fibern zugeſchrieben. Zinn erklaͤrt das, was man fuͤr ringfoͤrmige Fibern angeſehen habe, fuͤr kleine Arterien; doch iſt er nicht abgeneigt, eine muskuloͤſe Structur der Iris anzuerkennen; Haller hingegen ſpricht der Iris die Reizbarkeit gaͤnzlich ab, und erklaͤrt die Verengerung und Erweiterung der Pupille blos durch den ſchwaͤchern oder ſtaͤrkern Zufluß der Saͤfte in die feinen Gefaͤße (vaſa decolora) dieſer Haut.
Die Netzhaut, Markhaut (retina, Rétine) iſt eine Verbreitung des ins Auge eingetretenen Markes des Sehnerven. Dieſer tritt ein wenig unter dem der Pupille gegenuͤberſtehenden Punkte, nicht in der Mitte, ſondern ziemlich weit einwaͤrts gegen die Naſe zu, ein, wird merklich duͤnner, und geht durch die Siebplatte (lamina cribroſa), welche in der Hoͤhlung der harten Haut liegt, und die durch ihre Loͤcher, deren man auf dreyßig zaͤhlt, das Mark des Nerven durchlaͤßt. Mitten durch den Nerven und dieſes Haͤutchen laͤuft die Centralarterie und eine Blutader. Gleich nach dem Durchgange durch dieſes Haͤutchen endigt ſich der Nerve nach Winslow und den meiſten Zergliederern in eine weiße kegelfoͤrmige Warze, von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/202>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.