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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Ausdehnung, Ausbreitung

Dilatatio, Expansio, Dilatation, Expansion. Die Verbreitung eines Körpers durch einen größern Raum, als er vorher einnahm, oder die Vergrößerung seines Volumens. Da hiebey vorausgesetzt wird, daß der Körper derselbe bleibe, oder daß die Menge seiner Materie nicht verändert werde, so erfordert die Ausdehnung, daß sich seine Theilchen weiter von einander entfernen, und größere Zwischenräume zwischen sich leer lassen müssen, d. i. daß der Körper dünner werde, daher die Ausdehnung in dieser Rücksicht auch Verdünnung (Rarefactio) heißt.

Die Hauptursachen der Ausdehnung der Körper sind die Wärme, welche fast alle bekannte Körper ausdehnt (s. Wärme), und die Elasticität, vermöge welcher sich Körper, wenn sie durch irgend eine äußere Kraft zusammengepreßt waren, sobald diese Kraft zu wirken aufhört, oder schwächer wird, von selbst in einen größern Raum ausdehnen, s. Elasticität. So wird die Luft durch die Wärme ausgedehnt, und da sie schon in dem Zustande, in welchem sie sich um uns her befindet, zusammengedrückt ist, so dehnt sie sich von selbst aus, sobald ihr Raum dazu gegeben wird.

Einige Schriftsteller haben die Namen Ausdehnung und Verdünnung unterscheiden, und den ersten für die Wirkung der Elasticität, den zweyten für die Wirkung der Wärme brauchen wollen; da aber jede Ausdehuung mit Verdünnung begleitet, und überdies das, was die Wärme thut, im Grunde nichts anders, als eine Verstärkung der specifischen Elasticität ist, so sehe ich keinen Grund, einen solchen Unterschied einzuführen.

Die Ausdehnung ist der Zusammendrückung, Zusammenziehung oder Verdichtung entgegengesetzt.

Ausdünstung, Exhalatio, Evaporatio, Evaporation.

So nennt man die Auflösung flüßiger Materien und besonders des Wassers in der Luft, durch welche der Luftkreis unaufhörlich mit Dünsten, d. i. mit aufgelösten Theilen der Körper und mit Feuchtigkeit erfüllt wird.


Ausdehnung, Ausbreitung

Dilatatio, Expanſio, Dilatation, Expanſion. Die Verbreitung eines Koͤrpers durch einen groͤßern Raum, als er vorher einnahm, oder die Vergroͤßerung ſeines Volumens. Da hiebey vorausgeſetzt wird, daß der Koͤrper derſelbe bleibe, oder daß die Menge ſeiner Materie nicht veraͤndert werde, ſo erfordert die Ausdehnung, daß ſich ſeine Theilchen weiter von einander entfernen, und groͤßere Zwiſchenraͤume zwiſchen ſich leer laſſen muͤſſen, d. i. daß der Koͤrper duͤnner werde, daher die Ausdehnung in dieſer Ruͤckſicht auch Verduͤnnung (Rarefactio) heißt.

Die Haupturſachen der Ausdehnung der Koͤrper ſind die Waͤrme, welche faſt alle bekannte Koͤrper ausdehnt (ſ. Waͤrme), und die Elaſticitaͤt, vermoͤge welcher ſich Koͤrper, wenn ſie durch irgend eine aͤußere Kraft zuſammengepreßt waren, ſobald dieſe Kraft zu wirken aufhoͤrt, oder ſchwaͤcher wird, von ſelbſt in einen groͤßern Raum ausdehnen, ſ. Elaſticitaͤt. So wird die Luft durch die Waͤrme ausgedehnt, und da ſie ſchon in dem Zuſtande, in welchem ſie ſich um uns her befindet, zuſammengedruͤckt iſt, ſo dehnt ſie ſich von ſelbſt aus, ſobald ihr Raum dazu gegeben wird.

Einige Schriftſteller haben die Namen Ausdehnung und Verduͤnnung unterſcheiden, und den erſten fuͤr die Wirkung der Elaſticitaͤt, den zweyten fuͤr die Wirkung der Waͤrme brauchen wollen; da aber jede Ausdehuung mit Verduͤnnung begleitet, und uͤberdies das, was die Waͤrme thut, im Grunde nichts anders, als eine Verſtaͤrkung der ſpecifiſchen Elaſticitaͤt iſt, ſo ſehe ich keinen Grund, einen ſolchen Unterſchied einzufuͤhren.

Die Ausdehnung iſt der Zuſammendruͤckung, Zuſammenziehung oder Verdichtung entgegengeſetzt.

Ausduͤnſtung, Exhalatio, Evaporatio, Evaporation.

So nennt man die Aufloͤſung fluͤßiger Materien und beſonders des Waſſers in der Luft, durch welche der Luftkreis unaufhoͤrlich mit Duͤnſten, d. i. mit aufgeloͤſten Theilen der Koͤrper und mit Feuchtigkeit erfuͤllt wird.

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[204/0218] Ausdehnung, Ausbreitung Dilatatio, Expanſio, Dilatation, Expanſion. Die Verbreitung eines Koͤrpers durch einen groͤßern Raum, als er vorher einnahm, oder die Vergroͤßerung ſeines Volumens. Da hiebey vorausgeſetzt wird, daß der Koͤrper derſelbe bleibe, oder daß die Menge ſeiner Materie nicht veraͤndert werde, ſo erfordert die Ausdehnung, daß ſich ſeine Theilchen weiter von einander entfernen, und groͤßere Zwiſchenraͤume zwiſchen ſich leer laſſen muͤſſen, d. i. daß der Koͤrper duͤnner werde, daher die Ausdehnung in dieſer Ruͤckſicht auch Verduͤnnung (Rarefactio) heißt. Die Haupturſachen der Ausdehnung der Koͤrper ſind die Waͤrme, welche faſt alle bekannte Koͤrper ausdehnt (ſ. Waͤrme), und die Elaſticitaͤt, vermoͤge welcher ſich Koͤrper, wenn ſie durch irgend eine aͤußere Kraft zuſammengepreßt waren, ſobald dieſe Kraft zu wirken aufhoͤrt, oder ſchwaͤcher wird, von ſelbſt in einen groͤßern Raum ausdehnen, ſ. Elaſticitaͤt. So wird die Luft durch die Waͤrme ausgedehnt, und da ſie ſchon in dem Zuſtande, in welchem ſie ſich um uns her befindet, zuſammengedruͤckt iſt, ſo dehnt ſie ſich von ſelbſt aus, ſobald ihr Raum dazu gegeben wird. Einige Schriftſteller haben die Namen Ausdehnung und Verduͤnnung unterſcheiden, und den erſten fuͤr die Wirkung der Elaſticitaͤt, den zweyten fuͤr die Wirkung der Waͤrme brauchen wollen; da aber jede Ausdehuung mit Verduͤnnung begleitet, und uͤberdies das, was die Waͤrme thut, im Grunde nichts anders, als eine Verſtaͤrkung der ſpecifiſchen Elaſticitaͤt iſt, ſo ſehe ich keinen Grund, einen ſolchen Unterſchied einzufuͤhren. Die Ausdehnung iſt der Zuſammendruͤckung, Zuſammenziehung oder Verdichtung entgegengeſetzt. Ausduͤnſtung, Exhalatio, Evaporatio, Evaporation. So nennt man die Aufloͤſung fluͤßiger Materien und beſonders des Waſſers in der Luft, durch welche der Luftkreis unaufhoͤrlich mit Duͤnſten, d. i. mit aufgeloͤſten Theilen der Koͤrper und mit Feuchtigkeit erfuͤllt wird.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/218>, abgerufen am 21.11.2024.