Aufsteigen der Dünste und Dämpfe, Halle 1744. 8.) und Hamberger(Diss. sur la cause de l' elevation des vapeurs, Bordeaux 1743. 4.) beyde erhielten. Der erstere hielt sich ganz an das System der Bläschen (Vesicularsystem), deren Größe und specifische Schwere er durch sinnreiche Methoden zu bestimmen suchte, s. Dünste; der zweyte erklärte das Aufsteigen durch die Adhäsion der Theilchen an Feuer und Luft; an das Wassertheilchen auf der Oberfläche hängt sich nach ihm von innen das Feuer, welches seinen Zusammenhang mit dem übrigen Wasser trennt, und von außen die Luft; da aber die Luft stärker darauf wirkt, als das Feuer, so nimmt diese es an sich, und so wird es aus einer Luftschicht in die andere erhoben. In seinen 1750 neu herausgekommenen Elementis physices aber hat Hamberger die Ausdünstung gänzlich durch eine Auflösung des Wassers in der Luft erklärt, und von derselben eben so, wie von allen andern chymischen Auflösungen, Rechenschaft abzulegen versucht.
Am weitläufigsten ist die Theorie der Ausdünstung als einer Auflösung des Wassers in Luft von le Roi (Mem. sur l' elevation et la suspension de l' eau dans l' air, in den Mem. de l' acad. de Paris 1751. p. 481.) ausgeführt worden. Seine Sätze verdienen wohl einige Anführung.
1. Das Wasser wird in der Luft wirklich aufgelöset. Man werfe an einem heitern Sommertage etwas Eis in ein recht trocknes Glas. Das Glas wird davon bald trüb gemacht, und an seinen äußern Wänden zeigt sich eine unzählbare Menge kleiner Wassertröpfchen. Das Wasser, das sich in so großer Menge an die äußern Glaswände legt, muste doch vorher in der Luft schweben, und da es die Heiterkeit und Durchsichtigkeit derselben nicht minderte, muste es in ihr vollkommen aufgelöset seyn.
2. Diese Auflösung hat gleiche Eigenschaften mit den Auflösungen der Salze im Wasser. Luft von gegebner Wärme kan nicht mehr als eine bestimmte Menge Wasser in sich aufgelöst halten; wird sie kälter, so schlägt sich ein Theil des aufgelösten Wassers nieder; wird
Aufſteigen der Duͤnſte und Daͤmpfe, Halle 1744. 8.) und Hamberger(Diſſ. ſur la cauſe de l' elevation des vapeurs, Bordeaux 1743. 4.) beyde erhielten. Der erſtere hielt ſich ganz an das Syſtem der Blaͤschen (Veſicularſyſtem), deren Groͤße und ſpecifiſche Schwere er durch ſinnreiche Methoden zu beſtimmen ſuchte, ſ. Duͤnſte; der zweyte erklaͤrte das Aufſteigen durch die Adhaͤſion der Theilchen an Feuer und Luft; an das Waſſertheilchen auf der Oberflaͤche haͤngt ſich nach ihm von innen das Feuer, welches ſeinen Zuſammenhang mit dem uͤbrigen Waſſer trennt, und von außen die Luft; da aber die Luft ſtaͤrker darauf wirkt, als das Feuer, ſo nimmt dieſe es an ſich, und ſo wird es aus einer Luftſchicht in die andere erhoben. In ſeinen 1750 neu herausgekommenen Elementis phyſices aber hat Hamberger die Ausduͤnſtung gaͤnzlich durch eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft erklaͤrt, und von derſelben eben ſo, wie von allen andern chymiſchen Aufloͤſungen, Rechenſchaft abzulegen verſucht.
Am weitlaͤufigſten iſt die Theorie der Ausduͤnſtung als einer Aufloͤſung des Waſſers in Luft von le Roi (Mém. ſur l' elevation et la ſuſpenſion de l' eau dans l' air, in den Mém. de l' acad. de Paris 1751. p. 481.) ausgefuͤhrt worden. Seine Saͤtze verdienen wohl einige Anfuͤhrung.
1. Das Waſſer wird in der Luft wirklich aufgeloͤſet. Man werfe an einem heitern Sommertage etwas Eis in ein recht trocknes Glas. Das Glas wird davon bald truͤb gemacht, und an ſeinen aͤußern Waͤnden zeigt ſich eine unzaͤhlbare Menge kleiner Waſſertroͤpfchen. Das Waſſer, das ſich in ſo großer Menge an die aͤußern Glaswaͤnde legt, muſte doch vorher in der Luft ſchweben, und da es die Heiterkeit und Durchſichtigkeit derſelben nicht minderte, muſte es in ihr vollkommen aufgeloͤſet ſeyn.
2. Dieſe Aufloͤſung hat gleiche Eigenſchaften mit den Aufloͤſungen der Salze im Waſſer. Luft von gegebner Waͤrme kan nicht mehr als eine beſtimmte Menge Waſſer in ſich aufgeloͤſt halten; wird ſie kaͤlter, ſo ſchlaͤgt ſich ein Theil des aufgeloͤſten Waſſers nieder; wird
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Aufſteigen der Duͤnſte und Daͤmpfe, Halle 1744. 8.) und Hamberger (Diſſ. ſur la cauſe de l' elevation des vapeurs, Bordeaux 1743. 4.) beyde erhielten. Der erſtere hielt ſich ganz an das Syſtem der Blaͤschen (Veſicularſyſtem), deren Groͤße und ſpecifiſche Schwere er durch ſinnreiche Methoden zu beſtimmen ſuchte, ſ. Duͤnſte; der zweyte erklaͤrte das Aufſteigen durch die Adhaͤſion der Theilchen an Feuer und Luft; an das Waſſertheilchen auf der Oberflaͤche haͤngt ſich nach ihm von innen das Feuer, welches ſeinen Zuſammenhang mit dem uͤbrigen Waſſer trennt, und von außen die Luft; da aber die Luft ſtaͤrker darauf wirkt, als das Feuer, ſo nimmt dieſe es an ſich, und ſo wird es aus einer Luftſchicht in die andere erhoben. In ſeinen 1750 neu herausgekommenen Elementis phyſices aber hat Hamberger die Ausduͤnſtung gaͤnzlich durch eine Aufloͤſung des Waſſers in der Luft erklaͤrt, und von derſelben eben ſo, wie von allen andern chymiſchen Aufloͤſungen, Rechenſchaft abzulegen verſucht.
Am weitlaͤufigſten iſt die Theorie der Ausduͤnſtung als einer Aufloͤſung des Waſſers in Luft von le Roi (Mém. ſur l' elevation et la ſuſpenſion de l' eau dans l' air, in den Mém. de l' acad. de Paris 1751. p. 481.) ausgefuͤhrt worden. Seine Saͤtze verdienen wohl einige Anfuͤhrung.
1. Das Waſſer wird in der Luft wirklich aufgeloͤſet. Man werfe an einem heitern Sommertage etwas Eis in ein recht trocknes Glas. Das Glas wird davon bald truͤb gemacht, und an ſeinen aͤußern Waͤnden zeigt ſich eine unzaͤhlbare Menge kleiner Waſſertroͤpfchen. Das Waſſer, das ſich in ſo großer Menge an die aͤußern Glaswaͤnde legt, muſte doch vorher in der Luft ſchweben, und da es die Heiterkeit und Durchſichtigkeit derſelben nicht minderte, muſte es in ihr vollkommen aufgeloͤſet ſeyn.
2. Dieſe Aufloͤſung hat gleiche Eigenſchaften mit den Aufloͤſungen der Salze im Waſſer. Luft von gegebner Waͤrme kan nicht mehr als eine beſtimmte Menge Waſſer in ſich aufgeloͤſt halten; wird ſie kaͤlter, ſo ſchlaͤgt ſich ein Theil des aufgeloͤſten Waſſers nieder; wird
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/224>, abgerufen am 09.11.2024.
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