Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Le Roi schließt aus dieser Theorie, es müsse für jeden Zustand der Luft eine gewisse Temperatur geben, bey welcher sie anfangen würde, einen Theil des in ihr aufgelösten Wassers fallen zu lassen. Diese Temperatur nennt er den Grad der Sättigung der Luft. Wäre z. B. dieser Grad der Sättigung für einen gewissen Tag der zehnte Grad des Reaumürischen Thermometers, so würde die Luft, über diesen Grad erwärmt, immer noch mehr Wasser auflösen; gerade auf diesen Grad erkältet, zwar keines mehr auflösen, aber auch noch keines fallen lassen; unter diesen Grad erkältet aber desto mehr fallen lassen, je mehr sie erkältet würde. Ergiebt Methoden an, diesen Grad der Sättigung zu jeder Zeit zu bestimmen, und schlägt Beobachtungen hierüber, mit andern meteorologischen Wahrnehmungen verglichen, als die besten Mittel vor, die wahren Ursachen der veränderlichen Auflösungskraft der Luft zu entdecken, s. Hygrometer. Man könnte gegen diese Theorie des le Roi einwenden, das Wasser dünste nach Wallerius (schwed. Abhdl. 1740. S. 27.) auch im luftleeren Raume aus; allein da unter der Glocke der Luftpumpe eine so große Menge Luft aus dem Wasser selbst hervorgehet, so kan ein Raum, in welchem Wasser ausdünstet, nie vollkommen luftleer seyn. Die neuste und vorjetzt die befriedigendste Theorie der Ausdünstung hat Herr de Saussure (Essais sur l'hygrometrie.
Le Roi ſchließt aus dieſer Theorie, es muͤſſe fuͤr jeden Zuſtand der Luft eine gewiſſe Temperatur geben, bey welcher ſie anfangen wuͤrde, einen Theil des in ihr aufgeloͤſten Waſſers fallen zu laſſen. Dieſe Temperatur nennt er den Grad der Saͤttigung der Luft. Waͤre z. B. dieſer Grad der Saͤttigung fuͤr einen gewiſſen Tag der zehnte Grad des Reaumuͤriſchen Thermometers, ſo wuͤrde die Luft, uͤber dieſen Grad erwaͤrmt, immer noch mehr Waſſer aufloͤſen; gerade auf dieſen Grad erkaͤltet, zwar keines mehr aufloͤſen, aber auch noch keines fallen laſſen; unter dieſen Grad erkaͤltet aber deſto mehr fallen laſſen, je mehr ſie erkaͤltet wuͤrde. Ergiebt Methoden an, dieſen Grad der Saͤttigung zu jeder Zeit zu beſtimmen, und ſchlaͤgt Beobachtungen hieruͤber, mit andern meteorologiſchen Wahrnehmungen verglichen, als die beſten Mittel vor, die wahren Urſachen der veraͤnderlichen Aufloͤſungskraft der Luft zu entdecken, ſ. Hygrometer. Man koͤnnte gegen dieſe Theorie des le Roi einwenden, das Waſſer duͤnſte nach Wallerius (ſchwed. Abhdl. 1740. S. 27.) auch im luftleeren Raume aus; allein da unter der Glocke der Luftpumpe eine ſo große Menge Luft aus dem Waſſer ſelbſt hervorgehet, ſo kan ein Raum, in welchem Waſſer ausduͤnſtet, nie vollkommen luftleer ſeyn. Die neuſte und vorjetzt die befriedigendſte Theorie der Ausduͤnſtung hat Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'hygrometrie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0225" xml:id="P.1.211" n="211"/><lb/> ſie waͤrmer, ſo loͤſet ſie mehr auf. Dies lehren die Verſuche deutlich. Eine wohl verſtopfte glaͤſerne Kugel auf eiskaltes Waſſer gelegt, uͤberzieht ſich nach 3—4 Minuten inwendig mit vielen Waſſertroͤpfchen, die aber bald wieder verſchwinden, wenn ſich die Kugel erwaͤrmt; dieſer Waſſertroͤpfchen ſind weniger, wenn das Waſſer, worauf die Kugel gelegt wird, waͤrmer iſt. Uebrigens will le <hi rendition="#b">Roi</hi> durch den Ausdruck: Aufloͤſung der Salze in Waſſer, nur ſo viel ſagen, es gehe eine wahre <hi rendition="#b">chymiſche Aufloͤſung</hi> vor; er gebraucht das Beyſpiel der Salze blos, die Sache ſinnlicher zu machen, weil die Naturforſcher damals noch nicht ſo, wie jetzt, an die Sprache der Chymie gewoͤhnt waren.</p> <p><hi rendition="#b">Le Roi</hi> ſchließt aus dieſer Theorie, es muͤſſe fuͤr jeden Zuſtand der Luft eine gewiſſe Temperatur geben, bey welcher ſie anfangen wuͤrde, einen Theil des in ihr aufgeloͤſten Waſſers fallen zu laſſen. Dieſe Temperatur nennt er den <hi rendition="#b">Grad der Saͤttigung der Luft.</hi> Waͤre z. B. dieſer Grad der Saͤttigung fuͤr einen gewiſſen Tag der zehnte Grad des Reaumuͤriſchen Thermometers, ſo wuͤrde die Luft, uͤber dieſen Grad erwaͤrmt, immer noch mehr Waſſer aufloͤſen; gerade auf dieſen Grad erkaͤltet, zwar keines mehr aufloͤſen, aber auch noch keines fallen laſſen; unter dieſen Grad erkaͤltet aber deſto mehr fallen laſſen, je mehr ſie erkaͤltet wuͤrde. Ergiebt Methoden an, dieſen Grad der Saͤttigung zu jeder Zeit zu beſtimmen, und ſchlaͤgt Beobachtungen hieruͤber, mit andern meteorologiſchen Wahrnehmungen verglichen, als die beſten Mittel vor, die wahren Urſachen der veraͤnderlichen Aufloͤſungskraft der Luft zu entdecken, <hi rendition="#b">ſ. Hygrometer.</hi></p> <p>Man koͤnnte gegen dieſe Theorie des le <hi rendition="#b">Roi</hi> einwenden, das Waſſer duͤnſte nach <hi rendition="#b">Wallerius</hi> (ſchwed. Abhdl. 1740. S. 27.) auch im luftleeren Raume aus; allein da unter der Glocke der Luftpumpe eine ſo große Menge Luft aus dem Waſſer ſelbſt hervorgehet, ſo kan ein Raum, in welchem Waſſer ausduͤnſtet, nie vollkommen luftleer ſeyn.</p> <p>Die neuſte und vorjetzt die befriedigendſte Theorie der Ausduͤnſtung hat Herr de <hi rendition="#b">Sauſſure</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſais ſur l'hygrometrie.<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0225]
ſie waͤrmer, ſo loͤſet ſie mehr auf. Dies lehren die Verſuche deutlich. Eine wohl verſtopfte glaͤſerne Kugel auf eiskaltes Waſſer gelegt, uͤberzieht ſich nach 3—4 Minuten inwendig mit vielen Waſſertroͤpfchen, die aber bald wieder verſchwinden, wenn ſich die Kugel erwaͤrmt; dieſer Waſſertroͤpfchen ſind weniger, wenn das Waſſer, worauf die Kugel gelegt wird, waͤrmer iſt. Uebrigens will le Roi durch den Ausdruck: Aufloͤſung der Salze in Waſſer, nur ſo viel ſagen, es gehe eine wahre chymiſche Aufloͤſung vor; er gebraucht das Beyſpiel der Salze blos, die Sache ſinnlicher zu machen, weil die Naturforſcher damals noch nicht ſo, wie jetzt, an die Sprache der Chymie gewoͤhnt waren.
Le Roi ſchließt aus dieſer Theorie, es muͤſſe fuͤr jeden Zuſtand der Luft eine gewiſſe Temperatur geben, bey welcher ſie anfangen wuͤrde, einen Theil des in ihr aufgeloͤſten Waſſers fallen zu laſſen. Dieſe Temperatur nennt er den Grad der Saͤttigung der Luft. Waͤre z. B. dieſer Grad der Saͤttigung fuͤr einen gewiſſen Tag der zehnte Grad des Reaumuͤriſchen Thermometers, ſo wuͤrde die Luft, uͤber dieſen Grad erwaͤrmt, immer noch mehr Waſſer aufloͤſen; gerade auf dieſen Grad erkaͤltet, zwar keines mehr aufloͤſen, aber auch noch keines fallen laſſen; unter dieſen Grad erkaͤltet aber deſto mehr fallen laſſen, je mehr ſie erkaͤltet wuͤrde. Ergiebt Methoden an, dieſen Grad der Saͤttigung zu jeder Zeit zu beſtimmen, und ſchlaͤgt Beobachtungen hieruͤber, mit andern meteorologiſchen Wahrnehmungen verglichen, als die beſten Mittel vor, die wahren Urſachen der veraͤnderlichen Aufloͤſungskraft der Luft zu entdecken, ſ. Hygrometer.
Man koͤnnte gegen dieſe Theorie des le Roi einwenden, das Waſſer duͤnſte nach Wallerius (ſchwed. Abhdl. 1740. S. 27.) auch im luftleeren Raume aus; allein da unter der Glocke der Luftpumpe eine ſo große Menge Luft aus dem Waſſer ſelbſt hervorgehet, ſo kan ein Raum, in welchem Waſſer ausduͤnſtet, nie vollkommen luftleer ſeyn.
Die neuſte und vorjetzt die befriedigendſte Theorie der Ausduͤnſtung hat Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'hygrometrie.
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