Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Da viele dieser in den warmen Bädern enthaltenen Materien, besonders der Selenit und das Kochsalz, im Wasser auflösbar sind, und häufig in der Erde angetroffen werden, so ist es leicht begreiflich, wie das darüber hinfließende Wasser Theile davon in sich nehmen könne. Trift nun ein solches Salzwasser Thonerden an, so kan die fast in allen diesen Erden enthaltene Vitriolsäure einen Theil seines Kochsalzes zersetzen, und mitdem mineralischen Alkali, als der Grundlage desselben, Glaubersalz bilden. Treffen hingegen solche Wasser unter der Erde auf Kiese, die sich im Zustande der Zersetzung befinden, so können sie sich durch dieselben mit Schwefel-Eisen - Kupfervitriol, alaunigen Salzen u. dgl. überladen. So wird man sich mit Macquer die Entstehung solcher mineralischen Wasser sehr leicht vorstellen können. Nach Bergmanns Meinung ist die Erklärung des Schwefelgehalts am schwersten, da diese Wasser zwar von Natur durch eine darauf entstehende Haut wirklichen Schwefel absetzen, die Kunst aber keinen daraus erhalten kan. Da der Dunst, der beym Fällen einer Schwefelleber aufsteigt, oder das hepatische Gas, vom Wasser eingesogen, ein Schwefelwasser erzeugt, so ist es sehr wahrscheinlich, daß der Schwefelgehalt in den mineralischen Wassern gröstentheils in diesem hepatischen Gas bestehe, s. Gas, hepatisches. Außerdem könnte wohl der Schwefel nicht anders, als vermittelst eines Laugensalzes, im Wasser aufgelöset seyn. Die Hitze der warmen Bäder schreiben die Naturforscher fast einstimmig dem unterirdischen Feuer, oder wenigstens eben denselben Ursachen zu, welche dieses Feuer erzeugen. Hierunter gehört vornemlich das mit einem hohen Grade von Hitze begleitete Aufbrausen der Schwefelkiese und anderer Mineralien bey ihrer durch Einwirkung des Wassers und der Luft erfolgenden Zersetzung, s. Feuer, unterirdisches; daß also die wohlthätigen warmen Bäder einerley Ursprung mit den zerstörenden Erdbeben und
Da viele dieſer in den warmen Baͤdern enthaltenen Materien, beſonders der Selenit und das Kochſalz, im Waſſer aufloͤsbar ſind, und haͤufig in der Erde angetroffen werden, ſo iſt es leicht begreiflich, wie das daruͤber hinfließende Waſſer Theile davon in ſich nehmen koͤnne. Trift nun ein ſolches Salzwaſſer Thonerden an, ſo kan die faſt in allen dieſen Erden enthaltene Vitriolſaͤure einen Theil ſeines Kochſalzes zerſetzen, und mitdem mineraliſchen Alkali, als der Grundlage deſſelben, Glauberſalz bilden. Treffen hingegen ſolche Waſſer unter der Erde auf Kieſe, die ſich im Zuſtande der Zerſetzung befinden, ſo koͤnnen ſie ſich durch dieſelben mit Schwefel-Eiſen - Kupfervitriol, alaunigen Salzen u. dgl. uͤberladen. So wird man ſich mit Macquer die Entſtehung ſolcher mineraliſchen Waſſer ſehr leicht vorſtellen koͤnnen. Nach Bergmanns Meinung iſt die Erklaͤrung des Schwefelgehalts am ſchwerſten, da dieſe Waſſer zwar von Natur durch eine darauf entſtehende Haut wirklichen Schwefel abſetzen, die Kunſt aber keinen daraus erhalten kan. Da der Dunſt, der beym Faͤllen einer Schwefelleber aufſteigt, oder das hepatiſche Gas, vom Waſſer eingeſogen, ein Schwefelwaſſer erzeugt, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der Schwefelgehalt in den mineraliſchen Waſſern groͤſtentheils in dieſem hepatiſchen Gas beſtehe, ſ. Gas, hepatiſches. Außerdem koͤnnte wohl der Schwefel nicht anders, als vermittelſt eines Laugenſalzes, im Waſſer aufgeloͤſet ſeyn. Die Hitze der warmen Baͤder ſchreiben die Naturforſcher faſt einſtimmig dem unterirdiſchen Feuer, oder wenigſtens eben denſelben Urſachen zu, welche dieſes Feuer erzeugen. Hierunter gehoͤrt vornemlich das mit einem hohen Grade von Hitze begleitete Aufbrauſen der Schwefelkieſe und anderer Mineralien bey ihrer durch Einwirkung des Waſſers und der Luft erfolgenden Zerſetzung, ſ. Feuer, unterirdiſches; daß alſo die wohlthaͤtigen warmen Baͤder einerley Urſprung mit den zerſtoͤrenden Erdbeben und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" xml:id="P.1.233" n="233"/><lb/> chem. Schriften) und <hi rendition="#b">Macquer</hi> (chym. Woͤrterb. Art. <hi rendition="#b">Waſſer, mineraliſche</hi>).</p> <p>Da viele dieſer in den warmen Baͤdern enthaltenen Materien, beſonders der Selenit und das Kochſalz, im Waſſer aufloͤsbar ſind, und haͤufig in der Erde angetroffen werden, ſo iſt es leicht begreiflich, wie das daruͤber hinfließende Waſſer Theile davon in ſich nehmen koͤnne. Trift nun ein ſolches Salzwaſſer Thonerden an, ſo kan die faſt in allen dieſen Erden enthaltene Vitriolſaͤure einen Theil ſeines Kochſalzes zerſetzen, und mitdem mineraliſchen Alkali, als der Grundlage deſſelben, Glauberſalz bilden. Treffen hingegen ſolche Waſſer unter der Erde auf Kieſe, die ſich im Zuſtande der Zerſetzung befinden, ſo koͤnnen ſie ſich durch dieſelben mit Schwefel-Eiſen - Kupfervitriol, alaunigen Salzen u. dgl. uͤberladen. So wird man ſich mit <hi rendition="#b">Macquer</hi> die Entſtehung ſolcher mineraliſchen Waſſer ſehr leicht vorſtellen koͤnnen.</p> <p>Nach <hi rendition="#b">Bergmanns</hi> Meinung iſt die Erklaͤrung des Schwefelgehalts am ſchwerſten, da dieſe Waſſer zwar von Natur durch eine darauf entſtehende Haut wirklichen Schwefel abſetzen, die Kunſt aber keinen daraus erhalten kan. Da der Dunſt, der beym Faͤllen einer Schwefelleber aufſteigt, oder das <hi rendition="#b">hepatiſche Gas,</hi> vom Waſſer eingeſogen, ein Schwefelwaſſer erzeugt, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der Schwefelgehalt in den mineraliſchen Waſſern groͤſtentheils in dieſem hepatiſchen Gas beſtehe, <hi rendition="#b">ſ. Gas, hepatiſches.</hi> Außerdem koͤnnte wohl der Schwefel nicht anders, als vermittelſt eines Laugenſalzes, im Waſſer aufgeloͤſet ſeyn.</p> <p>Die Hitze der warmen Baͤder ſchreiben die Naturforſcher faſt einſtimmig dem unterirdiſchen Feuer, oder wenigſtens eben denſelben Urſachen zu, welche dieſes Feuer erzeugen. Hierunter gehoͤrt vornemlich das mit einem hohen Grade von Hitze begleitete Aufbrauſen der Schwefelkieſe und anderer Mineralien bey ihrer durch Einwirkung des Waſſers und der Luft erfolgenden Zerſetzung, <hi rendition="#b">ſ. Feuer, unterirdiſches;</hi> daß alſo die wohlthaͤtigen warmen Baͤder einerley Urſprung mit den zerſtoͤrenden Erdbeben und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0247]
chem. Schriften) und Macquer (chym. Woͤrterb. Art. Waſſer, mineraliſche).
Da viele dieſer in den warmen Baͤdern enthaltenen Materien, beſonders der Selenit und das Kochſalz, im Waſſer aufloͤsbar ſind, und haͤufig in der Erde angetroffen werden, ſo iſt es leicht begreiflich, wie das daruͤber hinfließende Waſſer Theile davon in ſich nehmen koͤnne. Trift nun ein ſolches Salzwaſſer Thonerden an, ſo kan die faſt in allen dieſen Erden enthaltene Vitriolſaͤure einen Theil ſeines Kochſalzes zerſetzen, und mitdem mineraliſchen Alkali, als der Grundlage deſſelben, Glauberſalz bilden. Treffen hingegen ſolche Waſſer unter der Erde auf Kieſe, die ſich im Zuſtande der Zerſetzung befinden, ſo koͤnnen ſie ſich durch dieſelben mit Schwefel-Eiſen - Kupfervitriol, alaunigen Salzen u. dgl. uͤberladen. So wird man ſich mit Macquer die Entſtehung ſolcher mineraliſchen Waſſer ſehr leicht vorſtellen koͤnnen.
Nach Bergmanns Meinung iſt die Erklaͤrung des Schwefelgehalts am ſchwerſten, da dieſe Waſſer zwar von Natur durch eine darauf entſtehende Haut wirklichen Schwefel abſetzen, die Kunſt aber keinen daraus erhalten kan. Da der Dunſt, der beym Faͤllen einer Schwefelleber aufſteigt, oder das hepatiſche Gas, vom Waſſer eingeſogen, ein Schwefelwaſſer erzeugt, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der Schwefelgehalt in den mineraliſchen Waſſern groͤſtentheils in dieſem hepatiſchen Gas beſtehe, ſ. Gas, hepatiſches. Außerdem koͤnnte wohl der Schwefel nicht anders, als vermittelſt eines Laugenſalzes, im Waſſer aufgeloͤſet ſeyn.
Die Hitze der warmen Baͤder ſchreiben die Naturforſcher faſt einſtimmig dem unterirdiſchen Feuer, oder wenigſtens eben denſelben Urſachen zu, welche dieſes Feuer erzeugen. Hierunter gehoͤrt vornemlich das mit einem hohen Grade von Hitze begleitete Aufbrauſen der Schwefelkieſe und anderer Mineralien bey ihrer durch Einwirkung des Waſſers und der Luft erfolgenden Zerſetzung, ſ. Feuer, unterirdiſches; daß alſo die wohlthaͤtigen warmen Baͤder einerley Urſprung mit den zerſtoͤrenden Erdbeben und
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