Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Zur Temperatur, die den allgemeinen Vergleichungspunkt abgeben soll, will Luz aus Ursachen, welche bey dem Worte: Höhenmessungen, barometrische, erklärt werden, +16 3/4 Gr. nach Reaumür gewählt wissen, welches mit (69 11/16) oder fast 70 Gr. nach Fahrenheit übereinkömmt, und von Rosenthal die Normaltemperatur genannt wird. Die Formel läßt sich auf jede solche Wahl leicht anwenden. Rosenthal (Anleitung, das de Lücsche Barometer zu einem höhern Grad der Vollkommenheit zu bringen, Gotha, 1779. 8.) thut einen Vorschlag, diese Berichtigung zu machen, ohne dazu eines Thermometers zu bedürfen. Dieser Vorschlag setzt einen Heberbarometer voraus, an dem die Null an beyden Schenkeln unten steht, wo also die Angabe des kürzern Schenkels von der des längern zu subtrahiren ist. Er mißt die Länge des in beyden Schenkeln über der 0 enthaltnen Quecksilbers zu einer Zeit, da die Luft die Normaltemperatur hat, und nennt sie die Normallänge. Gesetzt, er finde im längern Schenkel 5609, im kürzern 424 Sechszehntheile einer Linie, so ist die Normallänge 5609+424=6033; der Barometerstand hiebey aber, 5609--424=5185. Zeigt ihm nun zu einer andern Zeit der längere Schenkel 5650, der kürzere 427, so scheint der Barometerstand 5650--427 =5223 zu seyn; die Normallänge aber hat sich in 5650 +427=6077 verändert. Diese Veränderung ist blos dem Einflusse der Wärme zuzuschreiben, und von ihr kömmt auf den scheinbaren Barometerstand ein seiner Größe gemäßer Theil. Daher muß sich die jetzige Normallänge (6077) zur eigentlichen (6033) verhalten, wie der scheinbare Barometerstand (5223) zum berichtigten, wofür die Regel Detri 5185 giebt. So hoch würde also das Barometer unter gleichem Drucke der Luft bey der Normaltemperatur stehen. So sinnreich diese Methode in der Theorie ist, so setzt sie doch voraus, daß die Röhren überall vollkommen gleich weit sind, und nie Quecksilber verlohren gehe, welches in der Ausübung zu erhalten kaum möglich ist. Uebrigens ist nach Luz dieser Vorschlag schon 1759 von Herrn de la Grange gethan, auch nachher Zur Temperatur, die den allgemeinen Vergleichungspunkt abgeben ſoll, will Luz aus Urſachen, welche bey dem Worte: Hoͤhenmeſſungen, barometriſche, erklaͤrt werden, +16 3/4 Gr. nach Reaumuͤr gewaͤhlt wiſſen, welches mit (69 11/16) oder faſt 70 Gr. nach Fahrenheit uͤbereinkoͤmmt, und von Roſenthal die Normaltemperatur genannt wird. Die Formel laͤßt ſich auf jede ſolche Wahl leicht anwenden. Roſenthal (Anleitung, das de Luͤcſche Barometer zu einem hoͤhern Grad der Vollkommenheit zu bringen, Gotha, 1779. 8.) thut einen Vorſchlag, dieſe Berichtigung zu machen, ohne dazu eines Thermometers zu beduͤrfen. Dieſer Vorſchlag ſetzt einen Heberbarometer voraus, an dem die Null an beyden Schenkeln unten ſteht, wo alſo die Angabe des kuͤrzern Schenkels von der des laͤngern zu ſubtrahiren iſt. Er mißt die Laͤnge des in beyden Schenkeln uͤber der 0 enthaltnen Queckſilbers zu einer Zeit, da die Luft die Normaltemperatur hat, und nennt ſie die Normallaͤnge. Geſetzt, er finde im laͤngern Schenkel 5609, im kuͤrzern 424 Sechszehntheile einer Linie, ſo iſt die Normallaͤnge 5609+424=6033; der Barometerſtand hiebey aber, 5609—424=5185. Zeigt ihm nun zu einer andern Zeit der laͤngere Schenkel 5650, der kuͤrzere 427, ſo ſcheint der Barometerſtand 5650—427 =5223 zu ſeyn; die Normallaͤnge aber hat ſich in 5650 +427=6077 veraͤndert. Dieſe Veraͤnderung iſt blos dem Einfluſſe der Waͤrme zuzuſchreiben, und von ihr koͤmmt auf den ſcheinbaren Barometerſtand ein ſeiner Groͤße gemaͤßer Theil. Daher muß ſich die jetzige Normallaͤnge (6077) zur eigentlichen (6033) verhalten, wie der ſcheinbare Barometerſtand (5223) zum berichtigten, wofuͤr die Regel Detri 5185 giebt. So hoch wuͤrde alſo das Barometer unter gleichem Drucke der Luft bey der Normaltemperatur ſtehen. So ſinnreich dieſe Methode in der Theorie iſt, ſo ſetzt ſie doch voraus, daß die Roͤhren uͤberall vollkommen gleich weit ſind, und nie Queckſilber verlohren gehe, welches in der Ausuͤbung zu erhalten kaum moͤglich iſt. 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Dieſer Vorſchlag ſetzt einen Heberbarometer voraus, an dem die Null an beyden Schenkeln unten ſteht, wo alſo die Angabe des kuͤrzern Schenkels von der des laͤngern zu ſubtrahiren iſt. Er mißt die Laͤnge des in beyden Schenkeln uͤber der 0 enthaltnen Queckſilbers zu einer Zeit, da die Luft die Normaltemperatur hat, und nennt ſie die <hi rendition="#b">Normallaͤnge.</hi> Geſetzt, er finde im laͤngern Schenkel 5609, im kuͤrzern 424 Sechszehntheile einer Linie, ſo iſt die Normallaͤnge 5609+424=6033; der Barometerſtand hiebey aber, 5609—424=5185. Zeigt ihm nun zu einer andern Zeit der laͤngere Schenkel 5650, der kuͤrzere 427, ſo ſcheint der Barometerſtand 5650—427 =5223 zu ſeyn; die Normallaͤnge aber hat ſich in 5650 +427=6077 veraͤndert. Dieſe Veraͤnderung iſt blos dem Einfluſſe der Waͤrme zuzuſchreiben, und von ihr koͤmmt auf den ſcheinbaren Barometerſtand ein ſeiner Groͤße gemaͤßer Theil. Daher muß ſich die jetzige Normallaͤnge (6077) zur eigentlichen (6033) verhalten, wie der ſcheinbare Barometerſtand (5223) zum berichtigten, wofuͤr die Regel Detri 5185 giebt. So hoch wuͤrde alſo das Barometer unter gleichem Drucke der Luft bey der Normaltemperatur ſtehen. So ſinnreich dieſe Methode in der Theorie iſt, ſo ſetzt ſie doch voraus, daß die Roͤhren uͤberall vollkommen gleich weit ſind, und nie Queckſilber verlohren gehe, welches in der Ausuͤbung zu erhalten kaum moͤglich iſt. Uebrigens iſt nach <hi rendition="#b">Luz</hi> dieſer Vorſchlag ſchon 1759 von Herrn <hi rendition="#b">de la Grange</hi> gethan, auch nachher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0279]
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Roſenthal (Anleitung, das de Luͤcſche Barometer zu einem hoͤhern Grad der Vollkommenheit zu bringen, Gotha, 1779. 8.) thut einen Vorſchlag, dieſe Berichtigung zu machen, ohne dazu eines Thermometers zu beduͤrfen. Dieſer Vorſchlag ſetzt einen Heberbarometer voraus, an dem die Null an beyden Schenkeln unten ſteht, wo alſo die Angabe des kuͤrzern Schenkels von der des laͤngern zu ſubtrahiren iſt. Er mißt die Laͤnge des in beyden Schenkeln uͤber der 0 enthaltnen Queckſilbers zu einer Zeit, da die Luft die Normaltemperatur hat, und nennt ſie die Normallaͤnge. Geſetzt, er finde im laͤngern Schenkel 5609, im kuͤrzern 424 Sechszehntheile einer Linie, ſo iſt die Normallaͤnge 5609+424=6033; der Barometerſtand hiebey aber, 5609—424=5185. Zeigt ihm nun zu einer andern Zeit der laͤngere Schenkel 5650, der kuͤrzere 427, ſo ſcheint der Barometerſtand 5650—427 =5223 zu ſeyn; die Normallaͤnge aber hat ſich in 5650 +427=6077 veraͤndert. Dieſe Veraͤnderung iſt blos dem Einfluſſe der Waͤrme zuzuſchreiben, und von ihr koͤmmt auf den ſcheinbaren Barometerſtand ein ſeiner Groͤße gemaͤßer Theil. Daher muß ſich die jetzige Normallaͤnge (6077) zur eigentlichen (6033) verhalten, wie der ſcheinbare Barometerſtand (5223) zum berichtigten, wofuͤr die Regel Detri 5185 giebt. So hoch wuͤrde alſo das Barometer unter gleichem Drucke der Luft bey der Normaltemperatur ſtehen. So ſinnreich dieſe Methode in der Theorie iſt, ſo ſetzt ſie doch voraus, daß die Roͤhren uͤberall vollkommen gleich weit ſind, und nie Queckſilber verlohren gehe, welches in der Ausuͤbung zu erhalten kaum moͤglich iſt. Uebrigens iſt nach Luz dieſer Vorſchlag ſchon 1759 von Herrn de la Grange gethan, auch nachher
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