Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.lucis, Aberration de refrangibilite. Diese Abweichung rührt daher, daß die Lichtstralen nach Newtons Entdeckung bey der Brechung zertheilt, und in Stralen von verschiedenen Farben zerstreut werden, deren einige eine stärkere, andere eine geringere Brechung leiden. s. Brechbarkeit, Farbenzerstreuung. Daher werden unter den von einem Punkte ausgehenden Stralen einige näher, andere weiter hinter dem Glase vereiniget, und es entstehen so viele Bilder des Gegenstandes, als das Licht Farben enthält. Das von den blauen oder violetten Stralen entstandene Bild steht dem Glase am nächsten, wie bey B, Taf. I. Fig. 6: das von den rothen Stralen gebildete am weitesten bey R. Beyder Abstand BR beträgt, wenn die Stralen nahe bey der Axe DC einfallen, ohngefähr (1/30) von BC, sonst noch mehr. Bey dem im Jahre 1774 in Paris angestellten Versuchen mit einer hohlen mit Weingeist gefüllten Linse, von welcher nur ein 6--7 Lin. breiter Ring am Rande offen gelassen war (s. Brennglas), fand Brisson (Mem. de Paris 1774.) die Entfernung des Vereinigungspunkts der Sonnenstralen vom Mittelpunkte der Linse
Da sich nun die von einem Punkte kommenden Stralen auf die in der Figur deutlich vorgestellte Art durchkreuzen, so kan weder in B oder R selbst, noch irgendwo zwischen diesen Punkten, ein deutliches Bild des stralenden Punktes entstehen. In B z. B. wird das deutliche Bild, welches die blauen Stralen machen, mit Lichte von andern Farben, und am Rande mit rothem Lichte aus eben dem Punkte des Gegenstandes, umgeben seyn; daher diese Abweichung dem Bilde zugleich falsche Farben und farbichte Ränder giebt. lucis, Aberration de refrangibilité. Dieſe Abweichung ruͤhrt daher, daß die Lichtſtralen nach Newtons Entdeckung bey der Brechung zertheilt, und in Stralen von verſchiedenen Farben zerſtreut werden, deren einige eine ſtaͤrkere, andere eine geringere Brechung leiden. ſ. Brechbarkeit, Farbenzerſtreuung. Daher werden unter den von einem Punkte ausgehenden Stralen einige naͤher, andere weiter hinter dem Glaſe vereiniget, und es entſtehen ſo viele Bilder des Gegenſtandes, als das Licht Farben enthaͤlt. Das von den blauen oder violetten Stralen entſtandene Bild ſteht dem Glaſe am naͤchſten, wie bey B, Taf. I. Fig. 6: das von den rothen Stralen gebildete am weiteſten bey R. Beyder Abſtand BR betraͤgt, wenn die Stralen nahe bey der Axe DC einfallen, ohngefaͤhr (1/30) von BC, ſonſt noch mehr. Bey dem im Jahre 1774 in Paris angeſtellten Verſuchen mit einer hohlen mit Weingeiſt gefuͤllten Linſe, von welcher nur ein 6—7 Lin. breiter Ring am Rande offen gelaſſen war (ſ. Brennglas), fand Briſſon (Mém. de Paris 1774.) die Entfernung des Vereinigungspunkts der Sonnenſtralen vom Mittelpunkte der Linſe
Da ſich nun die von einem Punkte kommenden Stralen auf die in der Figur deutlich vorgeſtellte Art durchkreuzen, ſo kan weder in B oder R ſelbſt, noch irgendwo zwiſchen dieſen Punkten, ein deutliches Bild des ſtralenden Punktes entſtehen. In B z. B. wird das deutliche Bild, welches die blauen Stralen machen, mit Lichte von andern Farben, und am Rande mit rothem Lichte aus eben dem Punkte des Gegenſtandes, umgeben ſeyn; daher dieſe Abweichung dem Bilde zugleich falſche Farben und farbichte Raͤnder giebt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <head><name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0028" xml:id="P.1.14" n="14"/><lb/> lucis</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Aberration de refrangibilité</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſe Abweichung ruͤhrt daher, daß die Lichtſtralen nach Newtons Entdeckung bey der Brechung zertheilt, und in Stralen von verſchiedenen Farben zerſtreut werden, deren einige eine ſtaͤrkere, andere eine geringere Brechung leiden. <hi rendition="#b">ſ. Brechbarkeit, Farbenzerſtreuung.</hi> Daher werden unter den von einem Punkte ausgehenden Stralen einige naͤher, andere weiter hinter dem Glaſe vereiniget, und es entſtehen ſo viele Bilder des Gegenſtandes, als das Licht Farben enthaͤlt. Das von den blauen oder violetten Stralen entſtandene Bild ſteht dem Glaſe am naͤchſten, wie bey <hi rendition="#aq">B,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 6: das von den rothen Stralen gebildete am weiteſten bey <hi rendition="#aq">R.</hi> Beyder Abſtand <hi rendition="#aq">BR</hi> betraͤgt, wenn die Stralen nahe bey der Axe <hi rendition="#aq">DC</hi> einfallen, ohngefaͤhr (1/30) von <hi rendition="#aq">BC,</hi> ſonſt noch mehr. Bey dem im Jahre 1774 in Paris angeſtellten Verſuchen mit einer hohlen mit Weingeiſt gefuͤllten Linſe, von welcher nur ein 6—7 Lin. breiter Ring am Rande offen gelaſſen war (<hi rendition="#b">ſ. Brennglas</hi>), fand <hi rendition="#b">Briſſon</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de Paris 1774.)</hi> die Entfernung des Vereinigungspunkts der Sonnenſtralen vom Mittelpunkte der Linſe <table><row><cell/><cell/><cell/><cell>Sch.</cell><cell>Zoll.</cell><cell>Lin.</cell></row><row><cell>fuͤr rothe Stralen</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>10</cell><cell>3</cell><cell>11 1/2</cell></row><row><cell>— orangegelbe</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>10</cell><cell>2</cell><cell>10</cell></row><row><cell>— gelbe</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>10</cell><cell>2</cell><cell>3</cell></row><row><cell>— blaue</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>9</cell><cell>7</cell><cell>10 1/2</cell></row><row><cell>— violette</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>9</cell><cell>6</cell><cell>4 1/2</cell></row></table> wo <hi rendition="#aq">BR,</hi> 9 Zoll 7 Lin., oder (1/12) von <hi rendition="#aq">BC</hi> ausmacht.</p> <p>Da ſich nun die von einem Punkte kommenden Stralen auf die in der Figur deutlich vorgeſtellte Art durchkreuzen, ſo kan weder in <hi rendition="#aq">B</hi> oder <hi rendition="#aq">R</hi> ſelbſt, noch irgendwo zwiſchen dieſen Punkten, ein deutliches Bild des ſtralenden Punktes entſtehen. In <hi rendition="#aq">B</hi> z. B. wird das deutliche Bild, welches die blauen Stralen machen, mit Lichte von andern Farben, und am Rande mit rothem Lichte aus eben dem Punkte des Gegenſtandes, umgeben ſeyn; daher dieſe Abweichung dem Bilde zugleich falſche Farben und farbichte Raͤnder giebt.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0028]
lucis, Aberration de refrangibilité.
Dieſe Abweichung ruͤhrt daher, daß die Lichtſtralen nach Newtons Entdeckung bey der Brechung zertheilt, und in Stralen von verſchiedenen Farben zerſtreut werden, deren einige eine ſtaͤrkere, andere eine geringere Brechung leiden. ſ. Brechbarkeit, Farbenzerſtreuung. Daher werden unter den von einem Punkte ausgehenden Stralen einige naͤher, andere weiter hinter dem Glaſe vereiniget, und es entſtehen ſo viele Bilder des Gegenſtandes, als das Licht Farben enthaͤlt. Das von den blauen oder violetten Stralen entſtandene Bild ſteht dem Glaſe am naͤchſten, wie bey B, Taf. I. Fig. 6: das von den rothen Stralen gebildete am weiteſten bey R. Beyder Abſtand BR betraͤgt, wenn die Stralen nahe bey der Axe DC einfallen, ohngefaͤhr (1/30) von BC, ſonſt noch mehr. Bey dem im Jahre 1774 in Paris angeſtellten Verſuchen mit einer hohlen mit Weingeiſt gefuͤllten Linſe, von welcher nur ein 6—7 Lin. breiter Ring am Rande offen gelaſſen war (ſ. Brennglas), fand Briſſon (Mém. de Paris 1774.) die Entfernung des Vereinigungspunkts der Sonnenſtralen vom Mittelpunkte der Linſe Sch. Zoll. Lin.
fuͤr rothe Stralen — — 10 3 11 1/2
— orangegelbe — — 10 2 10
— gelbe — — 10 2 3
— blaue — — 9 7 10 1/2
— violette — — 9 6 4 1/2
wo BR, 9 Zoll 7 Lin., oder (1/12) von BC ausmacht.
Da ſich nun die von einem Punkte kommenden Stralen auf die in der Figur deutlich vorgeſtellte Art durchkreuzen, ſo kan weder in B oder R ſelbſt, noch irgendwo zwiſchen dieſen Punkten, ein deutliches Bild des ſtralenden Punktes entſtehen. In B z. B. wird das deutliche Bild, welches die blauen Stralen machen, mit Lichte von andern Farben, und am Rande mit rothem Lichte aus eben dem Punkte des Gegenſtandes, umgeben ſeyn; daher dieſe Abweichung dem Bilde zugleich falſche Farben und farbichte Raͤnder giebt.
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