Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Auch im Quecksilber hat man die Ursachen der Barometerveränderungen suchen wollen. Wallis meynt (a. a. O.), die im Quecksilber enthaltene Luft und Feuchtigkeit dehne sich im Sommer aus, und treibe es im Barometer höher, ohne daß der Druck der Luft sich ändere; im Winter erfolge das Gegentheil; wenn aber die Feuchtigkeit gefriere, dehne sich das Quecksilber wieder aus. Lister (Phil. Trans. no. 165.) erklärt die ganzen Barometerveränderungen aus einem Zusammenziehen des Quecksilbers bey großer Wärme und Kälte, welche Meynung die seltsamste unter allen ist. Schwingungen der Lufttheilchen, durch das Zufammenstoßen der Winde verursacht, nimmt Gersten (Diss. Tentamina syst. novi ad mutationes barom. ex natura elateris aerii demonstr. Frf. 1733. 8.) für die Ursache des Fallens im Barometer an. Solche Schwingungen dehnen nach seiner Meynung jede elastische Materie mehr aus oder verdünnen sie. Die Sonne giebt der Atmosphäre eine regelmäßige Bewegung, die in unserm Klima ein Nordostwind ist. Dabey sind keine Schwingungen, und das Barometer steht hoch; Schwingungen aber entstehen, wenn andere Winde mit jenem zusammenstoßen, dann fällt das Barometer. Diese Hypothese ist der Halleyischen gerade entgegengesetzt, nach welcher das Zusammenstoßen der Winde Steigen des Barometers bewirken sollte. De la Hire (Mem. de Paris. 1705.) erklärt die Barometerveränderungen aus dem Uebergange der Luft von den südlichen zu den nördlichen Gegenden. Er nimmt an, die Atmosphäre sey unter den Polen weit höher, als unter dem Aequator, daher werde ihre Höhe bey uns durch Nordwinde vergrößert, durch Südwinde vermindert; da nun Südwind auch Regen bringe, so regne es nach dem Fallen des Barometers; man müsse aber nicht stets nach
Auch im Queckſilber hat man die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ſuchen wollen. Wallis meynt (a. a. O.), die im Queckſilber enthaltene Luft und Feuchtigkeit dehne ſich im Sommer aus, und treibe es im Barometer hoͤher, ohne daß der Druck der Luft ſich aͤndere; im Winter erfolge das Gegentheil; wenn aber die Feuchtigkeit gefriere, dehne ſich das Queckſilber wieder aus. Liſter (Phil. Trans. no. 165.) erklaͤrt die ganzen Barometerveraͤnderungen aus einem Zuſammenziehen des Queckſilbers bey großer Waͤrme und Kaͤlte, welche Meynung die ſeltſamſte unter allen iſt. Schwingungen der Lufttheilchen, durch das Zufammenſtoßen der Winde verurſacht, nimmt Gerſten (Diſſ. Tentamina ſyſt. novi ad mutationes barom. ex natura elateris aërii demonſtr. Frf. 1733. 8.) fuͤr die Urſache des Fallens im Barometer an. Solche Schwingungen dehnen nach ſeiner Meynung jede elaſtiſche Materie mehr aus oder verduͤnnen ſie. Die Sonne giebt der Atmoſphaͤre eine regelmaͤßige Bewegung, die in unſerm Klima ein Nordoſtwind iſt. Dabey ſind keine Schwingungen, und das Barometer ſteht hoch; Schwingungen aber entſtehen, wenn andere Winde mit jenem zuſammenſtoßen, dann faͤllt das Barometer. Dieſe Hypotheſe iſt der Halleyiſchen gerade entgegengeſetzt, nach welcher das Zuſammenſtoßen der Winde Steigen des Barometers bewirken ſollte. De la Hire (Mém. de Paris. 1705.) erklaͤrt die Barometerveraͤnderungen aus dem Uebergange der Luft von den ſuͤdlichen zu den noͤrdlichen Gegenden. Er nimmt an, die Atmoſphaͤre ſey unter den Polen weit hoͤher, als unter dem Aequator, daher werde ihre Hoͤhe bey uns durch Nordwinde vergroͤßert, durch Suͤdwinde vermindert; da nun Suͤdwind auch Regen bringe, ſo regne es nach dem Fallen des Barometers; man muͤſſe aber nicht ſtets nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0294" xml:id="P.1.280" n="280"/><lb/> Steigen, bewirken. <hi rendition="#b">Wallis</hi> ſelbſt nimmt in der Folge <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. no. 171.)</hi> ſeine Meynung zuruͤck, und glaubt nun die verſtaͤrkte Elaſticitaͤt wirke gar nicht in den Druck der Luft.</p> <p>Auch im <hi rendition="#b">Queckſilber</hi> hat man die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ſuchen wollen. <hi rendition="#b">Wallis</hi> meynt (a. a. O.), die im Queckſilber enthaltene Luft und Feuchtigkeit dehne ſich im Sommer aus, und treibe es im Barometer hoͤher, ohne daß der Druck der Luft ſich aͤndere; im Winter erfolge das Gegentheil; wenn aber die Feuchtigkeit gefriere, dehne ſich das Queckſilber wieder aus. <hi rendition="#b">Liſter</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. no. 165.)</hi> erklaͤrt die ganzen Barometerveraͤnderungen aus einem Zuſammenziehen des Queckſilbers bey großer Waͤrme und Kaͤlte, welche Meynung die ſeltſamſte unter allen iſt.</p> <p><hi rendition="#b">Schwingungen der Lufttheilchen,</hi> durch das Zufammenſtoßen der Winde verurſacht, nimmt <hi rendition="#b">Gerſten</hi> <hi rendition="#aq">(Diſſ. Tentamina ſyſt. novi ad mutationes barom. ex natura elateris aërii demonſtr. Frf. 1733. 8.)</hi> fuͤr die Urſache des Fallens im Barometer an. Solche Schwingungen dehnen nach ſeiner Meynung jede elaſtiſche Materie mehr aus oder verduͤnnen ſie. Die Sonne giebt der Atmoſphaͤre eine regelmaͤßige Bewegung, die in unſerm Klima ein Nordoſtwind iſt. Dabey ſind keine Schwingungen, und das Barometer ſteht hoch; Schwingungen aber entſtehen, wenn andere Winde mit jenem zuſammenſtoßen, dann faͤllt das Barometer. Dieſe Hypotheſe iſt der Halleyiſchen gerade entgegengeſetzt, nach welcher das Zuſammenſtoßen der Winde Steigen des Barometers bewirken ſollte.</p> <p><hi rendition="#b">De la Hire</hi><hi rendition="#aq">(Mém. de Paris. 1705.)</hi> erklaͤrt die Barometerveraͤnderungen aus dem <hi rendition="#b">Uebergange der Luft</hi> von den ſuͤdlichen zu den noͤrdlichen Gegenden. Er nimmt an, die Atmoſphaͤre ſey unter den Polen weit hoͤher, als unter dem Aequator, daher werde ihre Hoͤhe bey uns durch Nordwinde vergroͤßert, durch Suͤdwinde vermindert; da nun Suͤdwind auch Regen bringe, ſo regne es nach dem Fallen des Barometers; man muͤſſe aber nicht ſtets nach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0294]
Steigen, bewirken. Wallis ſelbſt nimmt in der Folge (Phil. Trans. no. 171.) ſeine Meynung zuruͤck, und glaubt nun die verſtaͤrkte Elaſticitaͤt wirke gar nicht in den Druck der Luft.
Auch im Queckſilber hat man die Urſachen der Barometerveraͤnderungen ſuchen wollen. Wallis meynt (a. a. O.), die im Queckſilber enthaltene Luft und Feuchtigkeit dehne ſich im Sommer aus, und treibe es im Barometer hoͤher, ohne daß der Druck der Luft ſich aͤndere; im Winter erfolge das Gegentheil; wenn aber die Feuchtigkeit gefriere, dehne ſich das Queckſilber wieder aus. Liſter (Phil. Trans. no. 165.) erklaͤrt die ganzen Barometerveraͤnderungen aus einem Zuſammenziehen des Queckſilbers bey großer Waͤrme und Kaͤlte, welche Meynung die ſeltſamſte unter allen iſt.
Schwingungen der Lufttheilchen, durch das Zufammenſtoßen der Winde verurſacht, nimmt Gerſten (Diſſ. Tentamina ſyſt. novi ad mutationes barom. ex natura elateris aërii demonſtr. Frf. 1733. 8.) fuͤr die Urſache des Fallens im Barometer an. Solche Schwingungen dehnen nach ſeiner Meynung jede elaſtiſche Materie mehr aus oder verduͤnnen ſie. Die Sonne giebt der Atmoſphaͤre eine regelmaͤßige Bewegung, die in unſerm Klima ein Nordoſtwind iſt. Dabey ſind keine Schwingungen, und das Barometer ſteht hoch; Schwingungen aber entſtehen, wenn andere Winde mit jenem zuſammenſtoßen, dann faͤllt das Barometer. Dieſe Hypotheſe iſt der Halleyiſchen gerade entgegengeſetzt, nach welcher das Zuſammenſtoßen der Winde Steigen des Barometers bewirken ſollte.
De la Hire (Mém. de Paris. 1705.) erklaͤrt die Barometerveraͤnderungen aus dem Uebergange der Luft von den ſuͤdlichen zu den noͤrdlichen Gegenden. Er nimmt an, die Atmoſphaͤre ſey unter den Polen weit hoͤher, als unter dem Aequator, daher werde ihre Hoͤhe bey uns durch Nordwinde vergroͤßert, durch Suͤdwinde vermindert; da nun Suͤdwind auch Regen bringe, ſo regne es nach dem Fallen des Barometers; man muͤſſe aber nicht ſtets nach
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