Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Aus der verschiednen Neigung der Winde gegen die Erdfläche leitet Mariotte (Discours de la nature de l' air. 1676.) seine Erklärung her. Nach ihm sollen die Nordwinde von oben herab, die Südwinde nach der Tangente der Erdkugel oder von unten herauf gerichtet seyn, daher jene die untere Luft zusammendrücken, diese mehr auf die obere wirken, so daß sich die untere ausdehne, woraus Steigen und Fallen des Barometers folge. Es ist aber dies eine ganz willkührlich angenommene Behauptung. Woodward (Hist. natur. telluris. Lond. 1695. 8.) läßt den Stoß der Dünste, die aus seinem großem unterirdischen Wasserbehälter aufsteigen, so mächtig wirken, daß dadurch der Druck der Luft vermindert, und das Fallen des Barometers veranlasset wird. Eben dies behauptet Hamberger (Elem. physices. Ed. tert. Jenae, 1741. 8.), aber nur von denjenigen Dünsten, welche von der Erdfläche aufsteigen. Woodwards Wasserbehälter ist blos chimärisch, und die von der Erdfläche aufsteigenden Dünfte möchten wohl zu einer so großen Wirkung des Stoßes zu wenig seyn. Hauptsächlich aber müßte nach diesen Hypothesen das Barometer, ehe es regnete, zuerst beym Aufsteigen der Dünste fallen, dann bey ihrem Stillstehen wieder steigen, und also unmittelbar vor dem Regen gegen alle Erfahrung ein Steigen vorhergehen. Herr v. Leibnitz hatte durch Versuche, die Wolf (Nützl. Vers. Th. l. C. 8. §. 194.) beschreibt, gefunden daß ein im Wasser fallender Körper während des Falls nicht mit dem Wasser wiege. Er schloß daraus, daß auch
Aus der verſchiednen Neigung der Winde gegen die Erdflaͤche leitet Mariotte (Diſcours de la nature de l' air. 1676.) ſeine Erklaͤrung her. Nach ihm ſollen die Nordwinde von oben herab, die Suͤdwinde nach der Tangente der Erdkugel oder von unten herauf gerichtet ſeyn, daher jene die untere Luft zuſammendruͤcken, dieſe mehr auf die obere wirken, ſo daß ſich die untere ausdehne, woraus Steigen und Fallen des Barometers folge. Es iſt aber dies eine ganz willkuͤhrlich angenommene Behauptung. Woodward (Hiſt. natur. telluris. Lond. 1695. 8.) laͤßt den Stoß der Duͤnſte, die aus ſeinem großem unterirdiſchen Waſſerbehaͤlter aufſteigen, ſo maͤchtig wirken, daß dadurch der Druck der Luft vermindert, und das Fallen des Barometers veranlaſſet wird. Eben dies behauptet Hamberger (Elem. phyſices. Ed. tert. Jenae, 1741. 8.), aber nur von denjenigen Duͤnſten, welche von der Erdflaͤche aufſteigen. Woodwards Waſſerbehaͤlter iſt blos chimaͤriſch, und die von der Erdflaͤche aufſteigenden Duͤnfte moͤchten wohl zu einer ſo großen Wirkung des Stoßes zu wenig ſeyn. Hauptſaͤchlich aber muͤßte nach dieſen Hypotheſen das Barometer, ehe es regnete, zuerſt beym Aufſteigen der Duͤnſte fallen, dann bey ihrem Stillſtehen wieder ſteigen, und alſo unmittelbar vor dem Regen gegen alle Erfahrung ein Steigen vorhergehen. Herr v. Leibnitz hatte durch Verſuche, die Wolf (Nuͤtzl. Verſ. Th. l. C. 8. §. 194.) beſchreibt, gefunden daß ein im Waſſer fallender Koͤrper waͤhrend des Falls nicht mit dem Waſſer wiege. Er ſchloß daraus, daß auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0295" xml:id="P.1.281" n="281"/><lb/> dem auf der Erdflaͤche wehenden Winde, ſondern nach dem in den obern Regionen ſchließen. De Luͤc erinnert dagegen ſehr treffend, da die Winde aus Suͤden bey uns blos durchgiengen, ſo koͤnnten ſie von der Hoͤhe der Atmoſphaͤre bey uns nichts hinwegnehmen, ſie muͤßten blos dieſe Hoͤhe um den Aequator vermindern, und alſo dort groͤßere Barometerveraͤnderungen, als bey uns, verurſachen, welches doch der Erfahrung gerade entgegen iſt. <hi rendition="#b">v. Mairan</hi> hat der Erklaͤrung des <hi rendition="#b">de la Hire</hi> beygeſtimmt, und dieſe Urſache als eine mitwirkende angenommen.</p> <p>Aus der verſchiednen <hi rendition="#b">Neigung der Winde</hi> gegen die Erdflaͤche leitet <hi rendition="#b">Mariotte</hi> <hi rendition="#aq">(Diſcours de la nature de l' air. 1676.)</hi> ſeine Erklaͤrung her. Nach ihm ſollen die Nordwinde von oben herab, die Suͤdwinde nach der Tangente der Erdkugel oder von unten herauf gerichtet ſeyn, daher jene die untere Luft zuſammendruͤcken, dieſe mehr auf die obere wirken, ſo daß ſich die untere ausdehne, woraus Steigen und Fallen des Barometers folge. Es iſt aber dies eine ganz willkuͤhrlich angenommene Behauptung.</p> <p><hi rendition="#b">Woodward</hi><hi rendition="#aq">(Hiſt. natur. telluris. Lond. 1695. 8.)</hi> laͤßt den <hi rendition="#b">Stoß der Duͤnſte,</hi> die aus ſeinem großem unterirdiſchen Waſſerbehaͤlter aufſteigen, ſo maͤchtig wirken, daß dadurch der Druck der Luft vermindert, und das Fallen des Barometers veranlaſſet wird. Eben dies behauptet <hi rendition="#b">Hamberger</hi> <hi rendition="#aq">(Elem. phyſices. Ed. tert. Jenae, 1741. 8.),</hi> aber nur von denjenigen Duͤnſten, welche von der Erdflaͤche aufſteigen. Woodwards Waſſerbehaͤlter iſt blos chimaͤriſch, und die von der Erdflaͤche aufſteigenden Duͤnfte moͤchten wohl zu einer ſo großen Wirkung des Stoßes zu wenig ſeyn. Hauptſaͤchlich aber muͤßte nach dieſen Hypotheſen das Barometer, ehe es regnete, zuerſt beym Aufſteigen der Duͤnſte fallen, dann bey ihrem Stillſtehen wieder ſteigen, und alſo unmittelbar vor dem Regen gegen alle Erfahrung ein Steigen vorhergehen.</p> <p><hi rendition="#b">Herr v. Leibnitz</hi> hatte durch Verſuche, die <hi rendition="#b">Wolf</hi> (Nuͤtzl. Verſ. Th. <hi rendition="#aq">l.</hi> C. 8. §. 194.) beſchreibt, gefunden daß ein im Waſſer fallender Koͤrper waͤhrend des Falls nicht mit dem Waſſer wiege. Er ſchloß daraus, daß auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [281/0295]
dem auf der Erdflaͤche wehenden Winde, ſondern nach dem in den obern Regionen ſchließen. De Luͤc erinnert dagegen ſehr treffend, da die Winde aus Suͤden bey uns blos durchgiengen, ſo koͤnnten ſie von der Hoͤhe der Atmoſphaͤre bey uns nichts hinwegnehmen, ſie muͤßten blos dieſe Hoͤhe um den Aequator vermindern, und alſo dort groͤßere Barometerveraͤnderungen, als bey uns, verurſachen, welches doch der Erfahrung gerade entgegen iſt. v. Mairan hat der Erklaͤrung des de la Hire beygeſtimmt, und dieſe Urſache als eine mitwirkende angenommen.
Aus der verſchiednen Neigung der Winde gegen die Erdflaͤche leitet Mariotte (Diſcours de la nature de l' air. 1676.) ſeine Erklaͤrung her. Nach ihm ſollen die Nordwinde von oben herab, die Suͤdwinde nach der Tangente der Erdkugel oder von unten herauf gerichtet ſeyn, daher jene die untere Luft zuſammendruͤcken, dieſe mehr auf die obere wirken, ſo daß ſich die untere ausdehne, woraus Steigen und Fallen des Barometers folge. Es iſt aber dies eine ganz willkuͤhrlich angenommene Behauptung.
Woodward (Hiſt. natur. telluris. Lond. 1695. 8.) laͤßt den Stoß der Duͤnſte, die aus ſeinem großem unterirdiſchen Waſſerbehaͤlter aufſteigen, ſo maͤchtig wirken, daß dadurch der Druck der Luft vermindert, und das Fallen des Barometers veranlaſſet wird. Eben dies behauptet Hamberger (Elem. phyſices. Ed. tert. Jenae, 1741. 8.), aber nur von denjenigen Duͤnſten, welche von der Erdflaͤche aufſteigen. Woodwards Waſſerbehaͤlter iſt blos chimaͤriſch, und die von der Erdflaͤche aufſteigenden Duͤnfte moͤchten wohl zu einer ſo großen Wirkung des Stoßes zu wenig ſeyn. Hauptſaͤchlich aber muͤßte nach dieſen Hypotheſen das Barometer, ehe es regnete, zuerſt beym Aufſteigen der Duͤnſte fallen, dann bey ihrem Stillſtehen wieder ſteigen, und alſo unmittelbar vor dem Regen gegen alle Erfahrung ein Steigen vorhergehen.
Herr v. Leibnitz hatte durch Verſuche, die Wolf (Nuͤtzl. Verſ. Th. l. C. 8. §. 194.) beſchreibt, gefunden daß ein im Waſſer fallender Koͤrper waͤhrend des Falls nicht mit dem Waſſer wiege. Er ſchloß daraus, daß auch
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